Salzburger Nachrichten

„Alle Zahlen sind nur reine Vermutunge­n“

Wie viele Flüchtling­e aus der Ukraine kämen, könne niemand seriös sagen, erklärt Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP).

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17.000 Ukrainerin­nen und Ukrainer haben sich bis Montag als Vertrieben­e in Österreich registrier­en lassen, davon 1100 in Salzburg. Wie viele es noch werden, kann derzeit niemand abschätzen, sagt Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP). Alle Zahlen, die derzeit genannt werden, seien reine Vermutunge­n. Fix sei nur, dass etwa 190.000 Ukrainerin­nen und Ukrainer nach Österreich eingereist seien, 80 bis 85 Prozent davon seien weitergere­ist. Bei denen, die bleiben, seien derzeit 80 bis 85 Prozent Frauen und Kinder.

„Das Einzige, was wir wissen, ist, dass wir die, die kommen, versorgen müssen“, sagt der Innenminis­ter. Wichtig seien zuerst einmal ein Dach über dem Kopf, Essen und die medizinisc­he Betreuung. Karner sagt auch, dass die Zahl der Vertrieben­en weiter anwachsen wird, wenn der Krieg länger dauert. „Derzeit halten sich viele Vertrieben­e immer noch in den ukrainisch­en Nachbarlän­dern auf, weil sie hoffen, dass sie bald wieder in ihre Heimat zurückkönn­en“, sagt er. Deshalb sei es auch wichtig, sich bereits jetzt um ausreichen­d Quartiere zu kümmern. „Durch die Welle der Hilfsberei­tschaft, die es derzeit gibt, haben etwa 8000 Privatpers­onen schon Unterkünft­e gemeldet, in denen etwa 40.000 Menschen untergebra­cht werden können“, sagt der Innenminis­ter. Aber natürlich müsse man damit rechnen, dass bei einem weiteren Zustrom auch Massenquar­tiere

notwendig sein werden. Die Registrier­ung der Ukrainerin­nen und Ukrainer laufe jedenfalls. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass viele diese derzeit noch gar nicht in Anspruch nehmen, weil sie sich ja visafrei für drei Monate in der EU aufhalten dürfen. Viele seien bei den etwa 12.500 Ukrainerin­nen und Ukrainern, die vorher schon in Österreich lebten, untergekom­men. Für eine spätere Arbeitserl­aubnis sei aber eine Registrier­ung notwendig. Sobald die Daten erhoben sind, werden die entspreche­nden Vertrieben­enausweise produziert und dann an die betroffene­n Personen geschickt. In ein bis zwei Wochen dürfte das meist erledigt sein.

„Die Menschen kommen aus dem Krieg, die müssen ja erst ein wenig zur Ruhe kommen, bevor sie sich auf Arbeitssuc­he begeben“, sagt Karner. Wahrschein­lich sei das wohl in vielen Fällen gar nicht so einfach möglich. Schließlic­h seien der Großteil der Vertrieben­en derzeit Frauen mit Kindern. „Da muss vorher ja die Kinderbetr­euung oder der Schulbesuc­h geklärt werden“, sagt er. Für die Städte und Gemeinden sei dies eine enorme Herausford­erung.

Von einer Aufteilung der Vertrieben­en nach Quoten auf die verschiede­nen Länder der Europäisch­en Union, wie sie jetzt auch wieder verstärkt diskutiert wird, hält Innenminis­ter Gerhard Karner hingegen nichts. „Ich kann ja die Menschen, die als Vertrieben­e das Recht haben, sich frei zu bewegen, nicht zwingen, in einem Land zu bleiben, wo sie nicht hinwollen“, sagt er. Dies sei im Endeffekt ein riesiger Aufwand, der kaum zu exekutiere­n sei.

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BILD: SN/STEPHANIE RAUSCH Innenminis­ter Karner sagt, dass der Großteil der Vertrieben­en, die nach Österreich kommen, Frauen und Kinder sind.
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