In den Kindergärten geht der Frust um
WIEN. In mehreren Bundesländern protestierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Kindergärten gegen ihre Arbeitsbedingungen. Unter dem von der Gewerkschaft Younion ausgerufenen Motto „Jetzt gibt’s Wirbel 2.0“wurden etwa mehr Personal, mehr Geld und eine Ausbildungsoffensive gefordert. Die Kindergärten selbst liefen wegen der gesetzlichen Betriebspflicht allerdings zumindest im Notbetrieb weiter.
In Wien versammelten sich rund 250 Personen vor dem Bildungsministerium. Der stellvertretende Younion-Vorsitzende Manfred Obermüller verlangte mehr Personal in den Einrichtungen – das betreffe sowohl die pädagogischen als auch Unterstützungskräfte. „Man hat immer gesagt: Das Bundesheer putzt sich zu Tode. Wir administrieren uns zu Tode.“Die Kindergärten würden etwa Kanzlei- oder Reinigungskräfte brauchen. Außerdem müssten zusätzliche Bildungsanstalten für Elementarpädagogik eingerichtet werden, um mehr Fachpersonal zu bekommen. „25 Kinder in einer Gruppe sind zu viel.“
Derzeit sind die Kindergärten Aufgabe der Länder, die Qualitätsmindeststandards sehen deshalb in jedem Land unterschiedlich aus. Demonstriert wird neben Wien auch in anderen Bundesländern – in St. Pölten kamen etwa 50 Personen auf den Riemerplatz. In vielen Ländern stehen Aktionen erst am Nachmittag oder frühen Abend am
Programm. Aus dem Bildungsministerium hieß es , die Anliegen des Kindergartenpersonals seien nachvollziehbar und verständlich. Es gebe für die laufende 15a-Vereinbarung zur Elementarpädagogik zwischen Bund und Ländern ein Bekenntnis der gesamten Bundesregierung, die Mittel für die Elementarpädagogik deutlich zu erhöhen. „Die Verfassung sieht allerdings nicht vor, dass der Bund Regelungen erlässt.
Kompetenzdiskussionen bringen uns hier nicht weiter.“
Nach Angaben der Statistik Austria
gab es im Betreuungsjahr 2020/21 in Österreich rund 8600 institutionelle Kinderbetreuungseinrichtungen. Davon waren etwas mehr als die Hälfte Kindergärten (rund 4600; für Kinder ab 2,5 oder drei Jahren bis zum Schuleintritt). Rund 2400 der Einrichtungen waren Krippen (für unter Dreijährige) und 1600 altersgemischte Einrichtungen (zwischen 1,5 und 15 Jahren). Insgesamt wurden in diesen Einrichtungen knapp 323.000 Kinder betreut. Ein ganz kleiner Anteil der Kinder wird außerdem von Tageseltern betreut.
In Österreich werden nach Angaben der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“aktuell rund 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in elementare Bildung investiert. Das ist weniger als im Schnitt der Staaten der Europäischen Union (0,8 Prozent) und der OECD (0,9).