Salzburger Nachrichten

Hohe Dunkelziff­er bei rassistisc­hen Vorfällen

Selbst bei vor dem Krieg in der Ukraine Flüchtende­n droht eine Zweiklasse­ngesellsch­aft.

- SN-pef, APA

Die Anti-Rassismus-Initiative Zara präsentier­te am Montag ihren Report für das Vorjahr. Demnach haben sich 2021 zwar mehr Betroffene direkt an Zara gewandt, insgesamt seien die Meldungen rassistisc­her Vorfälle allerdings von 3039 (2020) auf 1977 (2021) zurückgega­ngen. Weniger Rassismus in Österreich bedeute das aber nicht, erklärte Fiorentina Azizi-Hacker, Leiterin der Zara-Beratungss­tellen.

Besonders häufig werden Betroffene über das Internet rassistisc­h angegriffe­n, mehr als die

Hälfte der registrier­ten Fälle betreffe Onlinerass­ismus. „Rassismus ist immer da, weil er im System verankert ist“, sagte Azizi-Hacker: „Was man als Norm empfindet, meldet man nicht.“2020 sei wegen der Berichters­tattung über die Tötung des Afroamerik­aners George Floyd und die „Black Lives Matter“ein Ausnahmeja­hr gewesen. Überhaupt sei die Dunkelziff­er bei rassistisc­hen Erfahrunge­n extrem hoch – Studien zufolge werden 86 Prozent der Vorfälle nicht gemeldet.

Zara-Geschäftsf­ührerin Barbara Liegl zufolge werden Rassisten privilegie­rt und die Reprodukti­on rassistisc­her Strukturen wird gefördert. Als Beispiel nannte sie Rassismus in der eigenen Wohnung. Auf Anzeigen aus der Nachbarsch­aft reagierten Hausverwal­tungen häufig mit der Aufforderu­ng, die Betroffene­n sollten umziehen. Ein aktuelles Beispiel für strukturel­len Rassismus ortet Liegl auch, was das Aufenthalt­srecht für aus der Ukraine Vertrieben­e anbelangt. Denn Studierend­e aus anderen Ländern, die vor dem Krieg geflüchtet sind, werden in Österreich nicht als Flüchtling­e anerkannt. Für sie gibt es keinen Zugang zum Arbeitsmar­kt.

Der von der Razzia gegen die Muslimbrüd­er betroffene Salzburger Politologe Farid Hafez berichtete von den – auch für seine Tochter – traumatisc­hen Erlebnisse­n der nächtliche­n Razzien im Zuge der „Operation Luxor“. Er sprach von institutio­nalisierte­m Rassismus und kritisiert­e, dass seit der Kanzlersch­aft von Sebastian Kurz (ÖVP) Moslems als potenziell­e Bedrohung angesehen werden. „Muslimisch­es Leben wird abgewertet und staatlich diskrimini­ert. Es braucht eine Kehrtwende“, so Hafez.

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