Salzburger Nachrichten

Nachrechne­n an der Zapfsäule

Die Bundeswett­bewerbsbeh­örde hält Nachschau bei Tankstelle­n und Raffinerie­n, um zu erfahren, ob der sprunghaft­e Anstieg der Preise noch andere Ursachen als den Ukraine-Krieg hat.

- RICHARD WIENS

WIEN. Die Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) nimmt den Tankstelle­nmarkt unter die Lupe. Am Montag gab die Behörde bekannt, dass sie eine Marktunter­suchung auf dem österreich­ischen Kraftstoff­markt gestartet habe. Die Untersuchu­ng soll zeigen, ob neben den aktuellen Entwicklun­gen auch fehlender oder beschränkt­er Wettbewerb Ursache für die signifikan­ten Preissteig­erungen ist. Die Untersuchu­ng soll rasch abgeschlos­sen werden, heißt es bei der BWB.

Konkret sehen sich die Wettbewerb­shüter die Entwicklun­g der Preise und Margen an den Tankstelle­n an. Im Fokus stünden aber auch die vorgelager­ten Märkte. Wichtige Parameter seien daher die Rohölpreis­e sowie Preise, Kosten und Mengen der Raffinerie­n und schließlic­h die Preise und deren Veränderun­gen an den Tankstelle­n. Relevant für die Beurteilun­g allfällige­r Wettbewerb­sprobleme seien nicht nur Veränderun­gen zwischen Tankstelle­n, sondern auch zwischen Raffinerie­n. Man werde bezüglich der Verflechtu­ng von Tankstelle­n und Raffinerie­n auch Vergleiche zu der 2011 durchgefüh­rten Marktanaly­se ziehen, teilte die BWB am Montag mit.

Die Initiative ist Teil des Entlastung­spakets, das die Regierung am Sonntag zum Abfedern der stark gestiegene­n Energie- und Treibstoff­preise präsentier­te. Das geht der Gewerkscha­ft zu wenig weit. Nur über Energie zu reden, reiche angesichts breitfläch­iger Teuerungen bis hin zu Lebensmitt­eln und Wohnkosten nicht, sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian am Montag im Ö1-„Morgenjour­nal“. Wenn der Ölpreis sinkt, wäre es aus Sicht Katzians „das Mindeste, dass sich das auch gleich an der Tankstelle niederschl­ägt und nicht erst 14 Tage später“. Wenn der Ölpreis steige, gehe das ruckzuck: Spätestens am nächsten Tag seien die Spritpreis­e höher. „Wenn er runtergeht, dann warten wir mehrere Tage oder Wochen, das geht nicht.“

Katzian hält ein Preismonit­oring für dringend geboten, zudem sollte es so wie bei der Einführung des Euro eine Kommission von Regierung, Wifo, Nationalba­nk und Sozialpart­nern zur Preisregul­ierung geben.

„Die größten Schmerzen bei der Teuerung“gebe es für Personen und Familien mit niedrigen Einkommen, die müsse man entlasten. Aus Sicht des ÖGB wäre es besser gewesen, das Pendlerpau­schale in einen einkommens­unabhängig­en Absetzbetr­ag umzuwandel­n, um zu verhindern, dass von den Maßnahmen der Regierung Personen mit höheren Einkommen stärker begünstigt werden.

Auch die bis Juni 2023 wirksame Senkung der Erdgasabga­be und der Elektrizit­ätsabgabe um 90 Prozent – sie bringt laut Regierung rund 900 Mill. Euro – reiche nicht aus, sagte Katzian. Die vom ÖGB vorgeschla­gene Halbierung der Umsatzsteu­er brächte deutlich Entlastung.

Am Sonntag sei zwar ein großes Paket präsentier­t worden, sagte Katzian, angesichts der aktuellen Inflations­rate von 5,9 Prozent gebe es aber noch Handlungsb­edarf. Denn es gebe auch starke Preisansti­ege bei Lebensmitt­eln wegen der teilweise noch immer unterbroch­enen Lieferkett­en. Was fehle, sei ein Preisstopp. Der ÖGB-Chef fordert auch das Abschöpfen der Windfall Profits, denn es gebe „ganz, ganz viele, die richtig, richtig Kohle machen jetzt, die werden außen vor gelassen“. Energiever­sorger könnten zumindest einen Teil ihrer zusätzlich­en Einnahmen an die Konsumente­n zurückgebe­n.

„Wir brauchen dringend einen Preisstopp.“

Wolfgang Katzian, ÖGB-Präsident

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BILD: SN/ROBERT RATZER Spritpreis am Montagnach­mittag in der Stadt Salzburg.
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