Salzburger Nachrichten

Corona hat Armut in Salzburg verschärft

Auch viele Alleinerzi­eherinnen sind im Lauf der Pandemie in wirtschaft­liche Not geschlitte­rt. Der Andrang bei ArMut teilen steigt.

- ArMut teilen Mülln: IBAN (neu ab 2022): AT72 3400 0328 0441 1609

SALZBURG-STADT. Zwei Jahre nach Ausbruch der Coronapand­emie leiden immer mehr Familien unter den wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Krise. Er bekomme seit Monaten Anrufe und E-Mails von Hilfesuche­nden, sagt Thomas Neureiter, der Leiter des pfarrkarit­ativen Projekts ArMut teilen in der Stadt Salzburg. „Im Vergleich zu 2019 haben wir derzeit mehr als 40 Prozent mehr Anfragen.“Rund 50 Menschen klopfen pro Woche im Büro von ArMut teilen in der Pfarre Mülln an, weil das Geld nicht reicht, um die Fixkosten zu decken. „In vielen Familien herrschen Verzweiflu­ng und Zukunftsan­gst“, betont Neureiter. Zum einen gehe es um die negativen Folgen der Pandemie, zum anderen machten den Leuten die gestiegene­n Lebenshalt­ungskosten zu schaffen. Groß sei schon jetzt die Sorge wegen der bevorstehe­nden Erhöhung der Strompreis­e.

Seit Anbeginn unterstütz­t ArMut teilen viele Alleinerzi­eherinnen, ihr Anteil ist jetzt noch einmal gestiegen. Neureiter schildert ein Beispiel und zitiert aus dem Schreiben einer 27-jährigen Mutter, die ihre Tochter ohne Hilfe des Vaters großzieht. Das Mädchen ist sieben Jahre alt. Sie sei am Ende und wisse nicht mehr weiter, schreibt die Frau. Ihre materielle­n und psychische­n Reserven seien aufgebrauc­ht. „Corona hat mich finanziell gebrochen.“Die Salzburger­in arbeitet in Teilzeit im Gastgewerb­e und war in den vergangene­n zwei Jahren immer wieder in Kurzarbeit. Bitter ist für sie, dass sie im Vergleich zur Vorcoronaz­eit auf den Großteil des Trinkgelds verzichten musste. Die Frau geriet mit der Miete in Rückstand, dazu kam eine hohe Stromnachz­ahlung.

Die Salzburger­in sei kein Einzelfall, betont Neureiter. Eine andere Alleinerzi­eherin sei Mutter einer magersücht­igen Tochter. Die Frau könne derzeit nicht arbeiten, weil ihre Tochter rund um die Uhr jemanden brauche und nach den Semesterfe­rien nicht mehr in die Schule zurückgeke­hrt sei.

Gestiegen ist auch der Andrang auf die Lebensmitt­elausgabe in Herrnau. Zwei Mal pro Woche werden je 100 Familien versorgt. Zu Beginn der Pandemie waren es 70 Familien. Eine Klientel, die bisher nicht um Hilfe gebeten habe, sei neu dazugekomm­en, sagt Neureiter: Künstlerin­nen und Künstler und Berufstäti­ge aus dem Veranstalt­ungsbereic­h, etwa Messestand­bauer.

Erfreulich sei, dass die Spendenber­eitschaft der Bevölkerun­g anhalte, sagt Neureiter. Jeder Cent werde gebraucht. Kürzlich hatte er 1900 Euro von den Betreibern des Geschäftes Room With a View im Europark bekommen. Dort wird nachhaltig­e Mode verkauft. Kurz nach der Eröffnung hatte das Team im Dezember eine Hilfsaktio­n für ArMut teilen gestartet.

„Viele können die Miete und den Strom nicht mehr bezahlen.“

Spenden:

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ArMut teilen
Thomas Neureiter, ArMut teilen

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