Corona hat Armut in Salzburg verschärft
Auch viele Alleinerzieherinnen sind im Lauf der Pandemie in wirtschaftliche Not geschlittert. Der Andrang bei ArMut teilen steigt.
SALZBURG-STADT. Zwei Jahre nach Ausbruch der Coronapandemie leiden immer mehr Familien unter den wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise. Er bekomme seit Monaten Anrufe und E-Mails von Hilfesuchenden, sagt Thomas Neureiter, der Leiter des pfarrkaritativen Projekts ArMut teilen in der Stadt Salzburg. „Im Vergleich zu 2019 haben wir derzeit mehr als 40 Prozent mehr Anfragen.“Rund 50 Menschen klopfen pro Woche im Büro von ArMut teilen in der Pfarre Mülln an, weil das Geld nicht reicht, um die Fixkosten zu decken. „In vielen Familien herrschen Verzweiflung und Zukunftsangst“, betont Neureiter. Zum einen gehe es um die negativen Folgen der Pandemie, zum anderen machten den Leuten die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu schaffen. Groß sei schon jetzt die Sorge wegen der bevorstehenden Erhöhung der Strompreise.
Seit Anbeginn unterstützt ArMut teilen viele Alleinerzieherinnen, ihr Anteil ist jetzt noch einmal gestiegen. Neureiter schildert ein Beispiel und zitiert aus dem Schreiben einer 27-jährigen Mutter, die ihre Tochter ohne Hilfe des Vaters großzieht. Das Mädchen ist sieben Jahre alt. Sie sei am Ende und wisse nicht mehr weiter, schreibt die Frau. Ihre materiellen und psychischen Reserven seien aufgebraucht. „Corona hat mich finanziell gebrochen.“Die Salzburgerin arbeitet in Teilzeit im Gastgewerbe und war in den vergangenen zwei Jahren immer wieder in Kurzarbeit. Bitter ist für sie, dass sie im Vergleich zur Vorcoronazeit auf den Großteil des Trinkgelds verzichten musste. Die Frau geriet mit der Miete in Rückstand, dazu kam eine hohe Stromnachzahlung.
Die Salzburgerin sei kein Einzelfall, betont Neureiter. Eine andere Alleinerzieherin sei Mutter einer magersüchtigen Tochter. Die Frau könne derzeit nicht arbeiten, weil ihre Tochter rund um die Uhr jemanden brauche und nach den Semesterferien nicht mehr in die Schule zurückgekehrt sei.
Gestiegen ist auch der Andrang auf die Lebensmittelausgabe in Herrnau. Zwei Mal pro Woche werden je 100 Familien versorgt. Zu Beginn der Pandemie waren es 70 Familien. Eine Klientel, die bisher nicht um Hilfe gebeten habe, sei neu dazugekommen, sagt Neureiter: Künstlerinnen und Künstler und Berufstätige aus dem Veranstaltungsbereich, etwa Messestandbauer.
Erfreulich sei, dass die Spendenbereitschaft der Bevölkerung anhalte, sagt Neureiter. Jeder Cent werde gebraucht. Kürzlich hatte er 1900 Euro von den Betreibern des Geschäftes Room With a View im Europark bekommen. Dort wird nachhaltige Mode verkauft. Kurz nach der Eröffnung hatte das Team im Dezember eine Hilfsaktion für ArMut teilen gestartet.
„Viele können die Miete und den Strom nicht mehr bezahlen.“
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