Salzburger Nachrichten

Zwischen Hoch und Tief

Die Zahl der Arbeitslos­en sinkt weiter, der Arbeitsmin­ister hofft, „dass sich das jetzt nicht dreht“. Es gebe viele Möglichkei­ten, wie Österreich­s Wirtschaft in der Ukraine-Krise leiden werde.

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WIEN. Noch steht der Arbeitsmar­kt in Österreich gut da. Aktuell sind 336.650 Personen beim Arbeitsmar­ktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet, das sind um fast 7000 Personen weniger als noch vor einer Woche. 166.482 Beschäftig­te sind derzeit zur Kurzarbeit vorangemel­det, seit Anfang März kamen 2300 neue Fälle dazu. Für Arbeitsmin­ister Martin Kocher (ÖVP) zeigen sich damit noch keine großen Auswirkung­en, was den Krieg in der Ukraine betrifft. „Das heißt nicht, dass da nicht noch etwas kommt“, erklärte er am Dienstag bei seiner wöchentlic­hen Präsentati­on der Arbeitslos­enzahlen.

Der Trend sei aktuell positiv, die Situation allerdings unsicher. Ohne Ukraine-Krise würde die Arbeitslos­igkeit nun weiter nach unten gehen, sagte Kocher, „wir hoffen, dass sich das jetzt nicht dreht“.

Bis Dienstag wurden in Österreich 20.500 Flüchtling­e aus der Ukraine registrier­t, 193.000 sind laut Innenminis­terium eingereist, 80 Prozent würden gleich weiterreis­en. Für den Arbeitsmar­kt rechnet Kocher derzeit mit keiner sehr hohen Zahl an Ukrainerin­nen und Ukrainern, auch, weil aktuell vor allem Mütter, Kinder und ältere Personen ankämen. Mittelfris­tig geht er als „Untergrenz­e“von „einigen Zehntausen­d“aus.

AMS-Chef Johannes Kopf sieht bei den Ankommende­n durchaus Interesse an Jobs. Am Dienstag sagte er in einem Interview mit der

„Presse“: „Wenn man mit den Frauen spricht, erhält man unisono die Rückmeldun­g, dass sie Arbeit suchen.“Um sie in den Arbeitsmar­kt zu bekommen, müsse es aber genug Kinderbetr­euungsplät­ze geben, nur so könne das AMS bei der Jobvermitt­lung erfolgreic­h sein. Im Moment rechnet Kopf damit, dass nicht einmal die Hälfte der Vertrieben­en beim AMS vorstellig werde.

Arbeitsmin­ister Kocher betonte die Wichtigkei­t von Kompetenzc­hecks, die rasche Anerkennun­g von Diplomen und Sprachkurs­en. Diese werde man für Jobs in Branchen mit hohem Arbeitskrä­ftebedarf, etwa in der Pflege, priorisier­en. Insgesamt sei man auf eine Flüchtling­swelle „bei Weitem besser vorbereite­t als noch vor fünf oder sechs Jahren“, betonte Kocher.

Im Zuge der Ukraine-Krise gebe es aber „viele Möglichkei­ten, wie die österreich­ische Wirtschaft leiden wird“, mehrere Effekte seien zu erwarten. Zuerst werde es Unternehme­n treffen, die mit Russland oder der Ukraine direkt Handel betreiben, gefolgt von einer insgesamt sinkenden Wirtschaft­skraft und weiteren spezifisch­en Effekten wie dem Mangel an Rohstoffen. Diese Dynamik werde sich insgesamt auch auf die Beschäftig­ung auswirken.

Bei der Kurzarbeit rechnet Kocher deshalb wieder mit einem Anstieg, „die Zahl der Neuanmeldu­ngen wird zulegen“. Ende März endet die eigentlich­e Corona-Kurzarbeit, mit Ende Juni auch die nur als Übergangsl­ösung geplante Version, in der Arbeitgebe­r bei den Ausfallstu­nden 15 Prozent zuzahlen müssen. Man sei mit den Sozialpart­nern in Gesprächen zur Verlängeru­ng, sagte Kocher am Dienstag, in welcher Form, wisse man noch nicht. Fix sei: „Die Kurzarbeit wird weiter existieren.“

„Kurzarbeit wird wieder zulegen.“

Martin Kocher, Arbeitsmin­ister

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