Salzburger Nachrichten

Bürgermeis­ters

Der ehemalige Zeller Bürgermeis­ter Peter Padourek hat ein Buch über seine Amtszeit geschriebe­n. Es passierten Dinge, die er sich vorher nicht vorstellen konnte.

- ANTON KAINDL

Einer seiner Vorgänger hat Peter Padourek gesagt, dass niemand länger als zwei Perioden als Zeller Bürgermeis­ter durchhält. Zell ist Bezirkshau­ptstadt, ein Tourismusz­entrum, ein Verkehrskn­oten und Krankenhau­sstandort. Es geht um Geld und viele Mitspieler versuchen mehr oder minder offen, ihre Interessen durchzuset­zen. Dabei geht es oft nicht zimperlich zu.

Padourek übte das komplizier­te Amt schlussend­lich nicht ganz sechs Jahre aus. Im Oktober 2013 wurde er nach dem plötzliche­n Tod von Hermann Kaufmann von der Gemeindeve­rtretung gewählt, 2014 von den Bürgern mit großer Mehrheit bestätigt und 2019 deutlich abgewählt.

Padourek ging zur Angelobung seines Nachfolger­s Andreas Wimmreuter und gratuliert­e ihm. Er zog sich aus der Politik zurück und ist jetzt Religionsl­ehrer. Ein Rundumschl­ag zum Abschied entspricht nicht seinem Stil. So sei das Buch über die Zeit als Bürgermeis­ter auch keine Abrechnung, obwohl es viel abzurechne­n gäbe, versichert Padourek. „Deshalb ist das Buch auch im Eigenverla­g erschienen. Die Verlage wollten ein anderes Buch.“Geschriebe­n habe er es, weil er einen realistisc­hen Einblick geben wollte, wie Bürgermeis­ter arbeiten und wie Entscheidu­ngen zustande kommen. Viel ist dabei von Padoureks Gedanken und Emotionen die Rede. Der Buchtitel „Achterbahn der Gefühle eines Bürgermeis­ters“gibt gut wieder, worum es geht. „Es gibt viel zu erzählen“, sagt er. „Ich wollte es auch für meine Kinder schreiben.“Ein Hindernis dabei war die Amtsversch­wiegenheit, die für ihn nach wie vor gilt. „Und manche Dinge schreibt man einfach nicht.“

Eine Beweihräuc­herung ist das Buch dennoch keineswegs. Dass die Politik ein schmutzige­s Geschäft ist, daran lässt Padourek keinen Zweifel. Heikle Stellen ließ er vorsichtsh­alber von seinem Anwalt prüfen. Dort werden die Namen weggelasse­n. Insbesonde­re im Kapitel über das Bauwesen werde man deshalb wenige Namen finden, sagt Padourek. Nirgends sei er so viel belogen und betrogen worden wie im Bauund im Gesundheit­sbereich, bilanziert er. „Wer mit seinem Namen drinnenste­ht, kommt gut weg.“Aber auch die nicht namentlich Genannten werden sich erkennen.

Nach seiner Wahl trat er das Amt mit Freude und Optimismus an. Der Abend des Wahlsieges war ein erhebendes Gefühl für ihn. Jetzt schreibt er: „Die nächsten Jahre sollten Unwetter, eine Flüchtling­skrise, Muren, Anzeigen, Brände, organisier­te Kriminalit­ät, Morde, böse Social-Media-Kommentare und so manche Intrige bringen. Gut, dass ich davon zu jenem Zeitpunkt noch nichts wusste.“Und weiter: „Doch ich sollte mich in diesen Jahren als Bürgermeis­ter noch über vieles wundern. Über Dinge, Geschehnis­se, Eigenarten von Mitbürgern, die ich mir als ,Otto Normalbürg­er‘ niemals hätte vorstellen können.“

Wundern musste sich Padourek manchmal auch über seine Partei, die ÖVP. Als ein Parteikoll­ege und LAbg. den Pinzgauer Bürgermeis­tern die für sie enttäusche­nde Raumordnun­gsnovelle 2018 schönfärbe­risch vorstellte, explodiert­e Padourek fast und kommentier­te den Aufritt mit „Setzen! Nicht genügend!“. Jahrelang hatte Padourek vergeb

„Die heiklen Stellen habe ich von meinem Anwalt prüfen lassen.“Peter Padourek, Ex-Bürgermeis­ter

lich versucht, illegale Zweitwohns­itze zu stoppen. Seine Vorschläge aus der Praxis wurden in der Novelle ignoriert. Nach seiner Attacke folgte einen Tag später ein SMS-Shitstorm aus der Parteispit­ze, in dem er als illoyaler Unfähiger bezeichnet wurde. Inzwischen musste das Gesetz neuerlich novelliert werden.

Aber es gab auch positive Überraschu­ngen. Eine solche bescherte ihm der damalige Landespoli­zeidirekto­r Franz Ruf. Als Padourek eine Stadtpoliz­ei einführen wollte, war die Zustimmung Rufs notwendig. Der kam mit seiner rechten Hand nach

Zell am See. Padourek schilderte ihm die Sachlage. Ruf stellte ein paar Fragen und sagte seine volle Unterstütz­ung zu. Padourek schreibt, im Gesicht von Rufs rechter Hand habe er Fassungslo­sigkeit wahrgenomm­en.

Später erfuhr er auch, warum. Ruf sagte ihm, dass er noch vor dem Betreten des Bürgermeis­terbüros einer Stadtpoliz­ei nicht zustimmen und das Gespräch rasch beenden wollte. Nach den Ausführung­en von Padourek und weil sofort eine Vertrauens­basis zwischen den beiden vorhanden gewesen sei, habe er seine Einstellun­g geändert.

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WWW.SN.AT/WIZANY Zum Abgewöhnen . . .

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