Bürgermeisters
Der ehemalige Zeller Bürgermeister Peter Padourek hat ein Buch über seine Amtszeit geschrieben. Es passierten Dinge, die er sich vorher nicht vorstellen konnte.
Einer seiner Vorgänger hat Peter Padourek gesagt, dass niemand länger als zwei Perioden als Zeller Bürgermeister durchhält. Zell ist Bezirkshauptstadt, ein Tourismuszentrum, ein Verkehrsknoten und Krankenhausstandort. Es geht um Geld und viele Mitspieler versuchen mehr oder minder offen, ihre Interessen durchzusetzen. Dabei geht es oft nicht zimperlich zu.
Padourek übte das komplizierte Amt schlussendlich nicht ganz sechs Jahre aus. Im Oktober 2013 wurde er nach dem plötzlichen Tod von Hermann Kaufmann von der Gemeindevertretung gewählt, 2014 von den Bürgern mit großer Mehrheit bestätigt und 2019 deutlich abgewählt.
Padourek ging zur Angelobung seines Nachfolgers Andreas Wimmreuter und gratulierte ihm. Er zog sich aus der Politik zurück und ist jetzt Religionslehrer. Ein Rundumschlag zum Abschied entspricht nicht seinem Stil. So sei das Buch über die Zeit als Bürgermeister auch keine Abrechnung, obwohl es viel abzurechnen gäbe, versichert Padourek. „Deshalb ist das Buch auch im Eigenverlag erschienen. Die Verlage wollten ein anderes Buch.“Geschrieben habe er es, weil er einen realistischen Einblick geben wollte, wie Bürgermeister arbeiten und wie Entscheidungen zustande kommen. Viel ist dabei von Padoureks Gedanken und Emotionen die Rede. Der Buchtitel „Achterbahn der Gefühle eines Bürgermeisters“gibt gut wieder, worum es geht. „Es gibt viel zu erzählen“, sagt er. „Ich wollte es auch für meine Kinder schreiben.“Ein Hindernis dabei war die Amtsverschwiegenheit, die für ihn nach wie vor gilt. „Und manche Dinge schreibt man einfach nicht.“
Eine Beweihräucherung ist das Buch dennoch keineswegs. Dass die Politik ein schmutziges Geschäft ist, daran lässt Padourek keinen Zweifel. Heikle Stellen ließ er vorsichtshalber von seinem Anwalt prüfen. Dort werden die Namen weggelassen. Insbesondere im Kapitel über das Bauwesen werde man deshalb wenige Namen finden, sagt Padourek. Nirgends sei er so viel belogen und betrogen worden wie im Bauund im Gesundheitsbereich, bilanziert er. „Wer mit seinem Namen drinnensteht, kommt gut weg.“Aber auch die nicht namentlich Genannten werden sich erkennen.
Nach seiner Wahl trat er das Amt mit Freude und Optimismus an. Der Abend des Wahlsieges war ein erhebendes Gefühl für ihn. Jetzt schreibt er: „Die nächsten Jahre sollten Unwetter, eine Flüchtlingskrise, Muren, Anzeigen, Brände, organisierte Kriminalität, Morde, böse Social-Media-Kommentare und so manche Intrige bringen. Gut, dass ich davon zu jenem Zeitpunkt noch nichts wusste.“Und weiter: „Doch ich sollte mich in diesen Jahren als Bürgermeister noch über vieles wundern. Über Dinge, Geschehnisse, Eigenarten von Mitbürgern, die ich mir als ,Otto Normalbürger‘ niemals hätte vorstellen können.“
Wundern musste sich Padourek manchmal auch über seine Partei, die ÖVP. Als ein Parteikollege und LAbg. den Pinzgauer Bürgermeistern die für sie enttäuschende Raumordnungsnovelle 2018 schönfärberisch vorstellte, explodierte Padourek fast und kommentierte den Aufritt mit „Setzen! Nicht genügend!“. Jahrelang hatte Padourek vergeb
„Die heiklen Stellen habe ich von meinem Anwalt prüfen lassen.“Peter Padourek, Ex-Bürgermeister
lich versucht, illegale Zweitwohnsitze zu stoppen. Seine Vorschläge aus der Praxis wurden in der Novelle ignoriert. Nach seiner Attacke folgte einen Tag später ein SMS-Shitstorm aus der Parteispitze, in dem er als illoyaler Unfähiger bezeichnet wurde. Inzwischen musste das Gesetz neuerlich novelliert werden.
Aber es gab auch positive Überraschungen. Eine solche bescherte ihm der damalige Landespolizeidirektor Franz Ruf. Als Padourek eine Stadtpolizei einführen wollte, war die Zustimmung Rufs notwendig. Der kam mit seiner rechten Hand nach
Zell am See. Padourek schilderte ihm die Sachlage. Ruf stellte ein paar Fragen und sagte seine volle Unterstützung zu. Padourek schreibt, im Gesicht von Rufs rechter Hand habe er Fassungslosigkeit wahrgenommen.
Später erfuhr er auch, warum. Ruf sagte ihm, dass er noch vor dem Betreten des Bürgermeisterbüros einer Stadtpolizei nicht zustimmen und das Gespräch rasch beenden wollte. Nach den Ausführungen von Padourek und weil sofort eine Vertrauensbasis zwischen den beiden vorhanden gewesen sei, habe er seine Einstellung geändert.