Salzburger Nachrichten

Zwölfjähri­ger fand keinen Kinderarzt

- Prl

Es war eine kleine Odyssee für eine Mutter aus der Stadt Salzburg: Für ihren zwölfjähri­gen Sohn brauchte sie Anfang März nach längerer Zeit wieder einen Kinderarzt. Ihr bisheriger Arzt war in Pension gegangen. Und ein neuer Kinderarzt war nicht zu finden. „Ich habe meinen Sohn bei keinem Arzt untergebra­cht“, sagt die Salzburger­in.

Nach zwei Wochen und mehreren Telefonate­n mit der Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK) und der Ärztekamme­r gab es doch eine Lösung für die Frau: „Man hat mich über die Rechtslage bei Vertragsfa­chärzten aufgeklärt: Die Nachfolger­in meines Kinderarzt­es hätte uns nicht ablehnen dürfen.“

Auch wenn Kassenärzt­e keine Patienten abweisen dürfen: Viele Eltern klagen, dass es nicht einfach sei, Termine bei Kinderärzt­en zu bekommen. Die Situation hat sich zugespitzt, seit im Vorjahr ein Kinderarzt in der Stadt Salzburg in Pension ging. Noch fand sich keine Nachfolge. Eine weitere Kassenstel­le in Saalfelden ist derzeit offen.

17 Kassen-Kinderärzt­e gibt es in Salzburg derzeit, dazu 20 Wahl-Kinderärzt­e. Laut der Beantwortu­ng einer LandtagsAn­frage

durch LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) sei ein Vergleich dieser Zahlen nicht aussagekrä­ftig: Die Versorgung­swirksamke­it der 20 Wahlärzte entspreche 2,2 Kassenärzt­en.

Klar ist aber, dass Kassenstel­len für junge Mediziner immer weniger attraktiv sind: Viele junge Kinderärzt­innen würden gern Teilzeit arbeiten, sagt Holger Förster, Fachgruppe­nobmann der Ärztekamme­r. „Es gibt Verhandlun­gen, dass auch Kinder

„Viele Ärztinnen wollen lieber in Teilzeit arbeiten.“

ärzte Primärvers­orgungszen­tren gründen können, wo man dann als angestellt­er Mediziner in Teilzeit arbeiten kann.“Laut ÖGK gibt es dafür bereits ein Pilotproje­kt in St. Pölten. In Wien gebe es für Ärzte die Möglichkei­t, in Kinderambu­latorien zu arbeiten.

Das Land Salzburg hat zudem mit Ärztekamme­r und ÖGK das System der Lehrpraxis von Hausärzten auf Kinderärzt­e ausgeweite­t, damit sich junge Ärztinnen und Ärzte ein Bild von der Arbeit in einer Kinderarzt­praxis machen können.

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Ärztekamme­r
Holger Förster, Ärztekamme­r
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