Gemeinde Strobl distanziert sich von Nazi-Schauspieler
Straßen- und Ortsnamen, Adressen und Postleitzahlen sind am Wolfgangsee ein heißes Thema. Das Straßenschild von Emil Jannings wird ersetzt, seine Büste mit einer Zusatztafel versehen.
Die Diskussion über Straßennamen historisch belasteter Personen dehnt sich auf Landgemeinden aus. In Strobl will die Gemeinde die Emil-Jannings-Straße umbenennen. Der 1950 in Strobl verstorbene Künstler gilt als Hitlers Lieblingsschauspieler. Er hatte seit 1929 im Ortsteil Gschwendt gewohnt. Der hochdekorierte Staatsschauspieler und Produzent engagierte sich als Propagandist der Nazis.
Der Fall ist im Zug der Einführung neuer Adressen im Ortsteil nun aktuell. Die Straße soll künftig Steinfeldstraße heißen. Der offizielle Gemeindebeschluss fehlt noch. Eine Befragung der Anrainer habe ergeben, dass der größte Teil für einen neuen Namen sei, sagt Bgm. Josef Weikinger (ÖVP). Die Alternativen waren, das Schild zu belassen oder um eine Zusatztafel zu erweitern. Eine solche soll an der 1993 vor der Volksschule Strobl errichteten Jannings-Büste angebracht werden. Die Tafel werde dessen Rolle in der NS-Zeit erklären. Weikinger betont dazu: „Jannings hatte eine jüdische Mutter. Das versuchte er zu verschleiern, fälschte seinen Ariernachweis und diente sich dem Regime an.“
Gleich nach dem Krieg habe er für die Amerikaner gearbeitet.
In der heutigen Gemeindepolitik ist der Streit um den Namen Abersee wieder akut. Im Vorjahr war die geplante Abschaffung der eigenen Postleitzahl 5342 (zugunsten der allgemeinen 5350
Strobl) am starken Widerstand einer Bürgerinitiative gescheitert. Die Neuordnung mit den StraßennamenAdressen in Gschwendt nimmt die Initiative um Mathias Leitner jetzt zum Anlass für eine Forderung an die Gemeinde: „In einem Aufwaschen“solle doch gleich der Name der historischen Ortschaft offiziell verankert werden: mit 5342 Abersee. Auch mit dem Kompromiss 5342 Abersee/Strobl könnte man leben. Einerseits geht es den Aberseern um die Zustelladressen, andererseits um die eigene Identität mit dem sehr regen Vereinsleben. Ihre Causa dokumentieren sie im Internet (www.abersee.net).
Der Bürgermeister wehrt sich gegen Vorwürfe, er lehne das Anliegen aus Abersee ab: Er habe lediglich Zweifel. „Wenn es rechtlich geht und umsetzbar ist, sehe ich kein Problem.“Man lasse das prüfen. Und andere Ortsteile dürften keine Nachteile haben, etwa durch neue Zusätze.