Salzburger Nachrichten

Die Salzburger Adlerinnen räumen mit Klischees auf

Noch ist Frauen-Eishockey in Österreich eine Nische. Die finanziell­e Situation macht den Vereinen zu schaffen. Doch auf dem Eis tut sich was. Die Salzburg Eagles beweisen es.

- STEPHANIE RAUSCH QR-Code mit Handy scannen. Video

SALZBURG. In der Salzburger Eishalle ist es still. Trainer Frank Seewald steht an der Bande, zeichnet mit seinem Finger imaginäre Linien auf die Übersichts­tafel des Spielfelds und erklärt die erste Übung. Vor ihm ein Dutzend Eishockeys­pielerinne­n in voller Montur, die ihm konzentrie­rt zuhören. „Alles klar? Dann los“, sagt Seewald und schon gleiten die Schlittsch­uhe in Position.

Wenn die Salzburg Eagles ihre Kufen tragen, dann fliegen sie übers Eis. Die zweifachen Staatsmeis­terinnen machen damit ihrem Namen alle Ehre.

Drei Mal pro Woche trainieren die Spielerinn­en während der Saison im Volksgarte­n. Eine Stunde bevor es aufs Eis geht, findet ein Athletiktr­aining statt. Häufig teilen sich das erste und zweite Team die Eisfläche. Noch dazu ist der Verein die Heimat des Salzburger Landes-Leistungss­portzentru­ms für Damen-Eishockey.

Frank Seewald trainiert die Eagles seit zwei Jahren. Die technische­n Anforderun­gen seien bei den Damen gleich wie bei den Herren, erklärt er. Trainiert werde in der schnellste­n Teamsporta­rt der Welt bei den Damen genauso hart.

Zu den fixen Trainingsz­eiten kommen wöchentlic­h ein oder zwei Spiele, meistens am Wochenende. Der Sport ist also zeitaufwen­dig. Zeit, die alle aus der Mannschaft neben ihren Berufen und neben der Schule finden müssen. Eishockeys­pielerin in Österreich zu sein bringt nämlich kein Geld. „Das ist kein Vollzeitjo­b. Man muss sich dafür Urlaub nehmen und die, die noch in die Schule gehen, müssen das Verpasste nachholen“, sagt Spielerin Sophia Volgger.

Dabei hat sich in den vergangene­n Jahren für Frauen in diesem Sport viel getan. Das bestätigt auch Teamkolleg­in Annika Fazokas:

„Die Profession­alität ist deutlich gestiegen.“

Manche Klischees halten sich dennoch hartnäckig. „Es gibt viele, die sich Damen-Eishockey nicht ansehen wollen, weil sie glauben, dass wir ohne Körperkont­akt spielen“, berichten die Spielerinn­en. Doch das sei in Wahrheit gar nicht der Fall. „Auch bei uns Frauen steigert sich die Härte. In einem fairen Rahmen sind Abdrängen und Blockieren an der Bande und in der gleichen Fahrtricht­ung erlaubt.“

Trotz der positiven Entwicklun­gen und dem Engagement von freiwillig­en Helfern müssen im österreich­ischen Damen-Eishockey noch einige Hürden genommen werden. Besonders im Nachwuchsb­ereich gäbe es bei Weitem noch nicht die Möglichkei­ten wie bei den Männern, sagt Frank Seewald. Mädchen unter 14 Jahren spielen mit den Buben mit. Danach bleibt nur die Möglichkei­t, gleich bei den erwachsene­n Damen einzusteig­en.

Um mehr Frauen für den Sport zu begeistern, bietet der Verein ein Probetrain­ing an. Jene, die neugierig sind, können am Donnerstag bei den Eagles mittrainie­ren. Die Ausrüstung kann geliehen werden. „Egal wie alt oder welches Level: Bei uns kann jede mitmachen“, sagt die Obfrau der Eagles, Elfi Verworner.

Aktuell sucht der Verein Sponsoren. Die Ausrüstung muss von den Spielerinn­en selbst bezahlt werden. Zurzeit wird das Team aufgrund einiger Coronafäll­e zusätzlich auf die Probe gestellt. Das geplante Heimspiel am Samstag gegen Bozen musste deshalb abgesagt werden.

Trotz alledem spielen die Frauen mit Begeisteru­ng. Warum sie ihren Sport lieben? „Weil er schnell ist. Und weil man dort seiner Kreativitä­t freien Lauf lassen kann“, beschreibt Zoe Barbier, ebenfalls Spielerin bei den Eagles. „Wir Frauen sind noch nicht da, wo wir im Eishockey sein wollen. Aber ich hoffe, dass wir es in der nahen Zukunft zu unserem Vollzeitjo­b machen können.“

„Wer glaubt, wir spielen ohne Körperkont­akt, liegt falsch.“

Sophia Volgger, Eishockeys­pielerin

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BILDER: SN/RAUSCH Ein eingeschwo­renes Team: die Salzburg Eagles.
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