Die Salzburger Adlerinnen räumen mit Klischees auf
Noch ist Frauen-Eishockey in Österreich eine Nische. Die finanzielle Situation macht den Vereinen zu schaffen. Doch auf dem Eis tut sich was. Die Salzburg Eagles beweisen es.
SALZBURG. In der Salzburger Eishalle ist es still. Trainer Frank Seewald steht an der Bande, zeichnet mit seinem Finger imaginäre Linien auf die Übersichtstafel des Spielfelds und erklärt die erste Übung. Vor ihm ein Dutzend Eishockeyspielerinnen in voller Montur, die ihm konzentriert zuhören. „Alles klar? Dann los“, sagt Seewald und schon gleiten die Schlittschuhe in Position.
Wenn die Salzburg Eagles ihre Kufen tragen, dann fliegen sie übers Eis. Die zweifachen Staatsmeisterinnen machen damit ihrem Namen alle Ehre.
Drei Mal pro Woche trainieren die Spielerinnen während der Saison im Volksgarten. Eine Stunde bevor es aufs Eis geht, findet ein Athletiktraining statt. Häufig teilen sich das erste und zweite Team die Eisfläche. Noch dazu ist der Verein die Heimat des Salzburger Landes-Leistungssportzentrums für Damen-Eishockey.
Frank Seewald trainiert die Eagles seit zwei Jahren. Die technischen Anforderungen seien bei den Damen gleich wie bei den Herren, erklärt er. Trainiert werde in der schnellsten Teamsportart der Welt bei den Damen genauso hart.
Zu den fixen Trainingszeiten kommen wöchentlich ein oder zwei Spiele, meistens am Wochenende. Der Sport ist also zeitaufwendig. Zeit, die alle aus der Mannschaft neben ihren Berufen und neben der Schule finden müssen. Eishockeyspielerin in Österreich zu sein bringt nämlich kein Geld. „Das ist kein Vollzeitjob. Man muss sich dafür Urlaub nehmen und die, die noch in die Schule gehen, müssen das Verpasste nachholen“, sagt Spielerin Sophia Volgger.
Dabei hat sich in den vergangenen Jahren für Frauen in diesem Sport viel getan. Das bestätigt auch Teamkollegin Annika Fazokas:
„Die Professionalität ist deutlich gestiegen.“
Manche Klischees halten sich dennoch hartnäckig. „Es gibt viele, die sich Damen-Eishockey nicht ansehen wollen, weil sie glauben, dass wir ohne Körperkontakt spielen“, berichten die Spielerinnen. Doch das sei in Wahrheit gar nicht der Fall. „Auch bei uns Frauen steigert sich die Härte. In einem fairen Rahmen sind Abdrängen und Blockieren an der Bande und in der gleichen Fahrtrichtung erlaubt.“
Trotz der positiven Entwicklungen und dem Engagement von freiwilligen Helfern müssen im österreichischen Damen-Eishockey noch einige Hürden genommen werden. Besonders im Nachwuchsbereich gäbe es bei Weitem noch nicht die Möglichkeiten wie bei den Männern, sagt Frank Seewald. Mädchen unter 14 Jahren spielen mit den Buben mit. Danach bleibt nur die Möglichkeit, gleich bei den erwachsenen Damen einzusteigen.
Um mehr Frauen für den Sport zu begeistern, bietet der Verein ein Probetraining an. Jene, die neugierig sind, können am Donnerstag bei den Eagles mittrainieren. Die Ausrüstung kann geliehen werden. „Egal wie alt oder welches Level: Bei uns kann jede mitmachen“, sagt die Obfrau der Eagles, Elfi Verworner.
Aktuell sucht der Verein Sponsoren. Die Ausrüstung muss von den Spielerinnen selbst bezahlt werden. Zurzeit wird das Team aufgrund einiger Coronafälle zusätzlich auf die Probe gestellt. Das geplante Heimspiel am Samstag gegen Bozen musste deshalb abgesagt werden.
Trotz alledem spielen die Frauen mit Begeisterung. Warum sie ihren Sport lieben? „Weil er schnell ist. Und weil man dort seiner Kreativität freien Lauf lassen kann“, beschreibt Zoe Barbier, ebenfalls Spielerin bei den Eagles. „Wir Frauen sind noch nicht da, wo wir im Eishockey sein wollen. Aber ich hoffe, dass wir es in der nahen Zukunft zu unserem Vollzeitjob machen können.“
„Wer glaubt, wir spielen ohne Körperkontakt, liegt falsch.“
Sophia Volgger, Eishockeyspielerin