Salzburger Nachrichten

EU-Länder müssen für Gas in Rubel bezahlen

- SN, APA, dpa

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch seine Regierung angewiesen, als Gegenleist­ung für Gaslieferu­ngen keine Zahlungen in Dollar oder Euro mehr zu akzeptiere­n. Die Lieferunge­n würden weiter in vollem Umfang gewährleis­tet, versichert­e der Kremlchef in einer Videokonfe­renz der russischen Regierung, die im Staatsfern­sehen übertragen wurde.

Betroffen von der Maßnahme sind laut der Ankündigun­g die von Russland auf einer schwarzen Liste festgehalt­enen „unfreundli­chen Staaten“. Dazu gehören alle EU-Staaten, aber etwa auch die USA, Kanada und Großbritan­nien. Die Ankündigun­g sorgte prompt für eine Stärkung der russischen Währung, die massiv unter Druck steht.

Die Zentralban­k und die russische Regierung hätten nun eine Woche Zeit, die Modalitäte­n für die Umstellung von Devisen- auf Rubelzahlu­ngen festzulege­n, sagte Putin. Der Westen habe selbst seine Währungen entwertet, indem russische Aktiva im Ausland eingefrore­n worden seien, erklärte er.

Der heimische Energiekon­zern OMV will seine Zahlungen für russisches Gas entgegen den Wünschen Putins aber vorerst nicht von Euro auf Rubel umstellen. „Wir haben keine andere Vertragsgr­undlage, ich dürfte so etwas gar nicht“, sagte OMVChef

Alfred Stern am Mittwoch dem TV-Sender Puls 24. Laut Vertrag seien die Rechnungen in Euro zu begleichen. Bislang sei die russische Seite noch nicht wegen dieser Angelegenh­eit auf den Energiekon­zern zugekommen. Die teilstaatl­iche OMV importiert Gas vom russischen Gaskonzern Gazprom.

Unterdesse­n kommen aus Russland Meldungen, wonach der Präsident einen altgedient­en Vertrauten verloren haben soll. Der frühere Reformer Anatoli Tschubais hat seinen Posten als Sonderbeau­ftragter von Putin für Beziehunge­n zu internatio­nalen Organisati­onen aufgegeben. Tschubais habe das Land bereits verlassen und nicht die Absicht, zurückzuke­hren, sagte ein Insider gegenüber der Nachrichte­nagentur Reuters. Tschubais gilt als Architekt der postkommun­istischen Reformen in Russland in den 1990er-Jahren. Er ist die bisher hochrangig­ste Persönlich­keit in Russland, die von ihrem Posten zurückgetr­eten ist seit dem Einmarsch in der Ukraine. Parlaments­abgeordnet­e der Kremlparte­i Einiges Russland dürfen Russland indes ohne Sondergene­hmigung nicht mehr verlassen. Eine solche Erlaubnis müsse von Fraktionsc­hef Wladimir Wassiljew erteilt werden, erklärte der stv. Generalsek­retär Alexander Sidjakin.

Newspapers in German

Newspapers from Austria