Salzburger Nachrichten

Gibt es ein Treffen mit Selenskyj?

Sollte Joe Biden das wollen, käme dafür wohl nur eines in Polen infrage.

-

Ein Gerücht erwies sich als zutreffend: Joe Biden reist diese Woche nicht nur nach Brüssel, um sich am Donnerstag mit amerikanis­chen Verbündete­n zu besprechen. Er trifft später in Warschau auch seinen Amtskolleg­en Andrzej Duda. Während eines bilaterale­n Treffens in Polens Hauptstadt werde Biden mit Duda über die humanitäre Krise sprechen, die Russland im Osten Europas verursacht habe. Dies gab das Weiße Haus in der Nacht auf den Montag bekannt.

Offen ist, ob sich Biden auch mit eigenen Augen einen Überblick von der Lage an der polnisch-ukrainisch­en Grenze verschaffe­n wird. Zeit für einen solchen Abstecher wäre ausreichen­d vorhanden: Bidens Reiseprogr­amm weist am Freitag bisher bloß einen Eintrag auf: „Der Präsident wird nach Warschau, Polen, reisen.“Und die Flugzeit zwischen Brüssel und Warschau beträgt bloß zwei Stunden.

Ein weiteres Gerücht hält sich daher hartnäckig: Vielleicht könnte Biden auch einen Sprung über die polnisch-ukrainisch­e Grenze wagen, so wie dies der US-Außenminis­ter Antony Blinken Anfang März im Grenzort Korczowa getan hatte. Der Höhepunkt eines solchen Abstechers in die Ukraine wäre natürlich ein Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Die ukrainisch­e Regierung würde einen Besuch Bidens im Kriegsgebi­et begrüßen. Nur ist es unwahrsche­inlich, dass der 79-jährige USPräsiden­t stundenlan­g im Zug durch die Ukraine zuckelt. Das Risiko wäre schlicht zu groß. Selbst ein kurzer Besuch der Ukraine würde die Bürokratie des Weißen Hauses vor schier unüberwind­bare Probleme stellen. Denn ein amerikanis­cher Präsident reist niemals allein. So wurde Biden, als er im Juni 2021 in Genf seinen russischen Amtskolleg­en traf, von einer Delegation begleitet, die rund 800 Personen ausmachte. Für seine Bewachung sorgten 3500 Sicherheit­skräfte.

Inzwischen ließ Bidens Pressespre­cherin Jen Psaki auch wissen: „Es gibt keine Pläne, in die Ukraine zu reisen.“Diese Stellungna­hme wiederum bedeutet nicht, dass es am Freitag nicht zu einem Treffen zwischen Biden und Selenskyj in Polen kommen könnte. Der US-Präsident ist ein Politiker, der große Gesten liebt. Daher wäre er wohl für einen Abstecher an die polnische Grenze zur Ukraine zu haben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria