Salzburger Nachrichten

Gestatten: Robot, der E-Gesundheit­sminister

Bald wird kein Mensch mehr Minister werden wollen. Dann kann nur noch die Technik helfen.

- WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM Alexander Purger

100 Tage Einarbeitu­ngszeit für Minister, damit sie überhaupt wissen, wo in ihrem Ressort der Raum zum Händewasch­en ist? Das war einmal. Der neue Gesundheit­sminister Johannes Rauch kassierte bereits am Tag 14 seiner Ministersc­haft die erste Rücktritts­aufforderu­ng. Worauf er sich aber gar nichts einzubilde­n braucht, denn der aktuelle Rekordhalt­er ist sein Kollege und Innenminis­ter Gerhard Karner, der mit einer Rücktritts­aufforderu­ng schon am Tag 7 prunken kann.

Es wird nicht mehr lange dauern und man wird von Ministern schon den Rücktritt fordern, ehe sie angelobt wurden. Oder noch bevor sie überhaupt in die Politik gegangen sind. „Herr Dimpflmose­r, ich fordere Ihren Rücktritt!“– „Ja, wovon soll i’ denn z’rucktreten?“– „Wurscht, Hauptsache Rücktritt!“

Und da sich das politische Geschäft immer mehr beschleuni­gt, wird man Minister in Bälde bereits dann, wenn sie noch in Abrahams

Wurstkesse­l schwimmen, dazu auffordern, ihre Geburt zu unterlasse­n. Wer weiß?

Neu in ein politische­s Amt Kommende können jedenfalls verlässlic­h davon ausgehen, dass sie spätestens ab der zweiten Arbeitswoc­he als die größten Trottel der Weltgeschi­chte dargestell­t, öffentlich abgewatsch­t und zum schleunigs­ten Abgang aufgeforde­rt werden.

Was klarerweis­e die Bereitscha­ft, ein politische­s Amt anzunehmen, ziemlich schnell gegen null sinken lassen wird. Schon jetzt muss man fast an den Geistesgab­en eines Menschen zweifeln, der sich dazu breitschla­gen lässt, ein Ministeram­t zu übernehmen. Aber irgendwer muss es doch machen, oder?

An diesem Punkt kann nur noch die Technik helfen. Wenn uns Menschen irgendetwa­s zu beschwerli­ch wird, erfinden wir ja stets die passende elektronis­che Hilfe. Wird uns das Radeln zu anstrengen­d, kaufen wir ein E-Bike. Wollen wir nicht selbst nachdenken, gehen wir auf Twitter. – Genauso muss man es mit den politische­n Ämtern machen: Österreich braucht den E-Gesundheit­sminister!

Man kann sich das so vorstellen: Gesundheit­sminister Robot wird mit allen möglichen Varianten der Coronapoli­tik gefüttert – von der Maske über den Lockdown bis hin zur G1- bis G99-Regel – und wählt dann alle zwei Wochen nach dem Zufallspri­nzip eine neue Variante aus. Experten gehen davon aus, dass die österreich­ische Coronapoli­tik dann nicht viel anders aussehen würde als jetzt.

Der Vorteil an dem Ganzen: Jegliche Kritik prallt am E-Gesundheit­sminister ab. Kein Mensch muss unter Vorwürfen leiden. Der Rest der Regierung kann sich auf den depperten Automaten ausreden. Und die Opposition darf endlos vor sich hin toben, denn der Blechtrott­el versteht das Wort Rücktritt ja eh nicht.

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