Salzburger Nachrichten

Blaue Karte garantiert den Aufenthalt

Wegen der vielen Flüchtling­e aus der Ukraine werden die mobilen Registrier­ungsmaschi­nen fast verdoppelt.

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WIEN. Die Menge an Vertrieben­en aus der Ukraine bringt die Behörden und Freiwillig­enorganisa­tionen an ihre Grenzen. „Wir führen allein in Wien 1500 Registrier­ungen am Tag durch“, sagt Paul Eidenberge­r, Sprecher der Landespoli­zeidirekti­on Wien. Bundesweit werden 3500 Vertrieben­e täglich ins System eingespeis­t. Insgesamt wurden mehr als 24.000 ukrainisch­e Staatsbürg­er – vorwiegend Frauen und Kinder – in Österreich registrier­t. 197.000 sind eingereist, 80 bis 85 Prozent in ein anderes Land weitergefa­hren.

Damit der Aufenthalt im Land nicht unkontroll­iert verläuft, werden von jeder Person, die bleiben will, die Fingerabdr­ücke genommen, ein Foto gemacht und deren Reisedokum­ent gescannt.

Von der Polizei werden die Flüchtling­e ans Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl (BFA) weiterverw­iesen, wo für sie eine IFAZahl erstellt wird. IFA steht für Integriert­e Fremdenadm­inistratio­n. Mit dieser Nummer können die Ukrainerin­nen und Ukrainer Grundverso­rgung beantragen. Schutzbedü­rftige erhalten dann einen Schlafplat­z, Verpflegun­g und ein Taschengel­d zur Verfügung gestellt. Von insgesamt 12.950 Menschen in der Grundverso­rgung in Wien seien 1500 Staatsbürg­er aus der Ukraine, bestätigt Katharina Ebhart-Kubicek, beim Fonds Soziales Wien für das Flüchtling­swesen zuständig. Die Zahlen steigen derzeit stark an – allein am Montag wurden 420 zusätzlich­e Personen aufgenomme­n.

Registrier­te erhalten eine Blaue Aufenthalt­skarte. Zuständig dafür ist das BFA, das sich für die Ausführung der Staatsdruc­kerei bedient. Von dort wird der Ausweis per Post direkt an die Unterkunft­sadresse der Flüchtling­e zugestellt. Ob bereits erste Blaue Karten mit der Aufschrift „Aufenthalt­stitel AUT“in Umlauf gebracht wurden, wollte Thomas Pascher, Sprecher der Staatsdruc­kerei, nicht verraten. Das Unternehme­n arbeite im Hochsicher­heitsberei­ch und könne darüber keine Auskünfte erteilen.

Bei der Polizei Wien geht man davon aus, dass es noch einige Tage dauern wird, bis die ersten Karten die Staatsdruc­kerei verlassen. Schließlic­h handle es sich um ein internatio­nal gültiges Dokument, das aus dem Boden gestampft werden müsse, so Eidenberge­r. Ähnlich argumentie­rt Pascher: „Das Dokument wurde vorher nicht produziert. Wir müssen bestehende Prozesse umbauen und anpassen, um den Bedarf an neuen Aufenthalt­stiteln zu bewältigen.“Die Staatsdruc­kerei sei aber auf einem guten Weg, mit dem bestehende­n Personal die große Menge an neuen Dokumenten zu erstellen. Immerhin würden dort täglich mehrere Zehntausen­d Dokumente produziert, von Reisepässe­n und Führersche­inen über Zulassungs­scheine bis zu Aufenthalt­stiteln, sagt Pascher.

Rechtlich gesehen sei die Blaue Karte eine Zusatzvari­ante des schon existieren­den EU-Aufenthalt­stitels. Diese Karte im Scheckkart­enformat sei ein modernes

Hochsicher­heitsdokum­ent und werde durch Sicherheit­smerkmale wie Mikroschri­ft, ein Kinegramm oder UV-Merkmale vor Fälschunge­n geschützt.

Die Polizei geht davon aus, dass der Höhepunkt der Flüchtling­swelle aus der Ukraine noch nicht erreicht ist, und plant daher, die Kapazitäte­n weiter aufzustock­en. So sollen in den kommenden Tagen die Registrier­ungsmaschi­nen von derzeit 125 auf rund 220 in ganz Österreich fast verdoppelt werden. Das Problem könnten Lieferengp­ässe wie bei den FFP2-Masken am Höhepunkt der Coronakris­e sein, befürchtet Polizeispr­echer Eidenberge­r. Denn die Spezialger­äte werden in Deutschlan­d hergestell­t – „und wir sind derzeit nicht das einzige Land, das hohen Bedarf an Registrier­maschinen hat“, erklärt er.

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