ÖBAG will Schutzschild vor Politeinfluss sein
Edith Hlawati will die Staatsholding wieder in ruhigere Gewässer führen und Beteiligungen an Unternehmen in Zukunftsbranchen vorantreiben.
WIEN. Edith Hlawati ist langjährige juristische Begleiterin und Kennerin der staatlichen Beteiligungsholding und deren Metamorphosen von der ÖIAG über die ÖBIB bis zur ÖBAG. Sie hat mit 13 Finanzministern zu tun gehabt, an drei Novellen des ÖIAG-Gesetzes führend mitgearbeitet, einige Privatisierungen auf dem Kapitalmarkt begleitet und zwei Syndikatsverträge mit Co-Aktionären der ÖBAG verhandelt. Hlawati hat also mit 1. Februar als neue Alleinvorständin der ÖBAG kein Neuland betreten, aber sie will in Zukunft einiges neu machen.
Allen voran will sie die Holding unabhängig und „frei von politischen Zurufen“führen, sie solle ein Schutzschild für ihre Beteiligungsunternehmen sein. „Ich glaube an die Idee einer Staatsholding“, sagt Hlawati in ihrem ersten Gespräch mit Vertretern und Vertreterinnen der Medien. Mit der Republik als Aktionärin im Rücken könne man eine Strategie des „Patient Capital“verfolgen, also mit ruhiger Hand in Generationen und nicht in Quartalen denken. Daher werde es mit ihr auch „keine Dividende auf Pump“geben. Das schließe das Ausschütten von Sonderdividenden nicht aus, aber Unternehmen dürften sich dafür nicht verschulden, sagt die neue ÖBAG-Chefin.
Privatisierungen seien bis auf Weiteres kein Thema, es finde sich dazu auch nichts im Regierungsprogramm. 80 Prozent der Arbeit drehten sich um das bestmögliche Verwalten der Beteiligungen und um das Ziel, den Wert des Portfolios zu steigern, sagt Hlawati. Aber darüber hinaus gebe es für die ÖBAG einige Aufgaben, denen sie sich mit Carola Wahl und Robert Stajic, die als Prokuristen mit ihr einen erweiterten Vorstand bilden, widmen will.
Dazu zählt auch die im ÖIAG-Gesetz vorgesehene Möglichkeit, Minderheitsbeteiligungen an standortrelevanten Unternehmen einzugehen oder sie mit Garantien und Finanzierungen zu unterstützen. Für den Aufbau eines solchen Portfolios werde man ein Konzept vorlegen, kündigt Hlawati an. Es werde sich schon aus Risikoüberlegungen um mehrere Unternehmen handeln, in Start-ups werde man nicht investieren. Den finanziellen Rahmen dafür steckt der Finanzminister ab, er liegt bei 150 Prozent der durchschnittlichen ÖBAG-Dividende der jeweils zwei vergangenen Jahre. Damit stünde aktuell rund 1 Mrd. Euro für derartige Investments zur Verfügung. Zudem könnte die ÖBAG auf Beschluss der Bundesregierung vorübergehend auch Anteile an für den Wirtschaftsstandort wichtigen Unternehmen erwerben, die vor einer Übernahme bewahrt werden sollen. Ausgebaut werden soll auch der Informationsaustausch mit Investoren sowie mit anderen Staatsfonds.
Hohen Wert legt Hlawati auf professionelle Corporate Governance, also eine gute Unternehmensführung. Die soll unter anderem dadurch gewährleistet werden, dass es in den Aufsichtsräten unterschiedliche Laufzeiten der Mandate und damit einen häufigeren personellen Wechsel gibt. Dass sie dabei den Frauenanteil in den Gremien der Beteiligungen erhöhen will, „versteht sich von selbst“, sagt Hlawati. In den Aufsichtsräten sei man gut unterwegs, in den Vorständen gehe es sehr viel langsamer.
„Als Staatsholding können wir mit ruhiger Hand in Generationen denken.“Edith Hlawati, ÖBAG-Vorstand