Von den fatalen Folgen negativer Gefühle
Emotionen sind der Treibstoff von Facebook. Nur so kann die Fehlentscheidung der Social-MediaPlattform erklärt werden, Gewaltaufrufe gegen Russland zuzulassen. Sätze wie „Tod den russischen Eindringlingen“sind seit vergangener Woche erlaubt. Sie verstoßen normalerweise gegen Konzernrichtlinien. Emotionen binden Nutzer an ein Produkt. Doch in einer Zeit des Gegeneinanders sollte eigentlich alles daran gesetzt werden, diese Emotionen nicht weiter zu schüren.
Dass die Fehlentscheidung von Facebook, Gewaltaufrufe zuzulassen, nun von Russland dazu genutzt wird, an der Eskalationsspirale zu drehen, muss niemanden wundern. Facebook ist zu Beginn der Woche in Russland als extremistisch eingestuft und verboten worden. Das Netzwerk wird seither blockiert. Doch auch Instagram und der Kurznachrichtendienst Twitter, der mit Facebook in keiner Verbindung steht, sind nicht mehr aufrufbar. Auch dafür musste die Entscheidung von Facebook herhalten, Aufrufe zur Gewalt gegen russische Truppen zuzulassen.
Die Empörung, die der US-Konzern damit in Moskau ausgelöst hat, hat sich wohl auch mit einer gehörigen Portion Schadenfreude gemischt. Facebook hat dem russischen Regime die Argumente serviert, die es für ein Verbot westlicher sozialer Netzwerke selbst nicht besser hätte konstruieren können. Dass mit dem Verbot von Facebook auch alle anderen Dienste in einem Aufwasch abgeschaltet wurden und so die Zensur des Internets in Russland weiter vorangetrieben wird, macht klar, welchen Bärendienst Facebook mit der Entscheidung dem freien Meinungsaustausch erwiesen hat. Der wäre ein wichtiger Baustein bei der Meinungsbildung eines Volks gewesen, das seit Jahren durch staatliche Falschinformationen in einen Angriffskrieg geführt wurde. Doch Facebook hat nur sich gesehen und auf Facebook regiert die Emotion.