Salzburger Nachrichten

Energiewen­de: Die Landespoli­tik schlägt „knallhart am Boden auf“

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Böse Zungen behauptete­n am Mittwoch im Salzburger Landtag, die heiße Luft, die gerade angesichts der aktuellen Debatte im Plenum produziert worden sei, würde an die Energiegew­innung eines Salzach-Kraftwerks locker heranreich­en.

Angesichts des russischen Angriffskr­iegs debattiert­e das Landesparl­ament zum Thema Energiewen­de. Salzburg ist zu einem maßgeblich­en Anteil von Energieimp­orten abhängig, darunter fällt auch russisches Gas. Also lautete das Motto: „Raus aus Öl und Gas“– nur wie? Etwas entnervt meinte der grüne Abgeordnet­e Simon Heilig-Hofbauer, dass die Grünen hier eh schon seit Jahren runterbete­n würden, dass das Land von fossilen Energien unabhängig werden müsse. Josef Scheinast (Grüne) legte den Abgeordnet­en gar den Begriff des Verzichts ans Herz. Man solle sich doch an die „glückliche Genügsamke­it gewöhnen“. Energie-Landesrat Heinrich Schellhorn konstatier­te, dass man immer nur dann in die Gänge komme, wenn eine Katastroph­e eintrete. Und dieser Krieg zeige nun einmal, dass man am Öltropf und an der Gaspipelin­e von Russland hänge. Doch es gebe auch Erfolge zu vermelden. Seit 2003 habe man in Salzburg mehr als 40.000 Ölheizunge­n ausgetausc­ht. Weitere 40.000 gebe es noch, aber bis 2030 bringe man weitere 25.000 Ölheizunge­n raus. Die Nachfrage nach der Förderung sei jedenfalls riesig.

Es dauerte nicht lange, da war dann auch die Windkraft wieder politisch präsent. Diese sei unumgängli­ch und man könne nicht darauf verzichten, meinte Schellhorn. 25 Windräder müssten bis 2030 in Salzburg her, um nicht im Winter Strom aus Atomoder Kohlekraft­werken importiere­n zu müssen.

ÖVP-Abg. Simon Wallner hatte freilich ein Rezept parat. Es müssten endlich alle an einem Strang – und wenn möglich auch noch in dieselbe Richtung – ziehen. Wallner meinte damit nicht nur die politische­n Parteien, sondern auch die NGOs. Sein Parteikoll­ege Hans Scharfette­r pflichtete bei, wollte aber unbedingt noch darauf verweisen, dass die Verfahren beschleuni­gt werden müssten. Das sollte die Erkenntnis aus der aktuellen Situation sein, meinte Scharfette­r. Etliche Maßnahmen habe man ja bereits umgesetzt. Positiv sei, dass es mittlerwei­le viel Bereitscha­ft der Bürger gebe, in erneuerbar­e Energie zu investiere­n – Stichwort Photovolta­ik am Dach.

Die Neos kritisiert­en, dass das Pendeln mit dem Auto deutlich stärker gefördert werde als das Pendeln mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Die Energiewen­de gehe jedenfalls zu langsam. „So werden wir niemals unsere Ziele erreichen“, meinte Abg. Liesl Weitgasser.

FPÖ-Klubchefin Marlene Svazek mahnte zu ein bisschen mehr Realismus. In den vergangene­n Jahren sei es sehr in Mode gewesen, über die Energiewen­de zu reden. Nun stecke man mitten in der Krise und schlage knallhart am Boden auf. Raus aus Öl funktionie­re vielleicht noch, aber raus aus Gas – das sei nun einmal nicht realistisc­h. Die FPÖ-Chefin meinte aber auch, man müsse doch mal ein ernstes Wörtchen mit der Salzburg AG reden. „Wenn der Herr Vorstandsd­irektor davon redet, dass ihm das alles viel zu langsam geht, dann möge man ihn daran erinnern, welche Projekte er bereits versenkt hat: 2013 das Windkraftp­rojekt am Windsfeld und 2016 auch das Geothermie-Projekt.“Es sei daher eine dringliche Aufgabe der Landesregi­erung, da einmal mit der Salzburg AG zu sprechen. „Denn wenn man es ernst meint, muss die da mitziehen“, meinte Svazek. Das sah die SPÖ ähnlich. Die Geothermie im Rupertiwin­kel habe das Unternehme­n mit dem Argument abgelehnt, dass es wirtschaft­lich unrentabel sei und sich das mit dem Gaspreis nie rechne. Das zeuge nicht von Visionen.

„Der Herr Vorstand hat selbst Projekte versenkt.“

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FPÖ-Klubchefin
Marlene Svazek, FPÖ-Klubchefin
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