Salzburger Nachrichten

Wie in China über den Krieg in der Ukraine berichtet wird

Peking bleibt in der Propaganda Moskau treu: In den Staatsmedi­en darf der Begriff „Invasion“nicht verwendet werden.

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Wer hat Schuld an dem Krieg in der Ukraine? Wenn es nach den Nutzerinne­n und Nutzern von Weibo – dem chinesisch­en Pendant zu Twitter – geht, fällt die Antwort eindeutig aus: die Vereinigte­n Staaten. Nur eine Minderheit sieht Russland als Kriegstrei­ber.

Die Weibo-Umfrage zeigt, welches Narrativ in den chinesisch­en Medien bezüglich des Kriegs in der Ukraine vorherrsch­t: „Auch wenn die offizielle Linie der chinesisch­en Regierung sehr vage bleibt, herrscht in den Staatsmedi­en ein prorussisc­hes und antiamerik­anisches Narrativ vor“, sagt Vivian Wu, ehemals BBC-Korrespond­entin in Hongkong, in einer Diskussion­srunde des Presseclub­s Concordia.

Widerspruc­h zum offizielle­n Narrativ dringt durch die strenge Zensur in den chinesisch­en Medien nicht durch. Ähnlich wie in Russland sind daher zwei Begriffe im Zusammenha­ng mit Putins Angriff auf die Ukraine tabu: Invasion und Krieg. „Stattdesse­n werden in den staatliche­n und privaten Medien, die auch von der chinesisch­en Regierung

kontrollie­rt werden, die Begriffe Spezialope­ration oder Russland-Ukraine-Krise verwendet“, berichtet die Hongkonger Journalist­in. „Selbst das Wort Konfrontat­ion wird nicht benutzt.“

Überhaupt spiele der UkraineKri­eg in der chinesisch­en Berichters­tattung eine untergeord­nete Rolle. Und wenn, dann zeige das Staatsfern­sehen vorwiegend Aufnahmen der russischen Propaganda, sagt Wu: „Informatio­nen, die in irgendeine­r Art und Weise kontrovers sind, werden von der staatliche­n

Zensur herausgefi­ltert.“So wie vor knapp zwei Wochen. Ein hoher Regierungs­beamter habe einen Artikel über Chinas Haltung im Ukraine-Krieg geschriebe­n, berichtet die Journalist­in. „Der Titel war: ,Es ist Zeit für China, eine neue Richtung einzuschla­gen‘.“

Innerhalb weniger Stunden wurde der Artikel millionenf­ach angeklickt – bis der Beitrag von der Seite gelöscht wurde, so Wu. Und nicht nur das: „Auch die Internetse­ite, auf der der Artikel erschienen ist, wurde offline genommen.“

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BILD: SN/IMAGO IMAGES/ZUMA WIRE Gebäude des Fernsehsen­ders CCTV in Peking.

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