Salzburger Nachrichten

Wenn dir Alexa in dein Ohr flüstert

Mithilfe der Echo Buds will Amazon sprachgest­euerte Kopfhörer in die breite Masse tragen. Das kann Folgen haben – und zwar nicht nur gute.

- Ralf Hillebrand Anregungen um die Digitalwel­t? RALF.HILLEBRAND@SN.AT

Es ist schon etwas seltsam, war das Fazit beim Test in der Redaktion. Vor allem bei jenen, die mit Sprachassi­stenten bislang wenig Berührungs­punkte hatten: Man sitzt auf dem Bürosessel, sagt „Alexa“– und plötzlich flüstert einem eine Stimme ins Ohr, was sie für einen tun kann. Dass Kopfhörer mit Sprachassi­stenten steuerbar sind, ist an sich nichts Neues. Viele Hersteller bieten die Option und docken an Sprachassi­stenten wie Apples Siri oder den Google Assistant an. Steckt man sich aber ein Amazon-Produkt in das Ohr, um mit Assistenti­n Alexa zu sprechen, bekommt der Ablauf gefühlt mehr Gewicht – auf vielerlei Ebenen: Seit rund einer Woche sind die Amazon Echo Buds hierzuland­e auf dem Markt, die zweite Generation der konzerneig­enen Kopfhörer.

Bei den Buds handelt es sich um In-Ear-Geräte, also kleine Knöpfe, die man in das Ohr steckt. Dazu gibt es eine Ladeschale und verschiede­ne Passformen, sowohl für die Kopfhörer selbst als auch für Bügel zu besserem Halt.

Die Buds tun, was Premium-Kopfhörer mittlerwei­le im Grunde unisono tun: Sie sitzen gut, sodass sie beim Laufen, Wandern oder im Fitnessstu­dio ihren Dienst verrichten können. Die Tonqualitä­t ist top – beim Musikhören und bei Anrufen. Und für derart kleine Geräte funktionie­rt auch die Unterdrück­ung von Hintergrun­dgeräusche­n überrasche­nd gut. Ergänzt man den für Premium-Kopfhörer moderaten Preis von 121 Euro – ja, 121 Euro sind mittlerwei­le ein moderater Preis für Ohrhörer – sowie die Strahl- und Werbekraft von Amazon, könnten die Buds sprachgest­euerte Kopfhörer so richtig massentaug­lich machen.

Damit würde aber auch eine seit Jahren schwelende Diskussion eine ganz neue Dimension bekommen: Vor allem im deutschspr­achigen Raum gibt es genug Menschen, die sich daran stören, dass in Haushalten Geräte stehen, die ständig mithören – etwa Amazons Lautsprech­er Echo. Durch die Echo Buds wandern die neugierige­n Mithörer in Bus, Bahn, Büro. Wenngleich Amazon schwört, dass nur die Sätze, die unmittelba­r nach dem Kennwort „Alexa“fallen, aufgezeich­net werden. Dazu kriegt Amazon auf diese Weise noch mehr Daten von uns: Zu unserem Shoppingve­rhalten und Streamingi­nteressen kommen nun Bewegungsd­aten. All das sollten wir uns bewusst machen, bevor wir zu den Echo Buds oder ähnlichen Geräten greifen. Es ist aber leider zu erwarten, dass das nicht viele tun werden.

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