Wie man mit ein paar Geistesblitzen sehr gut kochen kann
Die Diskussion über ein Copyright von Rezepten ist überflüssig. Wir erklären, warum, und verraten raffinierte Anleitungen.
Das war wieder einmal ein Rauschen im Blätterwald. Oder besser: im Blattsalat. Die englische Sterneköchin Elizabeth Haigh wurde dabei ertappt, dass sie ein Rezept sowie Beschreibungen von Land und Leuten in Singapur von Sharon Wee abgeschrieben hat. Die Empörung der Teufelsküche hält sich da in Grenzen. In Anlehnung an ein Zitat von Jesus rufen wir den geifernden Köchen und Journalisten zu: „Wer von euch noch nie ein Rezept abgeschrieben hat, der werfe den ersten Kochlöffel.“
Es wurde übrigens auch die Frage gestellt, ob es nicht ein Copyright auf Rezepte geben sollte. Wir meinen: Das wäre lustig. In der Vorwoche haben wir an dieser Stelle schon erzählt, dass die Falttechnik des Blätterteigs in Istanbul erfunden wurde. Da würden wir schön schauen, wenn wir für jeden Marillenfleck eine Abgabe in die Türkei überweisen müssten. Oder noch schlimmer: Der Molekulararchäologe Patrick McGovern fand heraus, dass Ur-Chinesen vor 13.000 Jahren nur deshalb den Ackerbau erfunden haben, weil sie Lust auf Bier hatten. Zwar war das noch kein Weißbier, aber immerhin ein Reisbier. Das Brot war also quasi ein Abfallprodukt. Sollen wir deshalb jetzt bei jedem Kauf von Brot und Bier Geld nach China überweisen? Die Panier wurde angeblich ja auch in Istanbul erfunden. Es heißt, dass sie dann über Andalusien und Italien nach Österreich gekommen ist.
Etwas Licht ins Dunkel bringt wie immer Werner Gruber. Der Physiker hat mit dem Buch „Die Genussformel“ein Standardwerk der Kulinarik verfasst. Er sagt, dass es für Bauanleitungen in der Küche natürlich kein Copyright geben könne. Für Marken allerdings sehr wohl. Das ist sehr schade für Gruber. Denn er hat tatsächlich einige bemerkenswerte Bauanleitungen für Speisen und Getränke ertüftelt. Eine besonders gefinkelte ist jene für die Produktion von „Selbstgefrorenem Schnaps“.
Der geht so: Gießen Sie eine Flasche Weißwein in eine Schüssel. Diese geben Sie bei minus zwölf Grad (nicht kälter!) in ein Tiefkühlfach. In spätestens zwei Stunden wird der Wasseranteil des Weins zu Eis. Die verbleibende Flüssigkeit dürfte etwa einem Alkoholgehalt von 40 Prozent entsprechen. Gruber schnipselt übrigens noch etwas Holz eines Eichenpaneels vom Baumarkt in seinen „Selbstgefrorenen“, um eine Fasslagerung vorzutäuschen.
Legendär ist auch sein „Besoffenes Fischfilet“. Einfach das Filet auf dem Teller mit einem Stamperl Schnaps übergießen und über Nacht garen lassen. Fertig. Zum Schluss noch ein Energiesparrezept. Schlagen Sie zwei Eier in eine Pfanne, gießen Sie hochprozentigen Rum dazu und zünden Sie das Gemisch mit einem Feuerzeug an. Gut durchrühren. Und fertig ist die Eierspeise. Mahlzeit.