Schüler setzen ein Zeichen der Solidarität
BARBARA HAIMERL
SALZBURG-STADT. Neben der Europaflagge weht vor dem Akademischen Gymnasium auf dem Rainberg in Salzburg seit knapp vier Wochen die ukrainische Nationalflagge mit den zwei horizontalen Streifen in Blau und Gelb. „Ich habe die Fahne am ersten Tag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bestellt“, sagt Direktor Klaus Schneider.
Er hat bisher fünf Flüchtlinge aus der Ukraine in den Europaklassen aufgenommen. Nächste Woche kommen wahrscheinlich noch zwei Schüler aus der Ukraine dazu. Um die Jugendlichen an der Schule willkommen zu heißen und zugleich einen Akt der Solidarität mit der Ukraine zu setzen, organisierte die Schülervertretung für Donnerstag eine besondere Aktion: Die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler trug am Donnerstag ein blaues Oberteil, die andere Hälfte erschien gelb gekleidet zum Unterricht. Nach der ersten Stunde versammelten sich die 500 Schülerinnen und Schüler aus allen 23 Klassen mit den ukrainischen Flüchtlingen vor der Schule und sangen im Chor den von Michael Jackson und Lionel Richie komponierten Hit „We Are the World“, den Weltstars 1985 gegen den Hunger in Afrika gesungen hatten. Anschließend nahmen alle Aufstellung und formierten sich zur ukrainischen Flagge.
„Wir möchten damit ein Zeichen setzen“, sagt Schulsprecher Florian Anzböck. Die Schülerinnen und Schüler signalisierten ihre Unterstützung für die Ukraine nicht nur symbolisch. Am Mittwoch hatten sie eine Spendenaktion gestartet. Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Lea Hagivara ging der Schulsprecher von Klasse zu Klasse. „Es sind 3000 Euro zusammengekommen“, sagt Anzböck. Das Geld wird an die Hilfsaktion Nachbar in Not überwiesen. Als Willkommensgeschenk erhielt außerdem jeder Flüchtling ein Startpaket mit Schulsachen. Dazu gehört auch ein Heft mit gängigen Vokabeln auf Deutsch und Englisch.
Aus Rücksicht auf die Neuankömmlinge wird in den Europaklassen der Anteil der Unterrichtsstunden, in denen der Stoff auf Englisch gelehrt wird, aufgestockt. Außerdem hat Schneider pro Woche neun Deutsch-Förderstunden für die Flüchtlinge organisiert. Drei Lehrkräfte, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, werden die Stunden abhalten. Auch Eltern hätten angeboten, mit den Ukrainern Deutsch zu lernen, sagt Direktor Schneider. Er trug übrigens einen blauen Anzug mit gelber Krawatte und gelbem Stecktuch. Sobald die Flüchtlinge einen Grundwortschatz beherrschen, werden die Schülervertreter mit ihnen im Dialog Konversation üben. Eine der neuen ukrainischen Schülerinnen spricht bereits sehr gut Deutsch. Freiwillig lernt die 14Jährige die Sprache seit zwei Jahren. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, nach der Matura in Deutschland Zahnmedizin zu studieren.