In der Not wird alter Beton wieder wertvoll
Für die Immobilienbranche und Bauwirtschaft war die Pandemie eine Zeit des Höhenflugs. Jedoch werden das Material und Personal knapp.
ANIF. 30 Baustellen hat die Salzburg Wohnbau in Vorbereitung. Tatsächlich bald beginnen kann man jedoch nur mit etwa drei. Der größte Teil wird sich verzögern. „Wir kriegen keine fixen Preise mehr. Die Firmen sind ausgelastet. Materialketten sind unterbrochen“, erklärt Geschäftsführer Roland Wernik.
Russlands Krieg und erhöhte Kosten zum Beispiel für Treibstoffe haben die angespannte Situation noch verschärft. Dazu kommt der Ausfall von coviderkrankten Arbeitskräften.
Die Salzburg Wohnbau will aus der Not eine Tugend machen. „Wir haben mehr Zeit, Projekte gut abzuschließen.“Zum Beispiel werde man in Zukunft an Wohnbauten mineralischen Putz (statt Kunststoffe) anbringen. Und der Mangel an Materialien treibe die Ökologisierung und Kreislaufwirtschaft voran, sagte der Manager am Donnerstag bei einem Lokalaugenschein auf der Baustelle der Volksschule Anif. Der Neubau wird im Herbst bezogen. Große Teile des Altbetons wurden hier wiederverwendet. Bestand werde, vor allem wenn er in
Betongranulat umzuwandeln ist, als Rohstoff einen Wert erhalten. Wernik rechnet damit, dass die „Nulllinie“in zirka drei Jahren überschritten werde. Früher habe man für die Wiederverwertung eines Kubikmeters 30 bis 40 Euro bezahlt, derzeit seien es noch 7 bis 10 Euro.
Was die aktuellen Projekte betrifft, haben andere gemeinnützige Wohnbaugesellschaften gleiche Erfahrungen. In der GSWB sagen Fachleute, dass die Preise nun laut Ausschreibungsergebnissen um 25 bis 30 Prozent über dem Niveau zum Beginn der Covidkrise liegen. Beim aktuellsten Beispiel aus dem Pinzgau (es geht um den Neubau von 36 Wohnungen in einer alten Siedlung in Kaprun) habe die Ausschreibung „einen sehr, sehr hohen Preis“ergeben, sagt Geschäftsführer Peter Rassaerts. „Wir stellen fest, dass die Bindungsfrist für Preise sehr kurz wird – nur mehr 14 Tage.“Das heißt, man müsste sofort zuschlagen. Die Preissituation bei Baustoffen – sofern überhaupt verfügbar – sei sehr sprunghaft.
„Es wird von Woche zu Woche schlechter“, sagt Stephan Gröger von der Heimat Österreich. Er ist auch Sprecher der Salzburger Wohnbaugenossenschaften. „Wir alle haben im Vorjahr geglaubt, dass es heuer eine Erholung bezüglich Preise und Engpässe gibt, und es hat im Jänner/Februar auch danach ausgeschaut.“Doch seit dem Kriegsausbruch überschlagen sich die Ereignisse. Das Hauptproblem sei, dass Baufirmen zwar für ihre Leistungen Fixpreise anbieten könnten, aber nicht für Material, wie Dämmstoffe oder Stahl. Da gebe es zum Teil nur Wochenpreise. Das Problem fehlender Fixpreise betreffe auch das Verhältnis zwischen Baufirmen und Subunternehmen. Das Ganze sei „ein Wahnsinn, so etwas habe ich noch nie erlebt“. Eine Kalkulation könne schon am nächsten Tag nicht mehr stimmen. Das sei besorgniserregend, besonders für den geförderten Mietwohnbau (für den Obergrenzen gelten).
„Altbestand wird als Rohstoff einen Wert erhalten.“