Krafts verrückte Traumsaison
Von heftigen sportlichen Turbulenzen bis hin zu Olympiagold war für Stefan Kraft in diesem Winter alles mit dabei. Gelingt zum Saisonabschluss auch noch ein neuer Skiflug-Weltrekord?
SALZBURG. Noch ehe Stefan Kraft im Olympiawinter den ersten Sprung machte, wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Im Madame Tussauds in Wien enthüllte der 28-jährige Salzburger als erster Skispringer überhaupt seine eigene Wachsfigur. Verewigt hat sich Kraft inzwischen auch in den sportlichen Bestenlisten. Vier Saisonsiege hat der SkisprungStar bisher gefeiert, er hält damit bei insgesamt 25 Karriereerfolgen im Weltcup und ist zur Nummer zwei in der ewigen ÖSV-Bestenliste hinter Gregor Schlierenzauer (53) aufgestiegen. Dazu triumphierte Kraft bei der norwegischen Raw-Air-Serie und als absolutes Highlight gab es bei den Olympischen Spielen in Peking die Goldmedaille im Teamspringen. Und das, obwohl diese Saison für Österreichs „Superadler“ebenso viele Turbulenzen wie Siege zu bieten hatte.
Doch weder eine Sprunggelenksverletzung zu Saisonbeginn, plötzlich auftretende Symmetrieprobleme beim Absprung und ein verloren gegangenes Fluggefühl während der Vierschanzentournee oder auch die Enttäuschung über den verkorksten Olympiaauftakt (10. und 13. im Einzel, 5. im Mixed) konnten Kraft aus der Flugbahn werfen.
Seine Traumsaison könnte der Pongauer nun beim spektakulären Weltcupfinale in Planica krönen: Zum einen verteidigen die ÖSV-Adler um Stefan Kraft auf der mächtigen Skiflugschanze „Letalnica“(der „Flughafen“) – nur einen Steinwurf von der Kärntner Landesgrenze entfernt – eine durchaus komfortable Führung im Nationencup, den man seit 2014 nicht mehr gewonnen hat. Das Team von Cheftrainer Andreas Widhölzl führt drei Bewerbe vor Schluss 178 Punkte vor Deutschland. Zum anderen greift Kraft in Slowenien nach der kleinen Kugel für die WeltcupFlugwertung.
Vor den zwei Einzelwettkämpfen am Freitag und am Sonntag liegt er gleichauf mit dem slowenischen Lokalmatador Timi Zajc in Führung.
Und last, but not least könnte bei perfekten Bedingungen in Planica auch ein neuer SkiflugWeltrekord fallen. Den hält bekanntlich Kraft mit 253,5 Metern, aufgestellt in Vikersund. In Planica liegt der Schanzenrekord bei 252 Metern (Ryoyu Kobayashi). „Ich freue mich noch einmal aufs Fliegen und dass ich in so einer coolen Form bin. Es ist alles angerichtet“, meinte Kraft, der in der Qualifikation am Donnerstag mit 223 Metern Rang neun belegte.