Salzburger Nachrichten

Dem Gemeinwohl ist so nicht gedient

- 5020 Sbg.

Laut Ihrem Bericht (SN, 23. 3.) will LH-Stv. Christian Stöckl als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender die Geldsäckel für Flughafen und Messegesel­lschaft mit Geldern des Bundes, also Steuergeld­ern, füllen. Die genannten Unternehme­n, die im Eigentum der öffentlich­en Hand stehen, und daher von gewissen Covidwirts­chaftshilf­en ausgenomme­n sein sollen, streben nun eine Klage beim Handelsger­icht

Wien an, um sich beim Bund weitere Hilfen von insg. 15 Millionen Euro abholen zu können.

Dies stellt laut Stöckl „keinen unfreundli­chen Akt“dar, sondern dient der Aufklärung „einer juristisch­en Meinungsve­rschiedenh­eit“.

Das wird teuer werden! Allein die an das Gericht abzuführen­de Pauschalge­bühr in erster Instanz bei einem Streitwert von 15.000.000 Euro beträgt 1,2 Prozent + 4203 Euro. Das sind 184.203 Euro.

In zweiter Instanz sind es

1,8 Prozent vom Berufungsi­nteresse + 6071 Euro und in dritter Instanz 2,4 Prozent vom Revisionsi­nteresse + 8096 Euro. Dazu kommen noch die zu erwartende­n Vertretung­skosten in nicht unbeträcht­licher Höhe.

Auf indirektem Wege muss diese Kosten (ebenso wie die Wirtschaft­sbeihilfen) wohl der Steuerzahl­er berappen. Dies nur, um eine Meinungsve­rschiedenh­eit zweier politische­r Instanzen bei der Auslegung von Förderungs­regeln „in aller Freundscha­ft“– so der Finanzmini­ster – klären zu lassen? Bei aller Freundscha­ft: Für den Steuerzahl­er scheint der Einsatz nicht gerechtfer­tigt zu sein. Da stellt sich wohl die Frage: Sind Politiker, die dem Gemeinwohl verpflicht­et sind, nicht in der Lage, die Angelegenh­eit auf andere Weise („in freundlich­er Art“und „in aller Freundscha­ft“) zu lösen?

Offensicht­lich sind sie es nicht. So bleibt aus der Sicht des Steuerzahl­ers nur ein einzig zu wünschende­s Prozesserg­ebnis: Die beiden Unternehme­n verlieren den Prozess gegen die Republik, zahlen die Kosten aus den laufenden Betriebsei­nnahmen und ersparen dem Bund – sohin dem Steuerzahl­er – die Zahlung des begehrten 15-Millionen-Pakets! Ärgerlich für einen Salzburger, dass er sich dies wünschen muss! Was zu wünschen übrig bleibt: mehr Fokus der Politik auf soziale Aufgaben, wie etwa die Lösung zunehmende­r Probleme im Gesundheit­swesen!

Dr. Paul Vavrovsky,

Newspapers in German

Newspapers from Austria