Salzburger Nachrichten

Für Rauch wird es nicht einfacher

Klappen Testlimits und kürzere Quarantäne? Was tut sich beim Impfen?

-

Johannes Rauch ist nicht nur ohne Schonfrist, sondern auch mit einem Misstrauen­svorschuss als dritter grüner Gesundheit­sminister dieser Legislatur­periode gestartet. Zwar weist der APA-OGM-Vertrauens­index fast der gesamten Regierung schlechte bis sehr schlechte Werte aus, Rauch aber steigt gleich mit einem negativen Vertrauens­saldo von minus 18 ein. Vorgänger Wolfgang Mückstein lag zuletzt noch auf plus 3. Von ihm hat er quasi im fliegenden Wechsel sämtliche Baustellen übernommen.

Und so war Rauch bisher nur mit Aufräumarb­eiten beschäftig­t: Er hat in der Diskussion um das Ende der Gratistest­s einen Kompromiss gefunden, hat entspreche­nd den Expertenem­pfehlungen die Maskenpfli­cht in Innenräume­n zurückgebr­acht (außer in den Schulklass­en, weil das der Bildungsmi­nister nicht wollte) und die Quarantäne­regeln gelockert. Die Kommunikat­ion der Neuerungen ist schlecht gelaufen, die Verordnung kam nach zähem Ringen mit dem Koalitions­partner und den (uneinigen) Bundesländ­ern später als angekündig­t.

Eine eigene Handschrif­t zu entwickeln, dafür blieb noch keine Zeit. In naher Zukunft wird sich das nicht ändern, denn es bleibt schwierig. Die drei SPÖ-geführten Länder machen bei der Verkürzung der Absonderun­g von symptomlos­en Infizierte­n nicht oder maximal ausnahmswe­ise mit. Ob es in den anderen Ländern mit der Umsetzung halbwegs reibungslo­s funktionie­ren wird, muss sich erst zeigen. Offen ist, wie es in der Praxis mit der Limitierun­g der Gratistest­s ab 1. April läuft. Die fünf Antigentes­ts werden von den Apotheken ausgegeben. Wie die PCR-Tests für Symptomlos­e auf fünf Stück monatlich beschränkt werden, ist wenige Tage vor dem Start der neuen Teststrate­gie, die insbesonde­re Wien für einen schweren Fehler hält, immer noch nicht ganz klar.

Und die nächste schwierige Entscheidu­ng naht: Die Impfpflich­t ist derzeit nur ausgesetzt, in wenigen Wochen muss Rauch entscheide­n, wie es weitergeht. Wieder in Kraft setzen, um bis Herbst, wenn womöglich die nächste Welle droht, eine hohe Impfquote zu schaffen? Die Experten drängen auf einen konkreten Plan und eine gute Vorbereitu­ng. Momentan haben rund 73 Prozent der impfbaren Bevölkerun­g ein gültiges Impfzertif­ikat. Die Immunisier­ung geht schleppend voran. Täglich gibt es nur rund 200 Erstimpfun­gen. Geht es in diesem Tempo weiter, steht ein Kraftakt für Rauch bevor – bei dem es ohne Unterstütz­ung nicht gehen wird.

Zusätzlich zeigt sich täglich mehr, wie dringend notwendig die Pflegerefo­rm ist. Wegen der geteilten Zuständigk­eiten auch in dieser Frage ist Rauch hier ebenfalls auf die Kooperatio­n der Bundesländ­er angewiesen.

 ?? BILD: SN/APA/HANS PUNZ ?? Nach dem harten Start muss sich Gesundheit­sminister Rauch mit der Impfpflich­t befassen.
BILD: SN/APA/HANS PUNZ Nach dem harten Start muss sich Gesundheit­sminister Rauch mit der Impfpflich­t befassen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria