UN haben Hinweise auf Massengräber in Mariupol
Die Situation in der belagerten Stadt bleibt weiter dramatisch. Auch in anderen Teilen der Ukraine wird heftig gekämpft.
Vier Wochen nach der Invasion in der Ukraine hat die russische Armee an einigen Frontabschnitten offenbar Probleme, kommt an anderen Stellen aber voran. Die ukrainischen Truppen haben nach britischen Angaben Städte und Verteidigungsstellungen bis zu 35 Kilometer östlich von Kiew zurückerobert. Dagegen dürfte es laut ukrainischem Verteidigungsministerium den russischen Truppen gelungen sein, eine Landbrücke von der Region Donezk im Osten bis zur Halbinsel Krim zu schaffen.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau konzentrieren sich die russischen Streitkräfte auf die völlige „Befreiung“des Donbass. Generell werde nicht ausgeschlossen, verbarrikadierte ukrainische Städte zu stürmen, erklärt das Ministerium laut russischer Nachrichtenagentur Ifax. Für die „Spezialoperation“in der Ukraine habe das Ministerium zwei Optionen erwogen: entweder innerhalb der Separatistengebiete im Donbass oder im gesamten Territorium der Ukraine.
Die russische Truppen blockieren weiter die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw und das Regionalzentrum Sumy. Russische Streitkräfte hätten zudem ukrainische Kontrollpunkte in der Stadt Slawutytsch unter Beschuss genommen, teilte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, unter Berufung auf Informationen der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde mit. In der Kleinstadt Slawutytsch mit rund 25.000 Einwohnern leben Arbeiter,
die an der Instandhaltung des stillgelegten Atomkraftwerks Tschernobyl beteiligt sind.
Erst vor wenigen Tagen hat das technische Personal des ehemaligen Atomkraftwerks nach fast vier Wochen Arbeit ohne Schichtwechsel in seine Häuser in Slawutytsch gehen und sich ausruhen können.
Die Lage in der von der russischen Armee umzingelten Hafenstadt Mariupol bleibt weiter dramatisch. Wie am Freitag bekannt wurde, sind bei dem Angriff auf das Theater in Mariupol offenbar nun mehr Menschen getötet wurden als zunächst angenommen. So seien laut der Stadtverwaltung etwa 300 Menschen bei dem Angriff ums Leben gekommen.
Zudem mehren sich Hinweise auf Massengräber in der eingekesselten Stadt. Laut Beobachtern des UN-Menschenrechtsteams in der Ukraine sollen in einem Grab 200 Leichen liegen. Einige Beweise fänden sich in Satellitenaufnahmen. Zudem prüft die Beobachtergruppe Vorwürfe, wonach Zivilisten gegen ihren Willen aus der Stadt nach Russland gebracht wurden und russische Soldaten Zivilisten, die in Autos Mariupol verließen, getötet haben sollen.
Auch die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine kommen nach Angaben beider Seiten in den Kernfragen nicht voran. Der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski erklärte: „In zweitrangigen Punkten stimmen die Positionen überein. Aber in den politischen Hauptfragen kommen wir nicht voran.“