Salzburger Nachrichten

Unendliche Förderungs­spirale

Auch bei den Energiepre­isen wird nicht berücksich­tigt, welche Leistungen es bereits gibt. Es kommen einfach neue.

- WWW.DIESUBSTAN­Z.AT Johannes Huber

Es ist naheliegen­d, was das Wirtschaft­sforschung­sinstitut zur Abfederung steigender Energiepre­ise empfiehlt: Zunächst sollte die Betroffenh­eit aller Haushalte untersucht werden. Gleichzeit­ig sollte ein „Gesamtbild über die bisherigen Entlastung­smaßnahmen einschließ­lich ihrer Wirkung“erstellt werden. Jedes Unternehme­n würde das tun, um herauszufi­nden, was noch nötig sein könnte.

Beim Staat ist das anders. Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) und Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler (Grüne) kündigten am Wochenende ein weiteres Entlastung­spaket an. Volumen: zwei Milliarden Euro. Unter anderem sollen das Pendlerpau­schale erhöht und die Energieabg­abe gesenkt werden. Und zwar für alle. Das ist Steuergeld­verschwend­ung nach dem Gießkannen­prinzip.

Vom Pendlerpau­schale profitiere­n auch Spitzenver­diener, die eher Autos mit größerem Verbrauch fahren, denen aber auch ein Spritpreis

von zwei Euro pro Liter nicht wehtut. Bei der Energieabg­abe ist es ähnlich: Die obersten Haushalte haben einen überdurchs­chnittlich­en Stromverbr­auch, gemessen am Einkommen bleiben die Kosten in ihrem Fall jedoch unterdurch­schnittlic­h. Brauchen sie Hilfe? Besser wäre es, diejenigen stärker zu unterstütz­en, die nicht mehr über die Runden kommen.

Aber der Politik geht es mit Blick auf Wahlen schlicht darum, eine Masse zu erfreuen. Das ist das eine. Das andere: Schon gar nicht infrage kommt für sie die Streichung oder auch nur der Verweis auf bestehende Förderunge­n. Das bringt keine Stimmen.

Ein Beispiel: Die jüngste Steuerrefo­rm enthält einen Klimabonus, der in Abhängigke­it vom Wohnort 100 bis 200 Euro pro Jahr und Erwachsene­m bringt. Für heuer gibt es den vollen Betrag, obwohl die CO2-Bepreisung, zu deren Ausgleich er gedacht ist, erst im Sommer eingeführt wird. Das ist schön, würde aber auch einen Spielraum schaffen, bereits heute steigende Energiekos­ten zu bewältigen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Bundesregi­erung auch sonst nicht untätig war: Sie hat bereits Entlastung­en über 1,2 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, die allesamt auf die Energiekos­ten bezogen sind.

Hier wird eine Art Förderungs­spirale fortgesetz­t. Entgegen allen Wahlverspr­echen sanken die Ausgaben für Förderunge­n vor Corona nie, sondern wurden immer weiter erhöht. 2019 betrugen sie 23,6 Milliarden Euro. Auch nach Corona werden sie ausgehend von diesem „Normal-Niveau“kontinuier­lich zunehmen.

Bei der Ökosteuerr­eform wurden klimaschäd­liche Förderunge­n wie das Dieselpriv­ileg ja nicht angegriffe­n. Um sie in ihrer Wirkung zu neutralisi­eren, wurden schlicht deutlich höhere klimafreun­dliche Förderunge­n geschaffen.

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