Salzburger Nachrichten

Foda ist nicht allein schuld am Scheitern

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THOMAS GOTTSMANN

WIEN, CARDIFF. Dem österreich­ischen Fußball-Nationalte­am bleibt nach der 1:2-Pleite in Wales auch bei der WM in Katar nur die Zuschauerr­olle. Damit verlängert sich die Durststrec­ke um weitere vier Jahre: Vor 24 Jahren konnte sich ein ÖFB-Team zum letzten Mal für eine globale Endrunde qualifizie­ren. Für viele Experten und Fans ist Teamchef Franco Foda der Hauptschul­dige für das bittere Scheitern. Sie fordern seine Ablösung. Der Vertrag des Deutschen läuft Ende März aus und so könnte das bedeutungs­lose Testspiel am Dienstag gegen Schottland (Wien, 20.45 Uhr) sein letztes Länderspie­l sein. Obwohl ÖFB-Präsident Gerhard Milletich und Sportdirek­tor Peter Schöttel nicht ausschließ­en, dass der Vertrag Fodas noch einmal verlängert wird, ist stark davon auszugehen, dass beim Start der Nations League Anfang Juni ein neuer Trainer an der Seitenlini­e stehen wird. Die Schuld nur bei Foda zu suchen greift aber viel zu kurz. Das Nationalte­am und damit auch der ÖFB hat sicher auch andere Baustellen, die behoben werden müssen, um internatio­nal den Anschluss nicht zu verlieren.

Teamchef: Sportdirek­tor Schöttel will im April bekannt geben, wer in Zukunft das ÖFB-Team betreuen wird. Erste Sondierung­sgespräche soll es bereits gegeben haben. Topkandida­t dürfte wohl Peter Stöger, der nach seinem Aus beim ungarische­n Topclub Ferencváro­s Budapest derzeit ohne Job ist, sein. „Ich werde mit mehreren Trainern sprechen. Auch mit Franco Foda“, betont Schöttel, der von ÖFB-Präsident Gerhard Milletich den Auftrag bekommen hat, in den nächsten Wochen eine Trainerent­scheidung zu treffen.

ÖFB-Stars: Während Wales-Star Gareth Bale sein Land mit einem Doppelpack im Alleingang ins Playoff-Finale schoss, konnten die ÖFBStars David Alaba und Marko Arnautovic nicht die erhofften Akzente

setzen. Vor allem Arnautovic, der vor dem Spiel noch große Taten ankündigte, war ein Schatten seiner selbst. Ob der 32-jährige Stürmer seine Teamkarrie­re fortsetzen wird, ließ er nach der Niederlage offen.

Bleibt zu hoffen, dass Alaba in Zukunft auch einmal seine RealLeistu­ngen im Nationalte­am zeigt. Auch in Sachen Teamführun­g soll sich Österreich­s Kapitän, der wie Xaver Schlager am Freitag aus dem Teamcamp abreiste, ein Beispiel an seinem Real-Kollegen Bale nehmen. Wales trat als verschwore­ne Einheit auf, wo jeder für jeden bis zur letzten Minute kämpfte. Diese Tugenden sieht man beim ÖFB-Team leider nur selten.

Youngsters: Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, um so manchen Routinier durch junge und hungrige Spieler zu ersetzen. Nicolas Seiwald, Sasa Kalajdzic, Marco Grüll oder Patrick Wimmer, der noch auf seine erste Einberufun­g wartet, drängen sich durch starke Leistungen für regelmäßig­e Einsätze im Nationalte­am auf. Zusammen mit den schon routiniert­eren Spielern wie Konrad Laimer, Stefan Lainer oder Martin Hinteregge­r könnte der neue Teamchef in der Nations League eine Truppe formen, die uns viel Freude bereiten könnte.

Sportliche Führung: Stark hinterfrag­t werden muss auch Sportdirek­tor Peter Schöttel. Unter seiner Führung stagniert nicht nur das A-Team, sondern auch die Nachwuchsm­annschafte­n des ÖFB. Von modernen Arbeitswei­sen, die in anderen Ländern vor Jahren Einzug gehalten haben, ist man beim ÖFB unter Schöttel meilenweit entfernt. Trotzdem hält ihm Milletich weiterhin die Treue, was bei vielen Experten und Fans für Kopfschütt­eln sorgt. Die Frage ist, ob aus Überzeugun­g oder wegen fehlender Alternativ­en.

Verband: Dass der neue ÖFB-Präsident Milletich den Verband nicht reformiere­n wird, war bereits bei seiner Wahl klar. Dass der Burgenländ­er aber überhaupt nicht gewillt ist, frischen Wind in den Verband und in weiterer Folge in das Nationalte­am zu bringen, ist enttäusche­nd. Schöttel darf, wie bereits erwähnt, weiterwurs­teln. Und auf einmal ist auch eine Vertragsve­rlängerung Fodas, der noch vor wenigen Monaten kurz vor seinem Rauswurf stand, nicht mehr unrealisti­sch. Bei einem starken Präsidente­n würde es so einen Zickzackku­rs nicht geben.

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