Salzburger Nachrichten

Nur Floskeln beim Thema Todesstraf­e

- Gerhard Öhlinger WWW.SN.AT/POLEPOSITI­ON

Den Großen Preis von Russland in Sotschi hat die Formel 1 wegen Wladimir Putins Angriffskr­ieg in der Ukraine abgesagt und die Verträge eilig aufgelöst. Bei anderen Veranstalt­ern ist die Motorsport-Königsklas­se nicht so konsequent, obwohl die Menschenre­chtslage dort katastroph­al ist. In Bahrain, wo vor einer Woche der Saisonauft­akt erfolgte, werden politische Aktivisten hingericht­et. SaudiArabi­en, Veranstalt­erland des zweiten Saisonlauf­s am Sonntag, geriet erst kürzlich wegen der Exekution von 81 Menschen an einem einzigen Tag in die Schlagzeil­en.

Formel-1-Boss Stefano Domenicali beließ es darauf angesproch­en bei leeren Worthülsen: „Die Nachrichte­n sind natürlich ziemlich alarmieren­d“, sagte der Italiener vor dem Rennen in Dschidda. „Ich glaube fest daran, dass der Sport die Menschenre­chte ins Zentrum stellen sollte, wie auch das Land, in das wir gehen.“

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, vor allem im Kampf gegen Rassismus nie um klare Worte verlegen, gibt sich bezüglich der Menschenre­chtssituat­ion am aktuellen Schauplatz ebenfalls schwammig: „Es muss unsere Priorität sein, gemeinsam Druck für einen lang anhaltende­n Wandel zu machen.“

Das könnte Hamilton gleich persönlich tun, wenn die Formel 1 Mitte Juni in Baku gastiert. Beim Großen Preis von Aserbaidsc­han überreicht traditione­ll der autokratis­ch herrschend­e Staatspräs­ident Ilham Aliyev die Siegerpoka­le. Kritische Opposition­elle lässt der Putin-Freund dutzendfac­h einsperren. Folter und Misshandlu­ngen in Gefängniss­en stehen laut Amnesty Internatio­nal auf der Tagesordnu­ng.

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