Nur Floskeln beim Thema Todesstrafe
Den Großen Preis von Russland in Sotschi hat die Formel 1 wegen Wladimir Putins Angriffskrieg in der Ukraine abgesagt und die Verträge eilig aufgelöst. Bei anderen Veranstaltern ist die Motorsport-Königsklasse nicht so konsequent, obwohl die Menschenrechtslage dort katastrophal ist. In Bahrain, wo vor einer Woche der Saisonauftakt erfolgte, werden politische Aktivisten hingerichtet. SaudiArabien, Veranstalterland des zweiten Saisonlaufs am Sonntag, geriet erst kürzlich wegen der Exekution von 81 Menschen an einem einzigen Tag in die Schlagzeilen.
Formel-1-Boss Stefano Domenicali beließ es darauf angesprochen bei leeren Worthülsen: „Die Nachrichten sind natürlich ziemlich alarmierend“, sagte der Italiener vor dem Rennen in Dschidda. „Ich glaube fest daran, dass der Sport die Menschenrechte ins Zentrum stellen sollte, wie auch das Land, in das wir gehen.“
Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, vor allem im Kampf gegen Rassismus nie um klare Worte verlegen, gibt sich bezüglich der Menschenrechtssituation am aktuellen Schauplatz ebenfalls schwammig: „Es muss unsere Priorität sein, gemeinsam Druck für einen lang anhaltenden Wandel zu machen.“
Das könnte Hamilton gleich persönlich tun, wenn die Formel 1 Mitte Juni in Baku gastiert. Beim Großen Preis von Aserbaidschan überreicht traditionell der autokratisch herrschende Staatspräsident Ilham Aliyev die Siegerpokale. Kritische Oppositionelle lässt der Putin-Freund dutzendfach einsperren. Folter und Misshandlungen in Gefängnissen stehen laut Amnesty International auf der Tagesordnung.