Es wird wieder an der Uhr gedreht
In der Nacht auf Sonntag beginnt die Sommerzeit und die Uhren werden wieder um eine Stunde vor gestellt.
In der Nacht auf Sonntag werden in Österreich und den meisten Ländern Europas die Zeiger wieder von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Die halbjährliche Debatte darüber scheint in diesem Frühling angesichts von Krieg und Krisen auszufallen. Dabei schien das Ende der Zeitumstellung bereits besiegelt. Losgetreten wurde der Prozess durch eine EU-weite Online-Umfrage. Dabei hatten sich 4,6 Millionen Menschen beteiligt, allein drei Millionen aus Deutschland. Insgesamt sprachen sich 84 Prozent für ein Ende der Zeitumstellung aus. Die meisten votierten für eine dauerhafte Sommerzeit.
Der Ball liegt immer noch beim EU-Ministerrat, der die Abschaffung der zweimal jährlichen Zeitumstellung zuletzt im Juni 2019 beraten hat, zuständig sind die Verkehrsminister. Zuvor hatte das Europaparlament im März 2019 mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Umstellung per 2021 gestimmt – oder ein Jahr später, wenn es Schwierigkeiten für den Binnenmarkt geben sollte. Dem müssten die Mitgliedsstaaten jedoch mehrheitlich zustimmen, damit dies Realität werden kann. Eine Abstimmung ist mittlerweile aber in weite Ferne gerückt, nicht zuletzt auch wegen der Coronapandemie.
Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund,
Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang.
Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Allerdings gab es in der Alpenrepublik bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter – auf Dauer erfolgloser – Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.
Viele Länder außerhalb Europas haben die Umstellung indes abgeschafft oder streben dies an. In den USA etwa hat der Senat vergangene Woche dafür gestimmt, dass die Sommerzeit dauerhaft eingeführt wird. Bei Zustimmung im Repräsentantenhaus würde dies im November 2023 in Kraft treten. Es ist aber unklar, ob es eine Mehrheit dafür gäbe und ob US-Präsident Joe Biden ein entsprechendes Gesetz unterzeichnen würde. Ein absehbarer Vollzug ist also nicht sicher.