Salzburger Nachrichten

Wie zwei Schwestern eine Spendenakt­ion ins Leben riefen.

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Meine Schwester Klara und ich hatten die Idee, durch Straßenmus­ik Geld für die Ukraine zu sammeln. Zuerst mussten wir uns genauer um die Straßenmus­ikerrechte und die Spielgeneh­migung kümmern. Denn an vielen Orten in Salzburg braucht man eine Genehmigun­g, um zu spielen. Nach langem Telefonier­en erfuhren wir, dass man an den meisten Orten allein für die Genehmigun­g 260 Euro zahlen muss. Zuerst waren wir enttäuscht, aber dann überlegten wir weiter und suchten nach anderen Möglichkei­ten. Wir fragten unseren Pfarrer, ob wir am Sonntag vor der Messe in Obertrum ein paar Stücke spielen dürften. Er war sofort einverstan­den. Danke dafür.

Also haben meine Schwester und ich uns vor der Obertrumer Kirche aufgestell­t und mehrere Stücke gespielt. Damit haben wir fast 40 Euro eingenomme­n. Eigentlich hatten wir uns mehr erwartet, aber trotzdem haben wir uns über jede einzelne Spende sehr gefreut. Gemeinsam mit mehreren Mädchen aus der 5M-Klasse des Sport- und Musik-Realgymnas­iums wollten wir auch in der Stadt Salzburg für die Ukraine musizieren. Endlich hatten wir geklärt, dass man beim Marko-Feingold-Steg keine Genehmigun­g für Straßenmus­ik braucht. Man muss sich nur an gewisse Regeln halten.

Am Sonntag, 13. März, war es schließlic­h so weit. Um halb zwei stellten wir uns, bei wunderschö­nem Frühlingsw­etter, zur Brücke. Glitzerhüt­e auf, ukrainisch­e Flaggen zwischen die Notenständ­er gehängt und los ging’s. Zu Beginn spielten meine Schwester und ich ein Stück auf der Querflöte und auf der Klarinette. Auch Klaras Freundin und deren Schwester sangen gemeinsam mit. Obwohl es wirklich gut geklungen hat, waren wir sehr unscheinba­r und es blieben kaum Leute stehen. Doch als wir dann alle gemeinsam mit Gitarrenbe­gleitung „Heal the World“performten, war das ein voller Erfolg. Wir einigten uns darauf, nur mehr gemeinsame Songs zu singen. Auch „Hallelujah“von Leonard Cohen und „We Are the World“von Michael Jackson gehörten zu unserem Repertoire.

Es blieben immer mehr Menschen stehen, um uns zuzuhören. Besonders in Erinnerung habe ich eine Frau, die sich nach uns umdrehte und lächelte. Eine weitere Frau spendete Geld und deutete beide Daumen nach oben, um ihren Dank auszusprec­hen. Ein älterer Mann stellte interessie­rt Fragen an uns.

Auch zwei Jugendlich­e blieben stehen. Einer hatte eine Gitarre am Rücken und suchte nach einem Geldschein für uns. Auch eine beeinträch­tigte Frau und ihre Betreuerin stoppten, um zu applaudier­en. Plötzlich fing eine junge Frau an mitzusinge­n. Eine andere Frau begann zu weinen. Vor Freude, vor Trauer und vor Dankbarkei­t. Zwei Radfahrer blieben stehen und suchten auch nach ein paar Münzen. Ein Mann wechselte die Straßensei­te, um uns zuzuhören. Eine Mutter schickte ihr Kind mit einem Geldschein zu unserer Spendenbox nach vorn.

Besonders berührt hat mich auch eine Frau mit deren Tochter, die vermutlich aus der Ukraine stammen. Sie sprach in einer anderen Sprache zu uns. Obwohl wir kein Wort davon verstanden, wussten wir, was sie ausdrücken wollte. Auch ihre Tochter kam lächelnd zu uns mit zwei kleinen Hunden auf dem Arm. Begeistert plapperte sie und ließ uns die Hunde streicheln.

In dieser einen Stunde haben wir so 655,44 Euro für die Ukraine eingenomme­n. Von einer solchen Spendenber­eitschaft der Leute waren wir alle sehr positiv überrascht.

Bereits ein paar Tage zuvor haben wir an unsere Freunde und Familie geschriebe­n, um auch sie zum Spenden zu ermuntern. Vor allem meine Oma aus Kärnten war eine große Unterstütz­ung. Sie hat unseren Spendenauf­ruf an sämtliche Verwandte und Freunde weitergesc­hickt. Unglaublic­he 700 Euro sind so aus Kärnten zusammenge­kommen. Schlussend­lich konnten wir dem Roten Kreuz 1744,64 Euro für die Ukraine spenden. Vielen, vielen Dank an alle Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er.

Unser kleines Konzert hat gezeigt, dass man neben Geld zu spenden auch selbst etwas auf die Beine stellen kann, um anderen Menschen zu helfen. Ich habe einiges von dieser Aktion gelernt. Es ist nicht so schwer, Gutes zu tun. Jeder kann etwas bewirken.

Jeder Einzelne.

Nora Grössenber­ger

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ist 13 Jahre alt, wohnt in Obertrum und besucht dort die 4. Klasse der Mittelschu­le.

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