Kostenexplosion am Bau trifft die Unternehmen hart
In vielen Bereichen unseres Lebens explodieren die Preise – auch am Bau. Die Situation sei im wahrsten Sinn des Wortes unberechenbar geworden, betont Salzburgs Landesinnungsmeister Bmst. Ing. Peter Dertnig.
Zuerst zwei Jahre Coronapandemie und jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine mit seinen massiven wirtschaftlichen Auswirkungen: Für das Salzburger Baugewerbe ist dieser schmerzhafte Doppelschlag mitten in die Magengrube der Unternehmen aus eigener Kraft fast nicht mehr zu stemmen. Die Lage ist ernst.
Blank liegende Nerven und Preise, die nicht halten
„In vielen Baufirmen liegen mittlerweile die Nerven blank“, schildert Peter Dertnig. „Die massiven Preissteigerungen bei den Treibstoffen, bei Stahl, dem Strom oder den Dämmstoffen haben unsere Kalkulationen völlig über den Haufen geworfen. Und wenn wir alle Mehrkosten schlucken müssen, dann müssen wir die bestehenden Aufträge mit richtig argen Verlusten abschließen.“
Baugewerbe fordert Preisbremse bei Energiekosten Es ist eine verzwickte Situation: Zwar sind die Auftragsbücher voll, weil in Stadt und Land Salzburg so viel gebaut und saniert wird wie selten zuvor. Der Haken dabei: Im Baugewerbe basieren die Angebote zu 99 Prozent auf fixen Preisen. Und wenn nach Vertragsabschluss die Tarife unerwartet durch die Decke gehen, bleiben die Baufirmen unverschuldet auf einem Berg an nicht kalkulierten Kosten sitzen.
Explosion beim Spritpreis hat vielfältige Auswirkungen
Die meisten Sorgen bereiten derzeit die gestiegenen Kosten für den Treibstoff. Zement und Beton kommen zwar aus der Region, müssen aber trotzdem angeliefert werden. „Allein schon deshalb zahlen wir für den Beton heute viel mehr als geplant“, gibt Peter Dertnig zu bedenken. Dazu kommen nicht selten doppelt so hohe Transportkosten für die Mitarbeiter am Bau. Warum? „Ganz einfach: Unsere Zubringerfahrzeuge sind nach wie vor nur zur Hälfte besetzt, weil wir Cluster vermeiden müssen“, so der Branchensprecher.
Kosten für Baustahl haben sich verdoppelt Nächstes Beispiel: Baustahl kostet heute doppelt so viel wie noch vor wenigen Wochen. Kein Wunder, stammen doch 20 Prozent des in der EU verarbeiteten Stahls eigentlich aus der Ukraine.
Dringender Appell an
Politik und öffentliche Hand Da in der Branche sprichwörtlich der Hut brennt, wendet sich der Branchensprecher an die Bundesregierung: „Jetzt muss rasch gehandelt werden. Bei den Energiekosten und speziell beim Treibstoff braucht es jetzt – wie in Ungarn oder Malta – einen staatlichen Preisdeckel.“Dort seien die Treibstoffkosten mit 1,30 Euro begrenzt worden. „Außerdem appellieren wir an die öffentliche Hand, dass die unerwartete Kostenexplosion bei den laufenden Verträgen fairerweise berücksichtigt wird“, so Peter Dertnig, „und dass wir bei den zukünftigen Ausschreibungen von den bislang üblichen Festpreisen wegkommen. Denn das Baugewerbe kann derzeit keine seriösen Festpreise anbieten.“Und wenn nichts dergleichen passiert? „Dann wandelt sich die Salzburger Bauwirtschaft vom Wirtschaftsmotor zum Sanierungsfall“, so Peter Dertnig.