kostet Das die grüne Wende Teure Energie. Raus aus Öl und Gas? Was es jetzt kostet, auf E-Auto und Öko-Heizung umzusteigen.
Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine erreichte der Durchschnittspreis für Benzin in Österreich am
14. März mit 1,99 Euro einen historischen Höchststand. Noch am 14. Dezember 2021 musste man an heimischen Tankstellen lediglich 1,40 Euro pro Liter berappen. Der Literpreis für Diesel durchbrach vor rund zwei Wochen mit 2,02 Euro sogar die psychologisch wichtige Zwei-Euro-Marke.
Allen voran Berufspendler und all jene, die auf das eigene Auto angewiesen sind, beobachten diese Preissteigerungen mit Sorge. Und stellen sich vermehrt die Frage, ob der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel zur E-Mobilität nun gekommen ist. Stand Ende Februar 2022 sind hierzulande 80.441 Elektroautos zugelassen. Das sind gerade einmal 1,6 Prozent des gesamten Pkw-Bestands. Allerdings verzeichneten die Neuzulassungen von Fahrzeugen mit vollelektrischem Antrieb im Februar im Jahresvergleich ein Plus von 15,5 Prozent, während die Neuzulassungen bei Diesel-Pkw im selben Zeitraum um 27,4 Prozent und bei Benzinern sogar um 31,5 Prozent zurückgingen. „Der Trend hin zur E-Mobilität wird bisher fast ausschließlich von gewerblichen Zulassungen getragen, über 80 Prozent entfallen auf Firmenfahrzeuge“, weiß Michael Kocher, stellvertretender Landesdirektor und Leiter für technische Innovationen beim ÖAMTC in Salzburg.
Die Gründe für dieses Ungleichgewicht sind schnell gefunden. So profitierten die heimischen Unternehmen in den vergangenen Jahren überproportional stark von den Förderungen und steuerlichen Vergünstigungen bei Elektroautos. Deshalb überrascht es auch wenig, dass der alljährlich veröffentlichte „Car Cost Index“des Unternehmens LeasePlan im vergangenen Dezember in Österreich erstmals zugunsten des E-Antriebs ausfiel: Demnach liegen die monatlichen Gesamtbetriebskosten für einen Elektro-Pkw der gehobenen Mittelklasse aktuell bei durchschnittlich 832 Euro. Vergleichbare Benziner kommen mit 1038 Euro pro Monat über 200 Euro teurer, Fahrzeuge mit Dieselmotor belasten das monatliche Budget sogar mit 1156 Euro, kosten im Schnitt also 324 Euro mehr als reine Stromer. Plug-in-Hybride sind mit monatlichen Kosten von 979 Euro zwar günstiger als Diesel und Benziner, aber rund 150 Euro teurer als Elektroautos. Neben den Ausgaben für Treibstoff bzw. Strom umfasst die Studie auch die Kosten für Wertverlust, Steuern, Versicherung und Instandhaltung über die ersten vier Jahre bei einer Fahrleistung von 30.000 Kilometern pro Jahr.
Laut Lorenz Loidl, Operations Director bei LeasePlan Österreich, kann das Ergebnis der Studie ebenso auf den privaten Bereich umgelegt werden – wenngleich der immer noch deutlich höhere Kaufpreis von E-Autos für Familien naturgemäß eine größere Rolle spielt. Tatsächlich liegen die Anschaffungspreise für Elektro-Neufahrzeuge im Schnitt noch um bis zu 15 Prozent höher als jene vergleichbarer Benziner. Doch auch in der Kompaktklasse sind die Stromer bei den Gesamtkosten bereits günstiger, wie eine aktuelle Analyse des ÖAMTC ergab: Demnach kommt ein Opel Corsa-e mit 136 PS bei einer Laufzeit von fünf Jahren und einer angenommenen Fahrleistung von 13.000 Kilometern jährlich um satte 4800 Euro günstiger als der Benziner-Corsa mit 130 PS.
Ob der ideale Zeitpunkt für den Umstieg auf ein Elektroauto bereits gekommen ist, hängt jedoch in hohem Maß vom individuellen Fahrprofil ab, weiß der ÖAMTCExperte. „Entscheidend ist: Wie viele Kilometer fährt man pro Tag und hat man die Möglichkeit, das E-Auto zu Hause aufzuladen? Wer – wie der Durchschnitt aller Österreicher – nicht mehr als 30 Kilometer täglich fährt und eine Wallbox in der eigenen Garage installieren kann, der kommt mit einem E-Auto schon jetzt günstiger davon“, so Michael Kocher. Denn im Vergleich zu öffentlichen Ladestationen ist der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde Strom an der eigenen Wallbox um rund 10 Cent günstiger. Wer in absehbarer Zeit mit einem Neuwagenkauf spekuliert, sollte sich laut dem Experten die Frage stellen, ob das eigene Wunschmodell bereits als
Elektro-Version verfügbar sei.
Wenn ja, habe es wenig Sinn, etwaige Technologiesprünge bei den Akkus abzuwarten. „Dafür ist die Akku-Entwicklung zu rasant und zu unvorhersehbar. Dazu kommt, dass niemand weiß, wie lange die E-Mobilitäts-Förderungen in Höhe von derzeit bis zu
5400 Euro noch eine politische Mehrheit finden“, so Kocher.
Positiv: Die Auswahl preiswerter Kompaktmodelle wächst rasant. So kostet Österreichs aktuell billigstes E-Auto, der Dacia Spring, nach Abzug der Förderungen nur 13.990 Euro. Auch für den besonders beliebten Fiat 5oo Elektro sind weniger als 20.000 Euro zu bezahlen. In Sachen Finanzierung vertrauen E-Auto-Käufer fast ausschließlich auf Leasingverträge. Der Hintergrund: Niemand kann aus heutiger Sicht seriös einschätzen, wie sich die Restwerte jetziger Neuwagen mit Elektromotor in einigen Jahren entwickeln werden.
Wer auf ein gebrauchtes E-Auto spekuliert, benötigt hingegen Glück: So werden etwa auf willhaben.at derzeit nur 3400 Gebrauchte mit E-Antrieb angeboten. Angesichts der Behaltedauer von vier Jahren bei Firmenfahrzeugen ist damit zu rechnen, dass der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos erst in drei bis vier Jahren so richtig durchstartet.
Einen klaren Trend zur erneuerbaren Energie gibt es auch beim Heizen – wie die Studie „Wärmezukunft 2050“der Technischen Universität Wien zeigt (siehe dazu die Grafik rechts). Demnach wird der Anteil von fossilen Heizanlagen in Österreich in den nächsten Jahrzehnten weiter massiv sinken. Mit dem Krieg in der Ukraine und den zuletzt massiv gestiegenen Energiepreisen sei davon auszugehen, dass der Gasanteil sogar noch schneller sinken werde, als in der Studie aus dem Jahr 2018 dargestellt, sagt Lukas Kranzl, einer der Studienautoren. Zugleich würden die Anteile von Pellets, Wärmepumpen und Fernwärme entsprechend steigen.
Ähnlich die Entwicklung beim Strom: Da hat sich nach Angaben des Bundesverbands Photovoltaic Austria die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht. „Bei den neuen Strompreisen rechnet sich jede Photovoltaikanlage zügig. Darum ist auch die Nachfrage so hoch“, sagt Geschäftsführerin Vera Immitzer. Auch Elektriker berichten, sie könnten sich der Anfragen kaum erwehren. Wer wegen des Baus einer Photovoltaikanlage bei der Salzburg AG anfragt, bekommt in diesen Tagen ein E-Mail mit der Standardantwort: „Wir sind bemüht, Ihnen schnellstmöglich einen Rückruf anzubieten. Zurzeit gibt es eine hohe Zahl an Anfragen zur Photovoltaik. Wir bitten Sie daher um etwas Geduld.“Abgesehen von den Wartezeiten stellt sich aber vor allem eine Frage: Was kostet das alles? Kann ich mir den Umstieg überhaupt leisten?
Die Preise für Photovoltaikanlagen seien in einem Jahr um mehr als zehn Prozent gestiegen – aufgrund von Rohstoff- und Lieferengpässen, sagt Immitzer. „Im Kleinanlagen-Segment wird es vermutlich nicht mehr billiger werden.“Momentan liegen die Kosten für eine Photovoltaikanlage auf einem Einfamilienhaus (6-Kilowatt-Peak-Anlage) bei rund 12.000 Euro. Damit können über das Jahr gerechnet 30 bis 40 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. Die Amortisationszeit liegt meist zwischen 8 und 15 Jahren. Wer den Sonnenstrom auch am Abend oder während der Nacht konsumieren will, braucht einen Speicher – und der kostet zusätzlich mindestens rund 10.000 Euro. Damit können dann 60 bis 70 Prozent des Eigenbedarfs gedeckt werden.
Tief in die Tasche greifen muss auch, wer die Öloder Gasheizung in seinem Einfamilienhaus austauschen will. Beim Umstieg auf Pellets bzw. Wärmepumpen müsse man mit Gesamtkosten von 30.000 bis 40.000 Euro rechnen, sagt Andreas Rotter, der Innungsmeister der Salzburger Installateure. Im Fall einer Tiefenbohrung seien sogar Kosten von mehr als 40.000 Euro zu veranschlagen. Die Preise hingen im Einzelfall davon ab, ob man auf Pellets oder auf Luft- oder Wasserwärmepumpe umsteige. Oft gebe es aber wenig Wahlmöglichkeit, sagt Rotter – „zum Beispiel, wenn kein oder nur ein feuchter Lagerraum für die Pellets vorhanden ist“.
Allerdings gibt es für den Umstieg auf das „grüne“Heizen ebenso wie für das Solardach Förderungen. Das Problem dabei: Man muss sich zuerst die Mühe machen, sich durch den Förderdschungel im Internet durchzukämpfen. Beispiel Photovoltaik: Da gibt es derzeit eine Bundesförderung vom Klima- und Energiefonds. Diese wird aber auslaufen und durch eine Förderung über das ErneuerbarenAusbau-Gesetz ersetzt. Wobei man im Klimaschutzministerium betont, dass die Förderhöhe vergleichbar bleiben soll. Zusätzlich gibt es etwa in Salzburg Unterstützung vom Land, auch manche Gemeinden bieten Förderungen an. Selbst der Leiter der Salzburger Energieberatung, Georg Thor, sagt, dass die „Förderlandschaft wirklich komplex ist“. Trotzdem lohne es sich, die Angebote zu nutzen. „Man kann in Salzburg bei der Kombination von Bundesund Landesförderungen mit einem Direktzuschuss von 20 bis 50 Prozent der Investition rechnen“, sagt Thor. Und zwar sowohl bei der Stromerzeugung als auch bei der Heizung. „Das heißt: Die Förderungen sind sensationell hoch. Allerdings sind auch die Kosten für neue Heizungen sensationell hoch. Und die Lieferzeiten sind momentan auch eine Herausforderung.“