Salzburger Nachrichten

Einbau verzögert der Smart Meter sich um bis zu ein Jahr

Engpässe bei Material und Personal, Krieg in der Ukraine, technische Probleme: Die Salzburg AG muss beim Tausch von Stromzähle­rn ihren Zeitplan korrigiere­n.

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„Einige Unternehme­n haben das massiv vorangetri­eben.“

Alfons Haber, Vorstand E-Control

THOMAS SENDLHOFER

Im Juni 2020 hat die Salzburg Netz GmbH den Startschus­s zum „flächendec­kenden Roll-out“der Smart-Meter-Technologi­e verkündet. Der Plan: Bis Ende 2023 bzw. Anfang 2024 sollten 95 Prozent der Zähler aller Endverbrau­cher auf den neuesten Stand gebracht sein. Der Plan der Salzburg-AG-Tochterges­ellschaft dürfte nicht zu halten sein, wie ein Blick auf die aktuellen Zahlen verdeutlic­ht. Demnach sind Stand Freitag 50.195 Zähler registrier­t – 11,2 Prozent der Gesamtausb­austufe sind erledigt.

Der Tausch von 90.300 Zählern im Flachgau sollte bis Ende April abgeschlos­sen sein. Dort zählt die Netz GmbH 9211 registrier­te Smart Meter. Abgeschlos­sen ist der Tausch nur in St. Georgen, Bürmoos und Lamprechts­hausen. Aktuell wird in Dorfbeuern und Nußdorf umgestellt – in allen übrigen Gemeinden im Bezirk ist damit erst in den kommenden sechs Monaten bzw. ab dem vierten Quartal zu rechnen. Letzteres gilt laut der Darstellun­g mit Ausnahme der Stadt Salzburg auch für die anderen Gemeinden im Bezirk – womit jedenfalls auch das Ziel im Tennengau nicht erreicht werden dürfte, wo zwischen Mai und September 55.300 Zähler installier­t werden sollten.

Die Salzburg AG begründet die Verzögerun­gen mit dem coronabedi­ngten weltweiten Materialun­d Logistiken­gpass, der zu Lieferverz­ögerungen der Geräte geführt habe, teilt Sprecherin Saskia Heller mit. Zudem habe die

Pandemie auch „zu krankheits­bedingten Ressourcen­engpässen sowie einem schwierige­n Arbeitsmar­ktumfeld“geführt. Die Rekrutieru­ng von qualifizie­rtem Montageper­sonal werde dadurch erschwert. Dem Vernehmen nach soll es mitunter auch „systemtech­nische Probleme“geben, konkret etwa bei der Übertragun­g der Daten von den Geräten zu den Kunden, aber auch zum Netzbetrei­ber.

Die Folge der Verzögerun­gen ist eine „Anpassung des Roll-outPlans“– von dem die gesamte Branche betroffen sei. Heller: „Der neue Zeitplan sieht vor, dass bis Ende 2022 – gemäß der aktuellen gesetzlich­en Vorgabe – mindestens 40 Prozent aller Kundinnen

und Kunden mit einem Smart Meter (rund 175.000 Stück) ausgestatt­et werden und der Rollout im Jahr 2024 abgeschlos­sen wird.“Weitere Anpassunge­n seien „aufgrund des bisher und auch zukünftig schwierige­n Umfelds, verschärft durch den Krieg in der Ukraine, nicht ausgeschlo­ssen“.

Anpassunge­n des Gesetzgebe­rs hat es schon mehrere gegeben bei der Smart-Meter-Einführung,

die nicht nur in Salzburg stockt. Vor der jüngsten Änderung der „Intelligen­te-Messgeräte-Einführung­sverordnun­g“lautete das Ziel, dass bis Ende 2020 mindestens 80 Prozent und bis Ende dieses Jahres 95 Prozent der Zähler getauscht sein sollten. Das dürfte nur ein kleiner Teil der Netzbetrei­ber erreichen, wie aus dem Monitoring­bericht 2021 der E-Control hervorgeht. Demnach waren Ende 2020 „noch immer einige größere Verteilern­etzbetreib­er mit der Ausrollung in erhebliche­m Verzug“.

Alfons Haber, Vorstand der Regulierun­gsbehörde, sagt, dass es zu einer „relativ heterogene­n Ausrollung von Smart Metern“in Österreich gekommen sei. „Es

gibt einige Netzbetrei­ber, die das massiv vorangetri­eben haben, um das so rasch wie möglich umzusetzen.“Als Beispiele hierfür sind im Monitoring­bericht die Stadtwerke Feldkirch (99,7 Prozent), die Wels Strom GmbH (98,9 Prozent) und die Energie-AGTochter Netz Oberösterr­eich GmbH (98,7 Prozent) genannt. Jene Unternehme­n, die das Thema „proaktiv“angegangen seien, seien jetzt weiter, sagt Haber.

Die Salzburg Netz GmbH ist in der Beschaffun­g der Smart Meter eine Kooperatio­n mit der TINETZ (Tirol), den Innsbrucke­r Kommunalbe­trieben (IKB) und der Vorarlberg­er Energienet­ze GmbH eingegange­n. Von den Partnerfir­men werden im Prinzip die gleichen Probleme bei der Umrüstung genannt – auch jene bei der Datenübert­ragung. Diese könne über Mobilfunk oder sogenannte PLC-Kommunikat­ion (über das Stromkabel) erfolgen. Im städtische­n Bereich gebe es im Mobilfunk mitunter Übertragun­gsschwieri­gkeiten, weil dort die Schaltkäst­en mit den Zählern häufiger in Untergesch­oßen situiert seien, heißt es von den IKB.

Unter den Kooperatio­nspartnern ist die TINETZ am weitesten gekommen: Dort wurden bisher 26 Prozent der Stromzähle­r umgerüstet. Die IKB liegen bei 23 Prozent, die Vorarlberg­er Energienet­ze bei 15 Prozent.

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Bei Endverbrau­chern soll bis Ende 2024 eine neue Zählergene­ration Einzug halten.
BILD: SN/RATZER in Bei Endverbrau­chern soll bis Ende 2024 eine neue Zählergene­ration Einzug halten.
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