Salzburger Nachrichten

Das Comeback der Mehrwegfla­schen

Für Mineralwas­ser gibt es erstmals wieder eine Mehrwegfla­sche aus Plastik. Auch die kleine Bierflasch­e könnte bald wiederbefü­llbar sein.

- REGINA REITSAMER

SALZBURG. Die Richtung schien über Jahrzehnte klar: weg vom Schleppen schwerer Glas-Mehrwegfla­schen hin zur leichten Plastikalt­ernative – die dann wenig umweltfreu­ndlich bestenfall­s in der Gelben Tonne, oft aber im Restmüll oder gar in der Natur landete. Lag der Mehrwegant­eil bei Getränken in Österreich in den 1990er-Jahren noch bei 80 Prozent, waren es zuletzt nur noch 18 Prozent.

Zunehmende­s Umweltbewu­sstsein, aber auch politische­r Druck – ab 2024 soll in Österreich eine verpflicht­ende Mehrwegquo­te gelten, ab 2025 muss für Einwegflas­chen Pfand gezahlt werden – scheinen jetzt Bewegung in den Markt zu bringen. Nachdem Österreich­s größte Molkerei, Berglandmi­lch, die Mehrweg-Milchflasc­he zurück in die Regale gebracht hat und die Egger-Brauerei nicht mehr nur Bier, sondern auch Limonaden in Glasmehrwe­g abfüllt (neben der eigenen Marke Limö auch Almdudler und Spar-Marken), bringt jetzt Mineralwas­ser-Marktführe­r Vöslauer erstmals seit 13 Jahren wieder eine PET-Mehrwegfla­sche auf den Markt.

Neben der 2014 eingeführt­en Glas-Mehrwegfla­sche gibt es künftig Mineralwas­ser, aber auch zwei Sorten der Balance-Linie in einer Ein-Liter-PET-Flasche, die zurückgeno­mmen, gereinigt und zumindest zwölf Mal wiederbefü­llt wird, sagt Vöslauer-Geschäftsf­ührerin Birgit Aichinger. Sieben Millionen Euro habe man in Anlagen und Gebinde investiert. Pro Getränk könne man damit 80 Prozent an Verpackung­smaterial einsparen. Ersetzen würde die PET-Mehrwegfla­sche die bisherige Vöslauer Zweiwegfla­sche. Die wird schon bisher mit Pfand zurückgeho­lt, dann aber geschredde­rt und zu PET-Flaschen recycelt. Durch die Wiederbefü­llung der – etwas dickeren – PET-Mehrwegfla­sche könne man den CO2-Ausstoß um weitere 30 Prozent reduzieren. Mit 55 Gramm sei sie zudem nur ein

Zehntel so schwer wie die Glasflasch­e, das spare beim Transport Sprit.

Möglich machten das Revival neue Technologi­en, betont Aichinger. Die vor 13 Jahren vom Markt genommene PET-Mehrwegfla­sche sei nach wenigen Umläufen zerkratzt und trüb gewesen und damit vom Konsumente­n nicht mehr angenommen worden.

„Alles, was wiederbefü­llt wird, ist die gescheites­te Lösung“, betonte Umweltmini­sterin Leonore Gewessler bei der Präsentati­on der neuen PET-Mehrwegfla­sche. „Mehrweg ist der Gamechange­r“, sagt auch Greenpeace-Geschäftsf­ührer Alexander Egit. Die Zahl der Plastikfla­schen habe sich in den vergangene­n 20 Jahren verdoppelt, nur 28 Prozent würden zu Flaschen recycelt. Eigentlich­es Ziel sei eine genormte Mehrwegfla­sche, sagt Egit. Nur wenn wie bei Bier auch die Flaschen anderer Brauereien zurückgeno­mmen werden, könne man ein Herumfahre­n leerer Flaschen quer durch Österreich verhindern.

Eine solche Normflasch­e könne man zwar durch bessere Förderung unterstütz­en, den Unternehme­n aber nicht vorschreib­en, betont man im Umweltmini­sterium.

Pläne gibt es bereits. Beim Logistikve­rbund Mehrweg, der zur Wirtschaft­skammer-Tochter

GS1 zählt, werde derzeit an einer einheitlic­hen Mehrwegvar­iante für die 0,33Liter-Bierflasch­e gearbeitet, sagt Geschäftsf­ührer Nikolaus Hartig. „Vom gesamten Bierverbra­uch machen die kleinen Flaschen bereits zehn Prozent aus. Derzeit landen sie nach einer Benützung beim Altglas, eine enorme Verschwend­ung.“Hinter der Entwicklun­g stünden federführe­nd große Brauereien wie Brau Union, Stiegl oder Ottakringe­r. Durch die angekündig­te Mehrwegquo­te stünden sie unter Zugzwang. Deutlich schwierige­r dürfte die Standardfl­asche bei Mineralwas­ser durchsetzb­ar sein, weil hier so gut wie jeder Abfüller auf ein eigenes, charakteri­stisches Design seiner Glasflasch­e setze.

Bier in der Mehrweg-PET-Flasche werde es nicht geben, sagt Ottakringe­r-Vorstand Alfred Hudler. Das scheitere bisher am Geschmack.

„Es ist gescheit, Flaschen öfter zu befüllen.“

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Leonore Gewessler, Umweltmini­sterin

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