Dominic Thiem und sein Wettlauf mit der Zeit
Dem Tennisstar droht ein Absturz in der Weltrangliste. Bis Paris will er wieder in Form sein.
Dass auch eine Niederlage Hoffnung macht, ist der Strohhalm, an den sich Dominic Thiem derzeit klammern muss. Das Aus zum Auftakt in Belgrad kam bei der Rückkehr auf die ATP-Tour zwar nicht ganz unerwartet, es setzt Österreichs Tennisstar aber auch unter Druck. Am Montag scheint er nur mehr um Rang 90 in der Weltrangliste auf, ein weiterer Rückfall ist zudem kaum zu vermeiden.
Bislang profitierte Thiem noch vom „Corona-Ranking“, bei dem ein Teil der Punkte sogar von 2019 noch in der Wertung war. 250 Zähler vom Barcelona-Turniersieg 2019, 360 vom Madrid-Halbfinale 2021, 90 vom Rom-Achtelfinale 2021 und 180 vom Paris-Viertelfinale 2020 stehen nun in den nächsten Wochen aber auf dem Spiel. Das sind nicht weniger als 880 von seinen aktuell 975 Zählern, die Thiem bis Mitte Juni, bis zum Ende der French Open, gestrichen werden. Heißt also im schlimmsten Fall: Gewinnt der 28-Jährige bei den kommenden fünf Turnieren kein Match, stürzt er bis auf Platz 400 ab.
Auch wenn das Worst-Case-Szenario nicht eintritt, findet sich Thiem aller Voraussicht nach in absehbarer Zeit im „Niemandsland“wieder. So weit, so schlecht. Doch der Niederösterreicher hat dank seiner Vergangenheit zwei Trümpfe in der Hand, die seine Weltranglistenplatzierung zumindest vorübergehend nur als sekundäres Problem darstellen. Einerseits kann Thiem neun Monate lang oder für neun Turniere das „Protected Ranking“in Anspruch nehmen, also mit jener Ranglistenposition an Turnieren teilnehmen, die er vor seiner Handgelenksverletzung hatte – als Nummer sechs. Zudem darf er als Topstar und US-Open-Sieger von 2020 auf Wildcards hoffen.
In erster Linie zählt für Thiem daher die Leistung und dass er sich von Woche zu Woche steigert. Gelegenheiten dazu hat er in den kommenden fünf Wochen genug. In Estoril schlägt er kommende Woche dank einer Wildcard auf. Dort erwartet er zwar eine Steigerung, besonders was seine Vorhand betrifft: „Ich arbeite daran, dass sie jeden Tag um ein paar Prozent besser wird.“Ob sich das aber auch im Ergebnis niederschlägt, wird sich weisen. „Genauso wenig wie in Belgrad erwarte ich bei den kommenden Turnieren“, sagt Thiem, dem dann vor allem bei den Masters-1000Turnieren in Rom und Madrid sowie in Roland Garros gleich zum Auftakt echte Kaliber drohen.
Vor Paris tritt er noch in Genf an. Beim Grand-Slam-Turnier Ende Mai will er dann seinen Ansprüchen wieder gerecht werden: „Das erste Ziel ist, dass ich in Paris wieder top in Form bin.“Gelingt ihm das, sollte auch sein langfristiges Ziel, 2023 auch in der Rangliste wieder zu den besten Spielern der Welt zu zählen, realistisch sein. Österreichs Tennisstar befindet sich mit 28 in der schwierigsten Phase seiner Karriere. Der Wettlauf mit der Zeit hat begonnen und wird vermutlich ein Marathon.
„Ziel ist, in Paris top in Form zu sein.“