Salzburger Nachrichten

Klaus Josef Lutz im Gespräch

-

Sie haben eine beeindruck­ende Laufbahn vorzuweise­n. Welchen Typus von Aufgabenge­biet finden Sie am spannendst­en?

Klaus Josef Lutz: Von Haus aus bin ich Jurist und hatte in den letzten 30 Jahren in verschiede­nen Branchen Führungspo­sitionen inne. Mich hat dabei vor allem die Weiterentw­icklung von Unternehme­n gereizt, gemeinsam mit Menschen neue Ideen zu entwickeln und voranzutre­iben. Ich bin seit 2008 Vorstandsv­orsitzende­r der BayWa AG. Dass ein klassische­s Agrarhande­lshaus einmal einer der weltweit wichtigste­n Treiber im Bereich erneuerbar­e Energien sein würde, hat damals noch keiner geahnt.

Welche Zielsetzun­gen erachten Sie als besonders wichtig?

Ich bin überzeugt, dass Unternehme­n nur dann erfolgreic­h sein können, wenn sie Verantwort­ung für die Auswirkung­en ihrer Geschäftst­ätigkeit übernehmen. Dafür brauchen wir aber keine Politiker, die uns erklären wollen, wie die Welt funktionie­rt. Wir brauchen kluge Standards, an denen sich die Wirtschaft ausrichten und ihre kreative Kraft entfalten kann.

Wo sehen Sie die wichtigste­n Engpässe der nächsten Jahre?

Wir stellen seit zwei Jahren Schecks auf die nachfolgen­den Generation­en aus, um die Folgen der Coronapand­emie abzufedern. Auf Dauer können wir das nicht verantwort­en. Sonst schlittern wir in die nächste Krise, eine Schuldenkr­ise. Um diese Hypothek gemeinsam abzutragen, brauchen wir ein wirtschaft­lich starkes Europa mit wettbewerb­sfähigen Unternehme­n. Überreguli­erung und planwirtsc­haftliche Ansätze, wie sie auch bei uns mehr und mehr in Mode gekommen sind, können nicht die Antwort für die Zukunft sein.

Wie beurteilen Sie den europäisch­en Standort?

Die Coronapand­emie und der Krieg in der Ukraine haben offengeleg­t, wie abhängig Europa zum Teil von anderen Ländern ist. Wenn wir die Fragen, die sich daraus zum Beispiel im Energieber­eich ergeben, nicht sinnvoll in den Griff bekommen, wird es schwierig, die Wettbewerb­sfähigkeit Europas und unseren Wohlstand zu halten. Mit noch mehr politische­r Regulatori­k und Eingriffen in die Geschäftsm­odelle der Unternehme­n funktionie­rt es nicht, wie sich zeigt.

Was haben die Teilnehmer des Salzburger Wirtschaft­sforums von Ihnen zu erwarten?

Einen Vortrag, der Anlass zu kontrovers­en und spannenden Diskussion­en geben wird.

Newspapers in German

Newspapers from Austria