Häuser wurden mit Verlust verkauft
Die vorwiegend jungen Familien bekommen Angebote von Fremdfirmen. Wer weiterbauen kann, für den wird es erheblich teurer.
„Viele Kunden müssen eine neue Finanzierung aufstellen.“
Walter Schwab-Habith, HTS-Bau
SALZBURG. Im Rahmen der Tagsatzung am Landesgericht Salzburg wurde am Mittwochnachmittag unterstrichen, dass die Insolvenzmasse nicht ausreicht, um die Verbindlichkeiten zu decken und die Gläubiger zu befriedigen. Die Schließung des Unternehmens wurde gerichtlich angeordnet. „Inzwischen geht man davon aus, dass die Passiva 20 Millionen übersteigen können“, sagt Aliki Bellou vom KSV1870. Zum 31. Dezember 2021 betrug der Bilanzverlust 8,8 Millionen Euro. Gläubiger müssen mit einer „marginalen Quote“rechnen. Bis 30. Mai könnten die Gläubiger und die betroffenen Hauskäufer ihre Forderungen noch bekannt geben, sagt der Masseverwalter Helmut Hüttinger. Zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2020 betrug die Eigenkapitalquote des Unternehmens 10 Prozent. Der Branchendurchschnitt liegt bei 27 Prozent. 950.000 Euro an Covidgarantien wurden im März 2021 beantragt und genehmigt, dies zeigt die Transparenzdatenbank der EU.
Schmerzliche Gewissheit haben inzwischen die vorwiegend jungen Familien, die ein Scalahaus bestellt haben, Anzahlung geleistet haben und inzwischen mit dem gänzlichen Verlust rechnen. Die stark steigenden Baukosten und der Umstand, dass viele Bauunternehmen keine Fixpreisgarantie mehr abgeben können, verschärfen die missliche
Situation der Häuslbauer zusätzlich. Hinzu kommt, dass bei Mängeln zu einem späteren Zeitpunkt Scalahaus schon geschlossen sein wird und keine Gewährleistungsansprüche erhoben werden können.
Mit Lieferanten der Firma Scalahaus wurden inzwischen Gespräche geführt, um den Kunden, die zum Teil vor einem Rohbau stehen beziehungsweise teilweise noch gar keine Bauleistung der Firma Scalahaus erhalten haben, zumindest eine Orientierung bieten zu können. Zwei Unternehmen treten gezielt an die Kunden heran. „Wir haben aktuell 30 offene Angebote bei den Kunden“, sagt Matijas Goran Markanović. Der Geschäftsführer der Veritas GmbH hat bereits sechs Baustellen der Firma Scala übernommen und werde diese fertigstellen. „Die Kundinnen und Kunden zahlen erst bei Fertigstellung“, sagt der Unternehmer. Von anfänglich einhundert Anfragen pro Tag entfallen inzwischen sechs Anfragen pro Tag auf die Pleite von Scalahaus.
Zehn bis fünfzehn Häuser kann auch Walter Schwab-Habith, Inhaber der HTS-Bau, in diesem Jahr errichten. Er habe bisher die Bodendecken und die Keller für die Musterhäuser von Scalahaus errichtet. „Wir bauen jedoch nur in der Ziegelmassivbauweise und möchten mit Fertighäusern
nichts zu tun haben.“Viele Kunden müssen eine neue Finanzierung aufstellen, da die Baukosten höher seien, erklärt der Unternehmer. Anzahlungen seien bei ihm nicht üblich. Er setze auf kurzfristige Zahlungsziele nach Baufortschritt. Ihm würde auch die Kalkulation von Scalahaus vorliegen, die sich jeder wirtschaftlichen Grundlage entzöge. Die Fertighäuser seien so kalkuliert gewesen, dass von Beginn an ein enormer Verlust entstanden sei, sagt Schwab.
Verzweifelte Familien melden sich auch bei der AK. Auch die Gewährleistungsfrage beschäftige die geschädigten Familien. „Viele Baumängel treten erst mit der Zeit auf“, sagt die AK-Juristin Bettina Pichler. Aufgrund der Erfüllungsgehilfenhaftung haftet Scalahaus auch für die Subunternehmen. Ansprüche würden aber nur gegenüber des Vertragspartners Scalahaus bestehen. Sie merkt an: „Wenn die Geschäftsführung kurz vor Konkursantrag versucht hat, schnelle Gelder zu lukrieren, sollte man sich eine Strafanzeige überlegen.“