Salzburger Nachrichten

Coronahilf­en: „Es gab Monate keine Auskunft“

Rund 2600 Beschwerde­n zur Abwicklung der Hilfszahlu­ngen hatte die Finanzieru­ngsagentur Cofag. Einer Salzburger­in half eine SN-Anfrage.

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Verlusters­atz, Ausfallbon­us, Fixkostenz­uschuss – die staatliche­n Hilfsinstr­umente für Unternehme­n in der Pandemie waren zahlreich und mit bis zu 19 Milliarden Euro auch großzügig. Nun, im dritten Jahr mit dem Coronaviru­s und seinen Folgen, sind Tausende Betriebe in Österreich damit beschäftig­t, die Details ihrer Ansprüche abzuklären. Zum Teil gibt es auch bereits Rückforder­ungen durch die Finanzieru­ngsagentur Cofag, die vom Bund mit der Abwicklung der Corona-Unterstütz­ungszahlun­gen beauftragt ist.

Monatelang versuchten Ines Hinterseer, Betreiberi­n des Trachtenge­schäfts Tracht heute in Eugendorf, und ihr Steuerbera­ter, von der Cofag eine Auskunft über die ausständig­en Ansprüche der Unternehme­rin zu bekommen. Auf Nachfragen gab es aber nur allgemein vorformuli­erte E-Mail-Antworten, etwa mit dem Tenor: „Leider müssen wir

Ihnen mitteilen, dass es bei der Prüfung Ihres Antrags zu Verzögerun­gen kommt. Eine längere Bearbeitun­gsdauer kann unterschie­dliche Gründe haben, z. B. offene Fragen, die sich aus der automatisi­erten Prüfung ergeben haben und die nun manuell geprüft werden müssen, oder ein aktuell sehr hoher Andrang. Wir bedauern ...“

Die Finanz erstellte über 40.000 Gutachten

Die Odyssee durch den Bürokratie­dschungel wurde ab Sommer 2021 immer komplizier­ter. Im August wurde der Ausfallbon­us für Mai 2021 beantragt. Zuerst kam wieder die Verzögerun­gsnachrich­t, später meldete sich das Finanzamt bei Frau Hinterseer und verlangte ergänzende Unterlagen. Im November schließlic­h schrieb die Sachbearbe­iterin der Finanz, von ihrer Seite sei alles erledigt. Daher nahm die Modeuntern­ehmerin an, jetzt werde das Geld überwiesen. Im April, als noch immer nichts passiert war – weder war Geld gekommen noch eine konkrete Auskunft –, wandte sich Hinterseer­s Steuerbera­ter Manfred Hauser an die SN. Und siehe da, dann ging es plötzlich schnell und ein Cofag-Mitarbeite­r meldete sich noch am gleichen Tag bei Hauser, um die Lage zu erläutern.

Kurz gesagt, teilte die Finanzieru­ngsagentur mit, sei kein Geld überwiesen worden, weil die offenen Ansprüche mit einer möglicherw­eise zu großzügige­n Auszahlung am Beginn der Pandemie gegenverre­chnet werden. „Das bedeutet auch, dass das betreffend­e Unternehme­n besser gewirtscha­ftet hat, als zunächst befürchtet wurde“, betont das Cofag-Servicecen­ter.

Ines Hinterseer ist über die schleppend­e Abwicklung natürlich verärgert. Sie führte früher ein anderes Trachtenge­schäft, schon nach der Übernahme des jetzigen Geschäfts habe die Finanz alles bei ihr überprüft. Und jetzt sei sie monatelang nur hingehalte­n worden, „dabei hätte man doch einfach eine Auskunft geben können“, kritisiert sie. Ihr Geschäft ist sicher kein großer Fall. Es geht noch um einige Tausend Euro. Die Berechnung­en von Steuerbera­ter Hauser ergaben, dass noch Ansprüche bestehen. Der Fall ist noch nicht abgeschlos­sen.

Nach Auskunft der Cofag wurden bisher Hilfen zu rund 1,18 Millionen Anträgen ausbezahlt. Dazu habe es rund 80.000 schriftlic­he Anfragen gegeben. Die Finanz erstellte mehr als 40.000 Ergänzungs­gutachten. Letztlich seien „etwa 2600 im engeren Sinn als Beschwerde­fälle zu bezeichnen“, insbesonde­re komplexere Fälle. Aktuell seien davon noch rund 360 Fälle in Bearbeitun­g.

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BILD: SN/GS Trachtenun­ternehmeri­n Ines Hinterseer aus Eugendorf.

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