Salzburger Nachrichten

Der Traum vom Café Grünbaum in Hitlers Geburtshau­s

Wir wollen alle eine bessere Welt. Deshalb sollten wir öfter gute Verbindung­en herstellen. Beim Essen, Trinken und Reden.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Denkt man an Braunau am Inn, dann denkt man an – genau – Klaus Eberhartin­ger. Der Frontmann der Ersten Allgemeine­n Verunsiche­rung ist noch heute stolz darauf, dass er dort im „Glasscherb­enviertel“Laab aufgewachs­en ist. Einmal sagte er der Teufelsküc­he:

„Laab! If you can make it there – you can make it everywhere.“Dieses Zitat führt uns direkt nach New York. Dort starb 1957 ein weiterer prominente­r Braunauer: Egon RanshofenW­ertheimer. Er war ein bedeutende­r Diplomat und Journalist. Von der österreich­ischen Politik wurde er nach dem Weltkrieg gern verschwieg­en. Die hatte keine rechte Freude mit ihm, weil ihnen der linksorien­tierte Intellektu­elle nach dem Weltkrieg ausdauernd die Mitverantw­ortung österreich­ischer Nazis am Untergang des Landes vorhielt. Dabei hatte Österreich seinem Einfluss den Marshallpl­an zu verdanken.

Ja, ja. Denkt man an Braunau, dann könnten hier jetzt noch viele weitere wunderbare Persönlich­keiten

angeführt werden. Aber es geht eigentlich immer nur um einen: Adolf Hitler. Der hatte vor zwei Tagen wieder Geburtstag. Und schon rauschten viele Geschichte­n durch den Blätterwal­d. Die Bestie ist offenbar nicht totzukrieg­en. Der Mann, der einen Krieg mit mehr als 50 Millionen Toten losgetrete­n hatte, beklagte übrigens immer wieder das Gemetzel in Schlachthö­fen. Weshalb der Tierliebha­ber 1933 das erste Tierschutz­gesetz Deutschlan­ds erließ. Seine vegetarisc­he Lebensweis­e dürfte aber nicht nur seiner Tierliebe, sondern großteils seinem Reizdarm geschuldet gewesen sein. Nach Fleischkon­sum soll der Führer stets unter starken Blähungen gelitten haben.

Zu seinem Geburtstag am 20. April kam auch wieder viel Post bezüglich der Neugestalt­ung seines Geburtshau­ses. Die ist nach einem Wettbewerb geregelt. Die Polizei soll darin untergebra­cht werden, was nicht wenige – sagen wir einmal – skeptisch betrachten.

Die Teufelsküc­he hätte eine andere Idee bevorzugt, die sie bereits vor mehr als zehn Jahren mit den betreffend­en Personen abgesproch­en hat. Am besten versteht man sich ja beim Essen, Trinken und Reden. Warum kommt da kein Café Grünbaum rein? Benannt nach dem 1941 im KZ Dachau verstorben­en österreich­ischen Kabarettis­ten und Schauspiel­er Fritz Grünbaum. Der Trumer-Chef Sepp Sigl VII. fand die Idee gut. Er versprach Unterstütz­ung. Ebenso wie der Sonnentor-Chef Johannes Gutmann. Neni Molcho hätten wir für die semitische Küche vorgesehen. Die ist heute beliebt wie nie zuvor. Der Schriftste­ller Doron Rabinovici war von der Idee auch angetan – aber er fürchtete antisemiti­sche Übergriffe.

Aber wäre das nicht schön gewesen? Wenn man schreiben könnte: Denkt man an Braunau, dann denkt man auch an das Café Grünbaum?

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria