„Ich wollte den Sprung ins kalte Wasser wagen“
Materialtüftler und Salzburg-Liebhaber: Deutschlands Rodel-Legende Georg Hackl wird Trainer in Österreich.
„Gibt’s no a Weißwurst?“Der Interview-Marathon bei seiner Präsentation als Trainer des Österreichischen Rodelverbands (ÖRV) am Donnerstag in Innsbruck machte Georg Hackl hungrig. Dass der „Schorsch“, dreifacher Olympiasieger und Rodelsport-Legende aus Berchtesgaden, die Fronten wechselt, ist eine große Sensation. Den Coup eingefädelt hat Hackls langjähriger früherer Konkurrent Markus Prock. Der Tiroler fungiert als Präsident des ÖRV.
Ehe Hackl die standesgemäße Mahlzeit samt Brezn erhielt, sprach er mit den „Salzburger Nachrichten“.
SN: Georg Hackl wechselt zum Österreichischen Rodelverband – werden nun nächsten Winter die Österreicher mit den Deutschen „Schlitten fahren“?
Georg Hackl: Schlitten fahren werden wir auf jeden Fall wieder alle zusammen. Meine Aufgabe wird es ab nun sein, bei den Österreichern die Erfolge zu maximieren. Wir werden die Performance in allen Bereichen erhöhen, bei der Fahrtechnik, im psychologischen und im Motivationsbereich und in der Schlittentechnik sowieso.
SN: Die Österreicher haben sich schon gut präsentiert, aber die Deutschen hatten dann immer noch die Nase vorn. Wo muss man ansetzen?
Ich habe die Österreicher in der Vergangenheit immer ganz genau angeschaut und war beeindruckt, wie schnell die Schlitten sind und wie gut die Fahrer drauf sind. Es ist oft einmal an individuellen Fahrfehlern gescheitert. Die Aufgabe von uns Betreuern unter Cheftrainer Christian Eigentler wird sein, die Schlitten so abzustimmen, dass sie ihre Fahrtechnik zu einem hohen Prozentsatz umsetzen können. Dann werden sie auch schnell ins Ziel kommen.
SN: Wie groß war der Schock beim deutschen Verband, dass sein Aushängeschild zum größten Konkurrenten wechselt? Es waren natürlich alle Funktionäre und Sportler sehr betroffen. Wenn man sich verändert, muss man aber bereit sein, Menschen zurückzulassen, die einem lieb und teuer sind. Wenn es nicht wehtun würde, wäre es zu einfach im Leben. Aber ich wollte diesen Sprung ins kalte Wasser wagen.
SN: Als Berchtesgadner wird Ihnen die Anpassung in Österreich nicht schwerfallen …
Ich bin oft und gern in Salzburg, sei es zum Einkaufen oder um in den Bergen mit dem Rad unterwegs zu sein. Gerade zu Ostern war ich zum Brunchen im m32, in der Getreidegasse und im Sternbräu. Salzburg ist eine Stadt mit hoher Lebensqualität vor unserer Haustür.
SN: Werden Sie noch als Testpilot selbst auf den Schlitten steigen? (lacht) Da ich seit meiner Athletenzeit a bisserl a Übergewicht angehäuft habe, schaut das nicht gut aus, wenn ich mich in so einen engen Rennanzug zwänge.