Salzburg ist bereits um 2Grad zu warm
Salzburg erwärmt sich stärker als der globale Schnitt. Im Vorjahr äußerte sich das mit heftigen Unwettern. Eine Trendwende ist noch möglich.
Ein kalter Frühling, ein Sommer mit viel Regen und Gewitter: Das vergangene Jahr wird vielen als zu kühl in Erinnerung sein. Tatsächlich war es 2021 in Salzburg um 1,2 Grad wärmer als im Durchschnitt des vorindustriellen Zeitalters. Dieses Ergebnis zeigt der Klimastatusbericht, eine Zusammenfassung der Klimadaten des Vorjahres von der Zentralanstalt für Meteorologie, der Universität für Bodenkultur in Wien sowie des Climate Change Centre Austria.
Dass viele Salzburger das Jahr dennoch als zu kühl empfunden haben, zeigt, dass der Klimawandel bereits angekommen sei, sagt Wolfram Summerer. Der 38-jährige Physiker leitet seit Dezember die Stabsstelle für Klimaschutz im Land Salzburg. „Das Jahr 2021 war unter den zehn wärmsten
Jahren seit Messbeginn. Allerdings waren die acht wärmeren Jahre unmittelbar davor. Und die waren teils um mehr als zwei Grad wärmer. Deswegen kommt einem das Plus von 1,2 Grad bereits kühl vor.“
Tatsächlich habe sich der Alpenraum und somit auch Salzburg
bereits um rund zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt. In Salzburg war das im Vorjahr vor allem durch viele Unwetter zu spüren – auch das zeigt der Klimastatusbericht noch einmal deutlich. Zwar fiel insgesamt um sechs Prozent weniger Niederschlag als im vorindustriellen Durchschnitt. Kleinräumig kam es aber zu extremen Niederschlagsmengen wie im Juli in Hallein oder im August in in St. Johann, Wagrain, Altenmarkt, Dienten und Krimml. Insgesamt verursachten die Unwetter im Sommer Schäden von 25 Millionen Euro. „Das zeigt deutlich, dass uns kein Klimaschutz viel teurer kommt als die Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung“, sagt Summerer.
Klar sei auch, dass die Menschheit mit konsequentem Handeln auch kurzfristig Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen kann. Zwar laufe die Klimaerwärmung noch 30 Jahre weiter, auch wenn wir sofort alle Emissionen stoppten, sagt Summerer. „Aber was noch dazukommt, das haben wir in der Hand.“Bis zum Jahr 2100 könne man in Salzburg den Unterschied machen zwischen einem Klima wie am Gardasee
„Bei der Politik merkt man eine andere Dynamik.“W. Summerer, Klimakoordinator
oder einem Klima wie in Sizilien.
Was die Politik in Salzburg für Maßnahmen zu treffen hat, fasst Summerer mit seinem Team im Masterplan Klima und Energie 2030 zusammen. Die aktuelle Version vom vergangenen Herbst sieht acht Schwerpunkte vor. Beim Verkehr, dem größten Verursacher von Treibhausgasen in Salzburg, sehen die Koordinatoren den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, die Reduktion des fossilen Individualverkehrs und die Forcierung alternativer Antriebe vor. Im Bereich des Individualverkehrs werde es auch Verbote brauchen, sagt Summerer. In dem Bericht wird das diplomatisch als „Push-Effekt“ausgedrückt. „Vor den Push-Effekten muss die Politik für ausreichend Alternativen sorgen.“
Da klar sei, dass man den Stromverbrauch nicht reduzieren könne, müsse man die erneu
erbare Strominfrastruktur ausbauen. Der Masterplan sieht das größte Ausbaupotenzial bei der Solarenergie, aber auch einen Ausbau der Windkraft um 250 GWh – das wären in etwa 20 Großanlagen, sagt Summerer.
Die Ziele des Masterplans 2020 hat Salzburg deutlich verfehlt. „Umso steiler ist der Pfad für die nächsten zehn Jahre“, sagt Summerer. Beim Ausstoß der Treibhausgase habe man auch seit 2020 mit Ausnahme der Coronaeffekte keine Trendwende gesehen. „Aber man merkt in der Politik sehr wohl eine andere Dynamik“, sagt Wolfram Summerer. Das fange auf der Bundesebene an mit dem Klimaticket, aber auch auf Landesebene tue sich etwas, etwa mit dem Verbot fossiler Energieträger oder dem massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Das alles sei aber auch nötig, sagt Summerer. Denn: „Insgesamt läuft uns die Zeit davon.“