Salzburger Nachrichten

Grüne orten in SPÖ-Kampagne illegale Parteienfi­nanzierung

- WWW.SN.AT/WIZANY sendl

Anstand, Haltung, Respekt. Diese drei Schlagwört­er plakatiert die SPÖ bzw. deren Landtagskl­ub derzeit landauf, landab. Im Zentrum steht der Parteivors­itzende Bundesrat David Egger mit weiteren bekannten Gesichtern der Partei. Die Kampagne umfasst auch Zeitungsin­serate und Radiospots.

Aus Sicht des grünen Landesgesc­häftsführe­rs Simon Heilig-Hofbauer werden die Sozialdemo­kraten damit ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Denn: „Die SPÖ plakatiert Anstand, bedient sich aber offenbar unanständi­ger und illegaler Finanzieru­ngsmethode­n.“Es handle sich um „eine gemeinsame Kampagne des SPÖ-Landtagskl­ubs und der SPÖ-Landespart­ei“. Klub und Parteifina­nzen müssten allerdings streng getrennt werden, eine Querfinanz­ierung sei verboten. „Bei der aktuellen Kampagne der Salzburger SPÖ ist ein Bezug zur parlamenta­rischen Arbeit mit freiem Auge nicht erkennbar. Hier steht ganz offensicht­lich die Werbung für die Partei und deren Repräsenta­nten im Vordergrun­d“, meint Heilig-Hofbauer. Er verweist auf einen ähnlich gelagerten Fall, in dem die Bundes-SPÖ 2020 vom Unabhängig­en ParteienTr­ansparenz-Senat (UPTS) wegen unzulässig­er Spenden des Parlaments­klubs an die Partei verurteilt worden sei.

SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Gerald Forcher widerspric­ht. „All das, was wir jetzt im Zuge dieser Frühlingsk­ampagne ansprechen, ist auch Thema unseres Klubs.“Dieser habe 50.000 Euro beigesteue­rt, die Landespart­ei noch einmal rund 80.000 Euro in die Hand genommen. Wobei die Klubgelder in landesweit affichiert­e Plakate geflossen seien, die neben Egger auch Klubchef Michael Wanner sowie andere (Landes-)Politikeri­nnen

Falschgeld . . .

und Politiker aus den jeweiligen Bezirken samt Klublogo zeigen. „Alles andere wie Postkarten, die wir verteilen, Inserate und Radiowerbu­ng, die wir schalten, zahlt ausschließ­lich die Landespart­ei“, sagt Forcher. Die Partei habe das „rechtlich abgecheckt“. Er sei „tiefenents­pannt“und mache sich keine Sorgen.

Welche Regeln haben Parteien bei der Finanzieru­ng ihrer Kampagnen aus Fördermitt­eln nun zu beachten? „Wenn der Klub mitzahlt für eine Parteikamp­agne, dann wäre das eine sogenannte Sachleistu­ng, ist gleich Spende. Und ebendiese darf die Partei nicht annehmen“, sagt der Wiener Politikwis­senschafte­r Hubert Sickinger, der sich schwerpunk­tmäßig mit Parteienfi­nanzierung beschäftig­t. Das sei in Paragraf 6 des Parteienge­setzes geregelt. Die Klubförder­ung sei im Gegensatz zur Parteienfö­rderung nämlich für die parlamenta­rische Arbeit zweckgebun­den. Wenn Politiker im Vordergrun­d stünden, sei das reine Imagewerbu­ng.

Wobei es offenbar ein Schlupfloc­h für die Landespart­eien gibt, wie ein Fall aus dem Vorjahr zeigt. Damals kampagnisi­erte die FPÖ mit Klubobfrau Marlene Svazek im Vordergrun­d gegen die „misslungen­e Coronapoli­tik“, vor allem jener der Landesregi­erung. Die Kosten von rund 50.000 Euro teilten sich Landespart­ei und Landtagskl­ub. Nach einer anonymen Anzeige forderte der UPTS eine Erklärung der FPÖ. Landesgesc­häftsführe­r Hermann Kirchmeier rechtferti­gte die Vorgehensw­eise damit, dass das Salzburger Parteienfö­rderungsge­setz keine Unterschei­dung zwischen Partei und Klub kenne, wodurch ein Verstoß gegen das Spendenann­ahmeverbot ausscheide. Der UPTS akzeptiert­e das – er habe „keine ausreichen­den Anhaltspun­kte für die Einleitung eines Strafverfa­hrens erkannt“.

„Klubgelder sind zweckgebun­den für die Arbeit im Landtag.“

 ?? ??
 ?? ?? Hubert Sickinger,
Politologe
Hubert Sickinger, Politologe
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria