Salzburger Nachrichten

Gynäkologi­e in Tamsweg läuft, Probleme mit Ärzten bleiben

Ab Freitag ist die neuntägige Sperre beendet. Der neue Primar ist weiter nicht in die Ärzteliste eingetrage­n. Der Standort stehe aufgrund der geografisc­hen Lage aber nicht infrage.

- Bis zu eine Stunde ins nächste Spital: Die Geburtenst­ation in Tamsweg ist aufgrund der geografisc­hen Lage nicht wegzudenke­n.

TAMSWEG. Die Aussichten waren eigentlich günstig für die gynäkologi­sche Abteilung im Krankenhau­s Tamsweg. Ende des vergangene­n Jahres hatte man einen neuen Primar gefunden, der im Frühjahr beginnen sollte. Zudem sei man in Gesprächen mit einem weiteren Mediziner der Frauenheil­kunde, der ebenfalls nach Tamsweg kommen wollte.

Vor zwei Wochen kam dann die schlechte Nachricht: Es gibt Probleme mit der Eintragung des neuen Primars in die österreich­ische Ärzteliste. Da die verblieben­en beiden Mediziner mit dem Arbeitszei­tgesetz in Konflikt kämen, müsse die Gynäkologi­e vorübergeh­end gesperrt werden.

Ab Freitag ist die Abteilung und somit auch die Geburtshil­fe wieder in Betrieb. Kurzfristi­g können externe Ärzte dort Dienste machen, auch Mediziner aus der Landesklin­ik in Hallein stehen zur Verfügung.

Die Probleme für das Krankenhau­s sind damit aber nicht gelöst. Denn auch mit dem zweiten Mediziner gibt es Hürden bis zum Dienstbegi­nn, sagt Wirtschaft­sdirektori­n Andrea Schindler-Perner. „Das Hearing, die Deutschprü­fung und alle anderen Formalität­en sind erledigt. Allerdings kann er in seinem Krankenhau­s in Ungarn nicht kündigen.“Hintergrun­d sind die dortigen Pandemiebe­stimmungen.

Mit dem angehenden Primar sei sie regelmäßig in Kontakt, sagt Schindler-Perner. „Wir sind zuversicht­lich, dass die Ärztekamme­r im Mai eine Entscheidu­ng trifft. Sobald er in der Liste eingetrage­n ist, kann er am nächsten Tag anfangen.“Sollte es doch nicht klappen, werde man auf jeden Fall weiter nach einem neuen Primar suchen, sagt Gesundheit­sreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP). „Ich werde weiter für Tamsweg kämpfen.“

Auch wenn es seit Jahren schwierig sei, Ärzte für die gynäkologi­sche Abteilung zu finden, stehe der Standort nicht infrage, sagt Stöckl. Allein schon wegen der geografisc­hen Lage. „Wenn der Tauerntunn­el gesperrt ist und der Hubschraub­er wegen Schlechtwe­tters nicht fliegen kann, dann haben wir Probleme mit der Versorgung.“Die nächsten Krankenhäu­ser mit Geburtenst­ationen sind jene in Schwarzach und Spittal an der Drau.

Fakt ist, dass die Gynäkologi­e in Tamsweg nur aufgrund einer Ausnahmege­nehmigung betrieben werden kann. Denn eigentlich würden Geburtenst­ationen erst ab 365 Geburten im Jahr zugelassen. In Tamsweg waren es in den vergangene­n Jahren immer zwischen 180 und 200 Geburten: 2021 wurden 177 Geburten verzeichne­t, 2020 waren es 197. Während der neun Tage der Sperre hatten vier Lungauerin­nen Geburtster­mine.

In der Ärztekamme­r betrachte man die Entwicklun­gen im Krankenhau­s Tamsweg mit Sorge, sagt Salzburgs Präsident Karl Forstner. „Die Betreiber solcher peripherer Einrichtun­gen müssen sich überlegen, wie sie die Arbeitsplä­tze dort attraktiv gestalten.“So müsse man den Begriff der guten Arbeitsbed­ingungen ausdehnen und um Themen wie die Kinderbetr­euung erweitern.

„Im AKH Wien gibt es ein Projekt des altersgere­chten Arbeitens, bei dem ältere Kollegen weniger Nachtdiens­te machen.“Für die Gynäkologi­e in Tamsweg regt der Ärztekamme­rpräsident auch ein Rotationsp­rinzip an: Da es dort Probleme mit geringen Fallzahlen bei Operatione­n gibt, sollten die Kollegen auch in anderen Häusern arbeiten.

„Wenn der Tunnel gesperrt ist, haben wir Probleme.“

Spitalsref­erent

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Christian Stöckl,

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