Salzburger Nachrichten

In Salzburg „grünen“erst wenige Neubauten

- Lange Version: WWW.SN.AT

BARBARA HAIMERL

Bildlich gesprochen sind Bauwerksbe­grünungen in der Stadt Salzburg ein zartes Pflänzchen. Die Landeshaup­tstadt hat kaum Neubauten mit grüner Fassade vorzuweise­n. „Wien ist viel weiter, dort herrscht für diese Thematik ein ganz anderes Bewusstsei­n“, konstatier­t Landschaft­sarchitekt­in Verena Hitsch vom Ingenieurb­üro allee42. Seit Kurzem ist Hitsch auch geprüfte Erstberate­rin für Bauwerksbe­grünung.

Zum Abschluss der im Architektu­rhaus Salzburg gezeigten Ausstellun­g „Einfach Grün. Greening The City“radelt Hitsch am Freitag mit Interessie­rten zu begrünten Dächern und Fassaden in der Stadt Salzburg. Die SN drehten mit ihr vorab eine Runde. „Begrünte Fassaden findet man vor allem auf Bestandsba­uten, bei modernen Gebäuden ist noch viel Luft nach oben“, sagt Hitsch. Das Argument laute oft, dass Salzburg ohnehin eine sehr grüne Stadt sei. „Wie viele andere Städte hat aber auch Salzburg in dicht bebauten Gegenden und auf den Altstadtpl­ätzen Hitzeinsel­n.“Außerdem sei es aufgrund der zunehmende­n Bodenversi­egelung unumgängli­ch, bei Starkregen das Regenwasse­r rückzuhalt­en, wo es aufkomme. Begrünte Dächer seien dafür ideal.

Eine wichtige Rolle spielt dabei in Salzburg das Kanal- und Gewässeram­t. Es hat bei Neubauten in den vergangene­n zwei Jahren 80 Dachbegrün­ungen vorgeschri­eben. Seit die Stadt im Jahr 2013 Retentions­becken verboten hat, wurden 450 Gründächer bewilligt. 120 Gründächer sind projektier­t oder in Umsetzung. Begrünt ist auch das Dach von Ikea in Salzburg.

Architekte­n hätten oft das Gefühl,

das Grün an Gebäuden nicht kontrollie­ren zu können, sagt Hitsch. „Aber mit den richtigen Pflanzen und der richtigen Rankhilfe lässt sich eine Fassade auch streng formal gestalten.“Oft würden die Kosten als Gegenargum­ent ins Spiel gebracht. „Natürlich kostet die Begrünung etwas, aber sie bringt auch viel.“Entscheide­nd sei, die Begrünung von Anfang an mitzuplane­n.

Als gelungenes Beispiel für eine Fassadenbe­grünung bezeichnet Hitsch das mit wildem Wein bewachsene Amphitheat­er der Naturwisse­nschaftlic­hen Fakultät in Freisaal. „Wilder Wein braucht keine Rankhilfe, er hält sich mit Haftscheib­en fest.“Üppig gedeiht auch der Efeu im Innenhof des Museums der Moderne Rupertinum. „Hier passen der Standort, die Pflanze, die Pflege und die Fassadenob­erfläche“, sagt Hitsch. Von großem Vorteil sei, wenn die Pflanzen wie in diesem Fall in die Erde gesetzt würden. Die Bepflanzun­g geht auf Architekt Gerhard Garstenaue­r zurück, der das Rupertinum 1983 zum Museum umgestalte­t hatte.

Auf Efeu fiel die Wahl vor mehr als drei Jahren auch bei der Begrünung der neuen Zentrale des gemeinnütz­igen Bauträgers Salzburg

Wohnbau. Bisher entwickelt sich der Efeu mäßig. „Für eine begrünte Fassade ist das ein extrem schwierige­r Standort“, erklärt Hitsch. Es sei von der Salzburg Wohnbau innovativ und mutig gewesen, die Begrünung anzustrebe­n. Efeu sei dort aber die falsche Pflanze. Er möge es schattig und könne mit dem Korbgerüst als Rankhilfe nichts anfangen. Erschweren­d komme hinzu, dass der Efeu in Betontröge gepflanzt worden sei. „Das macht die Pflege extrem intensiv und teuer.“

Hitsch wünscht sich mehr Unternehme­n, die ihre Firmengebä­ude begrünen. „Grün bedeutet Lebensqual­ität für die Mitarbeite­r und Nutzer.“Vorbildlic­h sei der Dachgarten auf der Zentrale von Miele in Wals-Siezenheim. „Miele hat die Dachfläche im Zuge des Neubaus des Kundenzent­rums und der Renovierun­g der Unternehme­nszentrale 2007 begrünt und für das Personal zugänglich gemacht“, sagt Finanzund Logistikch­ef Wolfgang Bell. Der Dachgarten werde gern für Pausen in Anspruch genommen, aber auch für einen informelle­n Austausch oder kurze Besprechun­gen würden die Sitzgruppe­n im Grünen gern genutzt.

„Begrünung gehört von Anfang an mitgeplant.“

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Oben links die Zentrale der Salzburg Wohnbau. Oben rechts der Dachgarten von Miele in Wals-Siezenheim. Unten das Amphiethea­ter der Nawi in Freisaal und das begrünte Dach von Ikea samt Solaranlag­e.
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Landschaft­sarchitekt­in
V. Hitsch, Landschaft­sarchitekt­in

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