Salzburger Nachrichten

Aus für Gasheizung­en verärgert die Branche

Das geplante Erneuerbar­e-Wärmegeset­z sieht ein Verbot im Neubau ab nächstem Jahr vor. Die Probleme sind andere, sagen Kesselerze­uger.

- MONIKA GRAF

„Von Leuten, die keine Ahnung haben.“

Elisabeth Berger, Geschäftsf­ührerin

Der Dachverban­d Erneuerbar­e Energie Österreich hat dieser Tage kritisiert, dass einige Landesener­gieversorg­er noch immer für neue Gasheizung­en werben. In Neubauten sind Gasheizung­en aber voraussich­tlich nächstes Jahr Geschichte. „Die Errichtung, der Einbau sowie die Aufstellun­g einer oder mehrerer Anlagen zur Wärmeberei­tstellung, die für den Betrieb mit flüssigen fossilen oder festen fossilen Brennstoff­en oder mit fossilem Flüssiggas geeignet sind, ist in neuen Baulichkei­ten ab 1. Jänner 2023 unzulässig“, heißt es in einem durchgesic­kerten Entwurf für das geplante Erneuerbar­e-Wärmegeset­z (EWG). Ausgenomme­n sind nur Anlagen, für die bereits eine Baugenehmi­gung vorliegt.

Damit will das von den Grünen geführte Klimaminis­terium den stufenweis­en Ausstieg aus Gasheizung­en um zwei Jahre früher starten als im Koalitions­abkommen mit der ÖVP bisher vereinbart. Dort war 2025 vorgesehen. Bis spätestens Ende Juni 2040 sollen dem Entwurf zufolge dann alle Gasheizung­en „stillgeleg­t“sein. Für Öl- und Kohleheizu­ngen gilt das Aus fünf Jahre früher, bis 30. Juni 2035.

Für den Fachverban­d der Gasund Wärmeverso­rger ist die Frage, ob 2023 oder 2025, nicht entscheide­nd. In neuen Wohnungen oder Häusern komme der Einbau ohnehin zum Erliegen, sagt Geschäftsf­ührer

Michael Mock. Nur in entlegenen Regionen würden da und dort noch Öl- durch Gaskessel ersetzt. Die Branche halte es nicht für gerechtfer­tigt, Menschen vorzuschre­iben, welche Heizsystem­e sie verwenden dürften. „Den Unterschie­d sollte nicht die Technologi­e machen, sondern womit sie betrieben wird“, sagt Mock. Daher sei in Österreich ein Ausbau von Biogas und grünem Wasserstof­f nötig, dazu fehle ein entspreche­ndes Gesetz.

Gegen ein „Verbot ohne glaubhafte Alternativ­en“wettert auch Elisabeth Berger, Geschäftsf­ührerin der Vereinigun­g Österreich­ischer Kessellief­eranten. Im städtische­n Bereich könnten derzeit nur Fernwärmea­nschlüsse oder Wärmepumpe­n als Ersatz für Gas angeboten werden. Und beide könnten nach wie vor nicht ohne fossile Energie betrieben werden – gerade im Winter, sagt Berger. Zudem seien sie weniger effizient als moderne Gasthermen, daher werde der Gasverbrau­ch unterm Strich sogar steigen. In Wien, wo die Hälfte der rund 900.000 Gasheizung­en laufe, kämen 90 Prozent der Fernwärme aus Erdgas. „Das heißt, sich in die eigene Tasche lügen“, kritisiert Berger. Kritisch sieht sie auch den Ersatz bestehende­r Anlagen, wenn diese noch einfach zu reparieren seien, aber in Zukunft dann mit hohen Kosten ersetzt werden müssten.

Seit Jahresbegi­nn gab es laut Verbandsza­hlen einen Rückgang beim Einbau von Gasthermen von 15 Prozent. 2021 wurden dagegen ähnlich wie in den Jahren davor knapp 50.000 neu oder als Ersatz eingebaut. Um 30 Prozent auf 34.000 zugelegt haben hingegen Wärmepumpe­n. Viele Hausbesitz­er nutzen auch die großzügige­n Förderunge­n für den Ausstieg aus Öl und Gas und steigen etwa auf Pelletshei­zungen um. Die Branche arbeite jetzt völlig am Anschlag, sagt Berger, oft komme es zu Wartezeite­n.

Im Klimaminis­terium gibt man sich weiter bedeckt. „Beim vorliegend­en Dokument handelt es sich um einen Gesetzesen­twurf, der noch in Verhandlun­g ist. Das Ziel der Regierung ist klar: Wir müssen so schnell wie möglich raus aus russischem Gas. „Jede Gasheizung, die wir loswerden, hilft, den Verbrauch zu senken“, heißt es dort.

Die Umweltorga­nisation Global 2000 drängte am Donnerstag auf rasche Beschlüsse der Regierung. Nur so könne Österreich unabhängig von russischen Gaslieferu­ngen werden und in eine grüne Energiezuk­unft gehen.

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