Als die Austria im falschen Stadion feierte
Dass Fußball-Serienmeister Salzburg den nächsten Titel just gegen Austria Wien fixieren kann, ist durchaus pikant. 2013 jubelten die Violetten (zu) überschwänglich in der Red-Bull-Arena.
SALZBURG. Ein ungeschriebenes Gesetz im Fußball lautet: Der Meisterteller wird im letzten Heimspiel der Saison vergeben und hat in fremden Stadien nichts zu suchen. Doch es gibt auch Ausnahmen von dieser Regel. So wie die Wiener Austria im Mai 2013 ihren Titel in Salzburg zelebriert hat, grenzte das ja schon fast an Verhöhnung des Gegners. Im Überschwang der Gefühle rannte der damalige Austria-Trainer Peter Stöger durch die Red-BullArena, präsentierte den wenige Tage zuvor erhaltenen goldenen Teller dabei nicht nur den violetten Anhängern im Gästesektor, sondern auch den in der Abschlusstabelle um fünf Punkte abgehängten Bullen. Ein No-Go, für das sich Stöger – grundsätzlich bekannt als Verfechter des Fair Play – später aufrichtig entschuldigte.
Es war das bislang
letzte
Mal, dass Österreichs Bundesliga-Meister nicht Red Bull Salzburg hieß. Acht Titel in Serie gingen seither nach Salzburg und am Sonntag könnten die Bullen ihr nächstes Meisterstück vollenden. Mit einem Sieg wäre das Team von Trainer Matthias Jaissle vier Runden vor
Schluss nicht mehr von Platz eins zu verdrängen. Dass der Gegner just Austria Wien heißt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Salzburgs Chance zur Revanche neun Jahre nach Austrias Titelparty im falschen Stadion geht vor einem ausverkauften Unterrang in Szene. 17.000 Zuschauer werden – nicht zuletzt dank eines Gratistickets für jeden Dauerkartenbesitzer – erwartet, wenn Jaissle seine erste Meisterschaft und Kapitän Andreas Ulmer die bereits 13. seiner Karriere holt. „Inhaltlich und taktisch spielt die Situation, dass wir mit einem Heimsieg den Titel holen können, überhaupt keine Rolle. Da gibt es nichts, wo wir etwas anpassen. Aber emotional ist es natürlich etwas anderes. Wir können vor unseren eigenen Fans und aus eigener Kraft den Titel holen. Dementsprechend sind wir hochmotiviert und wollen die Saison auch am Sonntag krönen“, sagte der Bullen-Coach.
Das Duell Red Bull Salzburg gegen Austria Wien hatte es erst vor wenigen Tagen im MeistergruppenHinspiel gegeben, Salzburg siegte nach Toren von Junior Adamu und Luka Sučić knapp, aber verdient mit 2:1. „Wir wissen, dass es erneut kein Selbstläufer wird. Das hat man ja schon im letzten Spiel gesehen, dass es die Wiener sehr gut machen. Wir wissen aber auch, dass wir die Qualität und das Werkzeug haben, sie am Sonntag zu bezwingen. Gegenüber
dem letzten Duell werden wir noch ein paar Kleinigkeiten anpassen.“Diese Veränderungen bringt allein schon die Personalsituation mit sich. Der zuletzt am Knie angeschlagene Brenden Aaronson ist wieder fit, der Einsatz von Zlatko Junuzovic aufgrund von Wadenproblemen indes fraglich.
Bei der Austria sitzt Stögers damaliger Assistent Manfred Schmid inzwischen auf dem Cheftrainer-Sessel. Der Wiener meinte vor dem 28. Spieltag: „Salzburg steht zu Recht kurz vor dem Titel.“Er wolle aber nicht „für die Meisterfeier Spalier“stehen. Die Statistik spricht dennoch ganz klar gegen die Austria, der in dieser Saison noch kein Punkt gegen die Bullen gelungen ist. In bisher 33 Heimspielen gegen die Austria gab es für Red Bull Salzburg seit 2005 überhaupt erst drei Niederlagen.