Sind die Strompreise wirklich gerechtfertigt?
Im Zuge der Ukraine-Krise müssen wir derzeit einen nicht für möglich gehaltenen Preisanstieg in fast allen Bereichen hinnehmen. Aktuell reden wir von einer Inflationsrate von rund sieben Prozent. Dies ist nichts im Vergleich zu dem, was wir im Energiesektor erleben. Natürlich sind am Weltmarkt die Preise für Erdöl und Erdgas enorm gestiegen. Verständlich, dass alle Sektoren, die in irgendeiner Weise von diesen Rohstoffen abhängig sind, mehr oder weniger stark von Kostensteigerungen betroffen sind. Nun werden viele Haushalte ein Schreiben von der Verbund AG erhalten haben, in dem eine Strompreiserhöhung angekündigt wird – für den Arbeitspreis um satte 125,75 Prozent. Wenn man auf der Homepage des Verbund nachliest, erfährt man, dass an die 100 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbarer Energie gewonnen werden. In erster Linie Wasserkraftwerke, die seit Jahrzehnten in Betrieb und damit wohl auch buchhalterisch voll abgeschrieben sind. Dies berücksichtigend fragt man sich, wodurch eine derart hohe Preisanpassung gerechtfertigt wird. Gas und Erdöl können kaum als Erklärung vom Verbund herangezogen werden. Der Geschäftsbericht 2021 weist ein Rekord-EBIT (operatives Ergebnis) von 1266,8 Millionen (1,26 Milliarden) Euro aus. Im letzten Absatz bedankt man sich beim Kunden höflich für das Verständnis, das man selbstverständlich voraussetzt.
Kann es sein, dass man hier einfach nur einen Krisengewinn erzielen will, und gleichzeitig diskutiert die Politik, wie man die Konsumentinnen und Konsumenten mit Steuermitteln entlasten kann?
DI Peter Winkler