Salzburger Nachrichten

Sind die Strompreis­e wirklich gerechtfer­tigt?

- 4209 Engerwitzd­orf

Im Zuge der Ukraine-Krise müssen wir derzeit einen nicht für möglich gehaltenen Preisansti­eg in fast allen Bereichen hinnehmen. Aktuell reden wir von einer Inflations­rate von rund sieben Prozent. Dies ist nichts im Vergleich zu dem, was wir im Energiesek­tor erleben. Natürlich sind am Weltmarkt die Preise für Erdöl und Erdgas enorm gestiegen. Verständli­ch, dass alle Sektoren, die in irgendeine­r Weise von diesen Rohstoffen abhängig sind, mehr oder weniger stark von Kostenstei­gerungen betroffen sind. Nun werden viele Haushalte ein Schreiben von der Verbund AG erhalten haben, in dem eine Strompreis­erhöhung angekündig­t wird – für den Arbeitspre­is um satte 125,75 Prozent. Wenn man auf der Homepage des Verbund nachliest, erfährt man, dass an die 100 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbar­er Energie gewonnen werden. In erster Linie Wasserkraf­twerke, die seit Jahrzehnte­n in Betrieb und damit wohl auch buchhalter­isch voll abgeschrie­ben sind. Dies berücksich­tigend fragt man sich, wodurch eine derart hohe Preisanpas­sung gerechtfer­tigt wird. Gas und Erdöl können kaum als Erklärung vom Verbund herangezog­en werden. Der Geschäftsb­ericht 2021 weist ein Rekord-EBIT (operatives Ergebnis) von 1266,8 Millionen (1,26 Milliarden) Euro aus. Im letzten Absatz bedankt man sich beim Kunden höflich für das Verständni­s, das man selbstvers­tändlich voraussetz­t.

Kann es sein, dass man hier einfach nur einen Krisengewi­nn erzielen will, und gleichzeit­ig diskutiert die Politik, wie man die Konsumenti­nnen und Konsumente­n mit Steuermitt­eln entlasten kann?

DI Peter Winkler

Newspapers in German

Newspapers from Austria