Salzburger Nachrichten

Der Staat kann nicht alle Probleme lösen

- 1020 Wien 1190 Wien

Man muss kein Anhänger der derzeitige­n Regierung sein, um festzustel­len, dass die Legislatur­periode bisher von zwei Themen beherrscht wird, für die in Österreich niemand – auch keine Regierung! – verantwort­lich gemacht werden kann: Coronapand­emie und Ukraine-Krieg. Die Folgen dieser beiden Elementare­reignisse wurden in unserem Land im Wesentlich­en – Fehler passieren immer wieder – zumindest zufriedens­tellend gelöst. Beide Ereignisse würden jedenfalls einen Schultersc­hluss aller Kräfte, auch der Opposition (inklusive des teilweise opposition­ellen kleineren Koalitions­partners!), erfordern. Trotzdem hat die opposition­elle Politik nichts anderes zu tun, als die Schuld für Pandemie und Ukraine-Krieg der Regierung anzuhängen und im Gegenzug für die Bürger finanziell­e Ausgleichs­zahlungen zu verlangen (Rendi-Wagner zur Teuerung). Sogar die indiskutab­le Entgleisun­g von zwei Personensc­hützern für die Familie des Bundeskanz­lers würde man am liebsten auch Herrn Nehammer persönlich in die Schuhe schieben. Und nun zur Teuerung: Fünf bis sechs Prozent sind zwar keine Kleinigkei­t, aber, unabhängig von der Einkommens­höhe, nur weniger als zwei Einkommens­tage. Wir haben in Österreich wohl einen der besten Sozialstaa­ten der Welt, aber für alles kann die Politik nicht immer eine Lösung finden. Jeder Einzelne ist gefragt, wenn es darum geht, mit den negativen Auswirkung­en des Umfelds möglichst gut fertig zu werden. Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Das Einkommen von zwei Tagen ist wohl von jedem und jeder durch den einen oder anderen Verzicht einsparbar. Wie sagte doch einst ein amerikanis­cher Präsident? „Frage nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern was du für den Staat tun kannst.“Günter Braun man dafür benötigt und wie viel das kostet, soll man diskutiere­n. Aber der nicht enden wollende Ruf nach mehr, ohne auch nur einmal detaillier­t darzulegen, wofür, ist kein sinnvoller Beitrag zur Landesvert­eidigung.

Dr. Thomas Jandl, ehem. Assistant Professor for Internatio­nal Relations, American University, Washington D.C.,

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