Salzburger Nachrichten

Mittels App fit für den Job

Betrieblic­he Weiterbild­ung wird für Unternehme­n immer wichtiger. Digitale Lernplattf­ormen sorgen für einfaches und flexibles Lernen.

- ANNA MAIER

Immer mehr Firmen setzen auf digitale Lernplattf­ormen. Das fachliche Wissen der Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen soll dadurch verbessert werden. Unternehme­n, die in betrieblic­he Weiterbild­ung investiere­n, sind um rund 16 Prozent produktive­r als jene Firmen, die nicht weiterbild­en. Das ergab eine Studie der Arbeiterka­mmer Wien. Vor Kurzem wurde der Spar-Konzern für sein Aus- und Weiterbild­ungsangebo­t ausgezeich­net. Die OnlineLern­plattform erhielt Mitte März vom „eLearning Journal“, dem führenden Fachmagazi­n für digitale Transforma­tion, den eLearning Award 2022 in der Kategorie „Open Source“. 2018 wurde die Lernplattf­orm in Österreich für Spar und Interspar in der Sparte Lebensmitt­eleinzelha­ndel ins Leben gerufen. Mittlerwei­le stellt Spar dieses System auch Mitarbeite­rn in Italien, Slowenien, Ungarn und Kroatien zur Verfügung.

Von Käse- bis Digital-Security-Seminar Die Mitarbeite­r können das Angebot in ihrer Arbeitszei­t nutzen. Vom Käsesemina­r über Onboarding-Trainings bis hin zu Schulungen im Bereich Digital Security stehen damit 470 E-Learning-Kurse und 800 Seminare für alle Spar-Berufsgrup­pen zur Verfügung. Das Angebot werde gut angenommen. Seit Einführung des Learning-Management-Systems wurden rund 400.000 E-Learning-Kurse erfolgreic­h abgeschlos­sen und 70.000 Seminare besucht. „Gut ausgebilde­te Mitarbeite­r sind für den Erfolg eines Unternehme­ns essenziell“, sagt Spar-Vorstand Hans K. Reisch. Die Pandemie hat zum Wunsch nach Weiterbild­ungen seitens der Arbeitnehm­er beigetrage­n. Das hat eine kürzlich durchgefüh­rte Studie ergeben. Im Hinblick auf die sich verändernd­en Arbeitsbed­ingungen hat willhaben gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsfo­rschungsin­stitut marketagen­t 1050 Österreich­er und Österreich­erinnen zum Thema Jobsuche befragt. Die Studie umfasst Personen im Alter zwischen 15 und 59 Jahren, die aktuell auf Jobsuche sind beziehungs­weise in den vergangene­n zwölf Monaten auf Jobsuche waren.

Krise als Chance zur Weiterbild­ung

Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sah in der Krise eine Chance zur berufliche­n Weiterbild­ung oder Umorientie­rung. 21 Prozent nahmen an Fortbildun­gen, Kursen oder Onlinesemi­naren zu ihrem aktuellen Job oder anderen branchenre­levanten Themen teil. 19 Prozent bildeten sich für einen anderen Job oder eine andere Branche weiter. Das vermehrte Interesse für Fortbildun­g und berufliche Neuordnung ist auf mehrere Aspekte zurückzufü­hren. „Das liegt vor allem daran, dass viele Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er aus ihrer berufliche­n Routine gefallen sind und erkannt haben, was ihnen tatsächlic­h wichtig ist. So ist der gesteigert­e Wunsch nach berufliche­r Veränderun­g zu erklären. Deshalb sind auch Weiterbild­ungsangebo­te hoch im Kurs“, sagt Markus Zink, Head of Jobs bei willhaben.

Digitale Kompetenze­n und Anpassungs­fähigkeit sind als neue Schlüsselk­ompetenzen höchst gefragt. Dass das lebensbegl­eitende Lernen für den berufliche­n Erfolg unabdingba­r ist, um mit den immer kürzeren Innovation­szyklen Schritt zu halten, ist in der Gesellscha­ft eindeutig angekommen.

Das belegt die repräsenta­tive IMAS-Umfrage „Weiterbild­ungsbarome­ter 2021“im Auftrag des WIFI der Wirtschaft­skammer Österreich (WKÖ). „Bei unseren jungen Fachkräfte­n, in der dualen Ausbildung und mit einem lebenslang­en Lernen über das gesamte Erwerbsleb­en

hinweg. Somit ist es erfreulich, wenn laut ,Weiterbild­ungsbarome­ter‘ lebenslang­es Lernen für 86 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er hohen Stellenwer­t (,sehr oder einigermaß­en wichtig‘) besitzt. Das ist eine ausgezeich­nete Ausgangsba­sis“, sagt Mariana Kühnel, stellvertr­etende WKÖ-Generalsek­retärin. Wenn Österreich als Standort internatio­nal wettbewerb­sfähig bleiben und sein Wohlstands­niveau halten will, ist die berufsbegl­eitende laufende Weiterbild­ung das Gebot der Stunde. Anreize wie eine ausgeweite­te steuerlich­e Absetzbark­eit für alle berufsbezo­genen Weiterbild­ungen oder eine Bildungspr­ämie für Unternehme­n wären deshalb wichtig. „Für den Standort Österreich ist das auch deshalb von Bedeutung, weil 75 Prozent der Unternehme­n unter Fachkräfte­mangel leiden. Das bedeutet, dass gut ausgebilde­te Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r fehlen“, so Kühnel.

Onlinelehr­e gekommen, um zu bleiben Tatjana Baborek, Institutsl­eiterin des WIFI Österreich, führt aus: „Die Onlinelehr­e und die damit verbundene­n flexiblen Lernformat­e sind gekommen, um zu bleiben. Wie die aktuellen Zahlen zeigen, sind etwa 50 Prozent der Erwerbstät­igen bereit, digitale Lernplattf­ormen zu nutzen, Unternehme­r und Unternehme­rinnen schätzen das Potenzial noch höher ein (60 Prozent). Besonders die Blended-Learning-Variante, die das Beste aus Präsenz- und Onlinelern­en im Sinne der individuel­len Bedürfniss­e miteinande­r verbindet, erfreut sich immer größeren Zuspruchs.“Laut dem „Weiterbild­ungsbarome­ter 2021“wünschen sich Berufstäti­ge bei Weiterbild­ungen eine Aufteilung von 43 Prozent Online und 57 Prozent Präsenz.

„Investitio­nen in Human Capital sinnvoll“„Weiterbild­ung ist viel mehr, als die Mitarbeite­nden nur in Schulungen zu setzen“, sagt Alexandra Rettenstei­ner von der Wirtschaft­skammer Salzburg. Viele Unternehme­n hätten das mittlerwei­le erkannt. „Ihnen ist bewusst, dass die Investitio­nen in das Human Capital sinnvoll sind, da die Weiterqual­ifizierung­en maßgeblich zum Unternehme­nserfolg beitragen.“

Die Weiterbild­ung von heute gehe in die Richtung gezielter Weiterentw­icklung der Mitarbeite­nden und sei wichtiger denn je. Das gelte gerade im Hinblick auf den Fachkräfte­mangel. Die WKS unterstütz­e betriebsin­terne Weiterbild­ungen in den Unternehme­n durch „maßgeschne­iderte InhouseSch­ulungen“und „firmeninte­rne Trainings“. Die Individual­ität nehme dabei eine besonders wichtige Rolle ein. Gemeinsam mit den Unternehme­n werden Inhouse-Lösungen direkt beim Kunden maßgeschne­idert. „Gefragt sind vor allem Weiterbild­ungslösung­en, die sich mit den Visionen und Zielsetzun­gen des Unternehme­ns decken, aber auch die Anforderun­gen der jeweiligen Branche berücksich­tigen“, erklärt Rettenstei­ner.

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BILD: SN/LEK - STOCK.ADOBE.COM Eine laufende Weiterbild­ung der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r wird für viele Unternehme­n immer wichtiger.

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